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Ich war ein Glückskind - mein Weg aus Nazideutschland mit dem Kindertransport

Ich war ein Glückskind - mein Weg aus Nazideutschland mit dem Kindertransport

Titel: Ich war ein Glückskind - mein Weg aus Nazideutschland mit dem Kindertransport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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im Mai und es war der schönste Tag seit Langem!
    Ich glaube, ganz Cambridge hat es mitbekommen!
    Ich habe diesem Soldaten mehrmals zurückgeschrieben und auch Fotos beigelegt, aber ich fürchte, du hast sie nie erhalten.
    Ich habe bei einer reichen Familie in Cambridge gewohnt, in einem hübschen Haus mit großem Garten.
    Sie hatten eine Tochter in meinem Alter. Die andere Tochter war drei Jahre älter, der Sohn fünf.
    Bei ihnen habe ich meine Angst vor Hunden endgültig abgelegt. Ich bin inzwischen eine richtige Hundenärrin und Hühner und Kaninchen liebe ich auch. Weißt Du noch, welche Angst ich als Kind vor Hunden hatte?
    Bei den Beards lernte ich auch einige interessante Leute kennen, da sie oft Gäste hatten: Amerikaner, Neuseeländer und andere Nationalitäten gingen bei uns aus und ein.
    Dadurch habe ich meine Schüchternheit abgelegt.
    Obwohl ich mich bei den Beards recht wohl gefühlt habe, habe ich natürlich die ganze Zeit gehofft, bald wieder bei Dir zu sein.
    1944 verließ ich die Familie Beard.
    Das Komitee schickte mich in ein Wohnheim, in dem es mir gut gefiel. Wir waren zwanzig Jungen und Mädchen aus Deutschland oder Österreich zwischen 14 und 25. Es ging dort recht laut zu, aber es war auch lustig.
    Und dort lernte ich Paul kennen.
    Kannst Du Dir vorstellen, Mama, wie sehr ich mich all die Jahre nach Euch gesehnt habe?
    Du und Papa wart die besten Eltern der Welt, Ihr habt mir eine glückliche Kindheit geschenkt, und die Erinnerungen an meine ersten elf Lebensjahre gaben mir in den Jahren der Trennung viel Kraft. Auch wenn ich bei fremden Menschen wohnte, vergaß ich keine Sekunde, dass ich die besten Eltern der Welt hatte!
    Deine Dich liebende Tochter
    Marion
    Einen Monat darauf schrieb ich wieder an den Korporal und bat ihn, meiner Mutter eine ganz besondere Nachricht zukommen zu lassen.
    14. Dezember 1945
    Lieber Corporal,
    ich hoffe, dieses Schreiben erreicht Sie noch rechtzeitig, damit Sie meiner Mutter die große Nachricht überbringen können.
    Bitte sagen Sie ihr, dass ich am 23. Dezember heiraten werde, und es wäre so schön, wenn meine Mutter es wüsste.
    Die Hochzeit findet um 12 Uhr mittags statt. Paul und ich lassen uns vom deutschen Rabbi aus Berlin, Doktor Van der Zyl, trauen.
    Ich bedauere unendlich, dass meine Mutter nicht dabei sein kann, aber wir werden alle an sie denken, und ich hoffe, dass sie im Geiste bei uns sein kann.
    Vielen Dank im Voraus.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ihre Marion Czarlinski
    Es dauerte vierzehn lange Monate, bis meine Mutter endlich die Genehmigung erhielt, aus dem besetzten Deutschland auszureisen.
    Doch dann, an einem himmlischen Februartag im Jahr 1947, mitten im kältesten englischen Winter seit Menschengedenken, traf meine Mutter in England ein.
    Auf dem Weg zum Hafen von Tilbury, wo ich sie abholte, musste ich an einen anderen britischen Hafen denken, in dem ich vor vielen Jahren hier angekommen war, als kleines verängstigtes Flüchtlingsmädchen, das in eine ihr unbekannte Welt katapultiert wurde. Ich besaß nichts außer der Tapferkeit und den Optimismus, die meine Eltern mir mitgegeben hatten.
    Und jetzt stand ich in einem anderen Hafen und wartete auf meine Mutter, die ich seit siebeneinhalb Jahren nicht mehr gesehen hatte. Seit sechs Jahren war sie nun schon Witwe, hatte sich im Nazideutschland jahrelang verstecken müssen. Doch sie hatte nie den Mut und ihre Tatkraft verloren und immer darauf gehofft, dass wir uns eines Tages wiedersehen würden.
    Als sich das Schiff dem Hafen näherte, sah ich meine Mutter an Deck. Sie trug ihren alten schwarzen Pelzmantel, den ich noch aus meinen Kindertagen in Berlin kannte, und ein großes Rotes Kreuz um den Hals.
    Ich sah schon von Weitem, wie sie strahlte.
    Und als das Schiff noch näher kam, konnte ich zwar erkennen, wie dünn sie geworden war, doch ihr Lächeln war noch immer das einer sehr viel jüngeren Frau.
    Es war das Lächeln meiner Mutter, die ich zuletzt am 4. Juli 1939 gesehen hatte und nach der ich mich in dieser langen Zeit mit jeder Faser meines Herzens gesehnt hatte.
    Ich sah sie die Gangway herunterkommen, rannte auf sie zu und warf mich in ihre Arme.
    Und erst da, in diesem glückseligen Moment, konnten die Frau und die Tochter eines deutschen Offiziers endlich weinen.



Nachwort
    Nun, was kann ich dir und deinen Lesern noch erzählen, Anna?
    Der Tag, an dem meine Mutter nach unserer fast achtjährigen Trennung endlich nach England kam, war der glücklichste Tag meines ganzen

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