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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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die …«
    Dr. Baumanns verdutzter Blick lässt mich verstummen. Dann lacht er
unvermittelt los. »Das meinte ich nicht! Mir ist natürlich klar, wie man zu
seinem richtigen Namen kommt. Ich meinte ihren Künstler namen!«, erklärt er mit einem breiten Grinsen.
    Meinen Künstlernamen ?
    Ein Pseudonym. Ist es das, was er meint?
    Aber klar doch. Für eine gute Vermarktung sollte man sich vielleicht
einen Namen ausdenken, der so richtig was hermacht. Sandra King vielleicht oder
Sandra Rowling … oder …
    Aber Moment mal. Wie kommt er drauf, dass ich mir schon einen Namen
ausgesucht habe? In meiner Bewerbung stand doch gar nichts von …
    Â»Sandy Wild!«, unterbricht er meine Gedanken. »Ihr Künstlername. War
es Ihre eigene Idee, den Namen ins Englische umzuformen, oder hat sich das Ihr
Management ausgedacht?«
    Â»?«
    Â»Das ist doch Ihr Künstlername, nicht wahr?«, fragt er und wird
plötzlich ein wenig unsicher. »Sie sind doch Sandy
Wild?«
    Sandy Wild? Wer soll das denn sein?
    Â»Nein, bin ich nicht«, stammle ich, und meine Wangen beginnen zu
brennen. »Ich bin Sandra Wilding!«
    Dr. Baumann starrt mich einige Sekunden lang wortlos an.
    Â»Ach du meine Güte!«, stößt er dann hervor, springt auf und hechtet
regelrecht zu seinem Schreibtisch hinüber. Er fegt hastig ein paar Unterlagen
zur Seite und nimmt – von ganz unten – einen
Briefumschlag zur Hand. Meinen Umschlag, das erkenne
ich sofort an dem auffälligen Papier mit den bunten Lollipops.
    Er zerrt meinen Brief hervor und überfliegt fassungslos die Zeilen.
    Â»Gott, ist mir das peinlich«, sagt er dann mit dem kläglichen
Versuch eines Lachens. »Ich dachte, Sie sind Sandy Wild, mit der hatte ich
nämlich einen Termin um fünf …« Er wirft einen schnellen Blick auf seine Uhr. » Jetzt , um genau zu sein. Sie wollte mir ihre Memoiren
vorbeibringen, deswegen dachte ich vorhin auch, Sie seien etwas früh dran.« Er
rudert hilflos mit den Armen.
    Ich bin platt. Er hat mich verwechselt. Verwechselt mit einer Frau
namens Sandy Wild. An deren Memoiren er interessiert ist.
    Was mich aber jetzt auch neugierig macht. Wenn sich ein großer
Verlag für die Memoiren einer Person interessiert, dann muss die doch irgendwie
berühmt sein, oder?
    Seltsam nur, dass ich den Namen noch nie gehört habe.
    Â»Wer … wer ist denn diese Sandy Wild?«, frage ich vorsichtig. Er hat
den Namen englisch ausgesprochen. Vermutlich ist sie eine berühmte
Amerikanerin, eine Nobelpreisträgerin oder so.
    Dr. Baumann zieht die Augenbrauen hoch. »Sie haben noch nie von
Sandy Wild gehört?«
    Â»Nein.«
    Â»Tja, äh …« Er räuspert sich. »Das ist ein Porn … äh, Erotikstar.
Wussten Sie das nicht?«
    Für die nächsten Sekunden setzt mein Gehirn aus. Als es wieder
einrastet, spüre ich, wie ich dunkelrot anlaufe.
    Ein Erotikstar?
    Die haben mich für einen Erotikstar gehalten!
    Deswegen die Blicke. Deswegen die unverhohlene Begeisterung dieses schmierigen Grafikers. Und deswegen die kaum zu übersehende Missbilligung von Frau
Kränzlein.
    Ich, ein Pornostar!
    Aber wie kommen die denn darauf?
    Plötzlich wird mir bewusst, wie kurz dieser Rock ist. Hastig ziehe ich ihn weiter hinunter. Und die Höhe meiner
Absätze … aber die Stilettos kann ich ja jetzt schlecht ausziehen. Und dieser
enge BH, durch den meine Brüste so schön …
    Alles klar. Die hielten mich für einen Pornostar, weil ich wie einer
aussehe.
    Verdammt, Susi, du und deine Klamotten!
    Ich komme mir plötzlich völlig nackt vor und versinke förmlich in
der Couch vor lauter Scham. Mein einziger Trost ist, dass die Situation Dr.
Baumann mindestens ebenso unangenehm zu sein scheint wie mir.
    Â»Ah, ich sehe schon«, sagt er mit gespielter Lockerheit und stiert
in meine Unterlagen. »Sandra Wilding.« Er betont meinen Namen so, als wäre ich
berühmt. »Das Kinderbuch, Max Clever und Joey Dump … sehr interessant, wirklich
sehr interessant«, betont er dann noch ausdrücklich.
    Dann kommt er wieder zur Sitzgruppe herüber. »Sie sind also gleich
selbst vorbeigekommen, um uns das vollständige Manuskript zu überreichen?«,
sagt er und schafft es dabei nicht, mir in die Augen zu sehen.
    Â»Ja, äh … Ich dachte, da Ihr Verlag ja praktisch gleich um

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