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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Familie!«
    Bank? Was faselt die denn da? Scheint ein bisschen verwirrt zu sein,
die Gute. Aber angesichts der Situation ja auch verständlich.
    Ich versuche vorsichtig, ihr Sandras Tasche abzunehmen. Da dürfte
inzwischen schon einiges zu Bruch gegangen sein, fürchte ich.
    Â»Was tun Sie denn da?«, schreit sie mich an.
    Â»Tut mir leid, Frau Baumann«, sage ich. »Aber diese Tasche gehört
Sandra.«
    Â»Baumann? Wieso Baumann?« Sie reißt die Augen auf. »Und wer ist
Sandra?«
    Â»Ja, wer ist Sandra?«, echot auch ihr Mann.
    Â»Sandra Wilding. Meine Verlobte«, sage ich. »Die Frau, mit der Sie
heute Abend hier sind.«
    Â»Ich bin mit meiner Frau hier«, stammelt er fassungslos.
    Â»Ja, er ist mit mir hier«, pflichtet die Alte ihm plötzlich bei.
    Â»Aber Sie sind doch Steffen Baumann, oder etwa nicht?«, vergewissere
ich mich.
    Â»Nein, ich bin Egon Lessing«, antwortet er empört.
    Hoppla. Für ein paar Nanosekunden setzt mein Gehirn aus. Als es
wieder einrastet, fühle ich, wie mir das Blut in den Kopf schießt.
    Das ist jetzt … irgendwie peinlich …
    Â»Das ist ja unerhört!« Der Geprügelte erwacht jetzt wieder zum
Leben. »Sie kommen hier reingetrampelt und bezichtigen mich, eine Affäre mit
Ihrer Verlobten zu haben, und dann ist das alles nur eine Verwechslung?« Er
beginnt sich mit einer Serviette das Gesicht abzutrocknen. »Na, warten Sie, das
wird ein Nachspiel haben, ich werde Sie …«
    Moment mal. Einspruch!
    Â»Und die Sache mit der Praktikantin?«, entgegne ich. »Das haben Sie
doch gerade zugegeben!«
    Â»Ja, genau!«, geht die Sirene seiner Frau gleich wieder los. »Das
hast du zugegeben! Und wer weiß, vielleicht hast du ja auch mit dieser Sandra … he, Sie, warten Sie!«, schreit sie mir nach.
    Aber ich beachte sie nicht, sondern verlasse mit Riesenschritten das
Lokal. Okay, es war eine Verwechslung. Es war sogar eine verdammt peinliche
Verwechslung. Das war gar nicht Baumann.
    Aber hilft mir das weiter? Ganz im Gegenteil. Ich habe ihn und
Sandra verpasst. Sie sind längst über alle Berge, und ich habe keine Ahnung,
wohin.
    Draußen fühle ich, wie sich Verzweiflung in mir breitmacht. Was soll
ich bloß tun?
    Ich werde sie anrufen, natürlich. Ich werde ihr alles erklären, ich
werde sie bitten, mir zu verzeihen, und ihr sagen, dass ich nicht rechtzeitig
kommen konnte, weil sich heute alles gegen mich verschworen hatte. Genau.
    Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und klappe es auf.
    Doch dann zögere ich.
    Was, wenn es bereits zu spät ist? Wenn sie und Baumann schon …?
    Der Gedanke versetzt mir einen Stich.
    Doch dann besinne ich mich. Würde Sandra das wirklich tun? Würde sie
gleich am ersten Abend so weit gehen mit einem anderen Mann? Ich kann es mir
nicht vorstellen. Klar, sie ist wütend auf mich, und ganz sicher ist sie
enttäuscht. Sie muss denken, ich wäre absichtlich nicht gekommen. Sie muss
denken, ich hätte sie im Stich gelassen.
    Aber würde sie deswegen …?
    Ich atme ein paar Mal tief durch, und in meinem Schädel rasen die
Gedanken.
    Nein, entscheide ich dann. Sie ist doch meine Frau. Sie und ich, wir sind doch füreinander bestimmt. Nie wurde mir das klarer
als heute, als ich dachte, ich müsste sterben.
    Nein, ich muss es riskieren. Ich muss ihr vertrauen. Und für den
ganzen Mist, den ich gebaut habe, hat sie mehr als eine bloße Entschuldigung
verdient. Ich muss ihr sagen, dass ich sie liebe. Ich muss mich zu ihr bekennen
– und zu unserer Beziehung.
    Und ich muss das öffentlich tun. Ohne Wenn und Aber. Ohne
Kompromiss.
    Und plötzlich weiß ich auch, wie.
    Ich wähle die Nummer des Cheerio. Frankie hebt ab.
    Â»Hallo, Frankie, hier ist Martin. Hast du deine Videokamera da?«
    Â»Meine Videokamera? Ja, sicher. Wozu brauchst du die denn?«
    Â»Das erklär ich dir später. Sind die Jungs noch da? Henning und
Michael?«
    Â»Ja, die sind da. Wir haben uns übrigens schon gewundert, wo du
heute bleibst.«
    Â»Sag ihnen, sie sollen auf mich warten. Ich bin gleich bei euch.«
    Â»Das klingt ziemlich seltsam, Martin. Was ist denn los bei dir?«
    Â»Ich muss endlich Nägel mit Köpfen machen, Frankie«, erkläre ich.
»Ich muss mein Leben wieder auf die Reihe bringen.«
    Â»Im Moment kapier ich überhaupt nichts«, gesteht Frankie. »Was hast
du

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