Back to Blood
Prolog
Wir sind jetzt
in Mii-ah-mii
You …
You …
You … edit my life … You are my wife, my Mac the Knife — der Witz daran ist, dass er zwar der Chefredakteur vom Miami Herald ist, einer der fünf oder sechs bedeutendsten Zeitungen der Vereinigten Staaten, dass sein Chef aber sie ist. Sie … ist … sein Chef. Letzte Woche hatte er völlig vergessen, im Internat seines Sohnes Fiver anzurufen, in Hotchkiss, bei dem Rektor mit der sanierten Hasenscharte, und Mac, seine Frau, seine Mac the Knife, war verständlicherweise verärgert gewesen … aber dann hatte er ihr mehr schlecht als recht zur Melodie von »You Light Up My Life« seinen kleinen Reim vorgesungen. You … edit my life … You are my wife, my Mac the Knife — und da musste sie gegen ihren Willen lächeln, und das Lächeln löste ihre Laune in Luft auf, die Ich-hab-genug-von-dir-und-deiner-Liederlichkeit-Laune . Würde das jetzt vielleicht noch mal funktionieren? Würde er noch einmal den Mut dazu aufbringen?
Im Augenblick hatte Mac das Kommando. Sie saß am Steuer ihres geliebten und grotesk beengten, brandneuen Mitsubishi Green Elf Hybrid, eines momentan todschicken und moralisch erleuchteten Fahrzeugs. Sie rollten auf dem Parkplatz des Balzac’s, Miamis Jahrhundertnachtklub des Monats gleich um die Ecke vom Mary Brickell Village, an lückenlosen Reihen mit Seitenspiegel an Seitenspiegel parkenden Autos vorbei und suchten vergeblich nach einem freien Platz. Sie fuhr ihren Wagen. Diesmal war sie verärgert — und ja, wieder einmal verständlicherweise — weil seine Liederlichkeit dafür verantwortlich war, dass sie sich hoffnungslos verspätet auf den Weg zum Balzac’s gemacht hatten, weshalb sie darauf bestanden hatte, ihren Green Elf zu nehmen, um zum coolsten aller Nachtklubs zu fahren. Wenn er fahren würde, in seinem BMW , würden sie niemals rechtzeitig ankommen, weil er nämlich ein dermaßen langsamer und zum Verrücktwerden vorsichtiger Fahrer war … und er fragte sich, ob sie damit nicht eigentlich ängstlich und unmännlich meinte. Wie auch immer, sie übernahm die Rolle des Mannes, und der Elf zischte zum Balzac’s wie ein geölter Blitz, und da waren sie nun, und Mac war gar nicht glücklich.
Drei Meter über dem Eingang des Restaurants war eine riesige Kunststoffscheibe angebracht, knapp zwei Meter im Durchmesser und knapp einen halben Meter dick, darin eingelassen eine Büste von Honoré de Balzac, eine »Nachempfindung« — so bezeichnen Künstler heutzutage ein Plagiat — der berühmten Daguerreotypie von Nadar. Balzacs Augen waren so verändert worden, dass sie genau in die Augen des eintretenden Gastes blickten, und die Lippen waren an den Mundwinkeln zu einem breiten Lächeln angehoben worden. Der »Nachempfinder« war ein begabter Bildhauer und hatte drinnen eine Lichtquelle angebracht, die die gewaltige Kunststoffscheibe mit einem goldenen Schimmer durchdrang. Tout le monde war begeistert. Das Licht hier draußen auf dem Parkplatz war allerdings miserabel. Industrielaternen auf hohen Masten schufen ein trübes elektrisches Zwielicht, das den Palmwedeln eine eitrig gelbe Farbe verlieh. »Eitrig gelbe Farbe« — na also. Ed fühlte sich klein, klein, klein … festgeschnallt auf dem Beifahrersitz, den er ganz hatte zurückschieben müssen, damit er in Macs klitzekleinem, grasig grünem Green Elf genügend Platz für seine langen Beine hatte. Er kam sich vor wie der Doughnut, der spielzeugkleine Reservereifen im Kofferraum des Elf.
Mac, ein großes Mädchen, war gerade vierzig geworden. Schon vor achtzehn Jahren, als er sie in Yale kennengelernt hatte, war sie ein großes Mädchen gewesen … kräftige Knochen, breite Schultern, groß, fast eins achtzig … schlank, geschmeidig, stark, eine Athletin hoch drei … sonnig, blond, voller Leben … Atemberaubend! Einfach umwerfend, sein großes Mädchen! In der Kategorie der umwerfenden Mädchen sind die großen Mädchen allerdings die ersten, die jene unsichtbare Grenzlinie überschreiten, jenseits deren sie höchstens noch darauf hoffen können, als »sehr gut aussehende Frau« oder »ziemlich beeindruckend, ehrlich« durchzugehen. Mac, seine Frau, seine Mac the Knife, hatte diese Linie überschritten.
Sie seufzte so tief, dass sie beim Ausatmen die Luft durch die Zähne presste. »Man sollte meinen, dass so ein Restaurant einen Parkservice hat. Teuer genug ist der Laden ja.«
»Stimmt«, sagte er. »Du hast recht. Das Joe’s Stone Crab, das Azul, das Caffe
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