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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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PROLOG
     
     
     
    Als das Tor seiner Höhle sich hinter ihm schloss, hatte der Alleroberpriesterlichste, der geistliche Führer der gesamten Zwergenheit und die Stimme der Götter, das Gefühl, dass das Eherne Imperium längst untergegangen war.
    Hängenden Hauptes zog er sein rituelles Gewand aus und legte es auf die marmorne Kommode. An den darüber befindlichen Haken hängte er seinen ausladenden Zeremonienhelm, an dem zwei Dutzend stählerne, auf Hochglanz polierte Wurzeln funkelten, welche die Verbundenheit des Ehernen Volkes mit den Felsen symbolisierten. Außerdem waren auf dem Helm die Stammeszeichen der vier ehrbaren Häuser zu erkennen: Feuer, Erde, Fels und Stahl und das Zeichen des Großen Verwalters, das Hammerzepter. Der Höchste der Hohen griff nach einem schlichteren Helm und schlurfte im matten Licht der leise summenden Leuchtkäfer zu seinem weichen Lager hinüber.
    Die Zwerge hatten geglaubt, dass ihr glorreiches Volk das Schlimmste überstanden hätte, dass sie dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen, das Übel abgewendet und die große Erzferkelprophezeiung Lügen gestraft hätten. Ihnen war das Ende von allem, jedem und dem Rest vorausgesagt worden. Eine Prophezeiung aus alten Tagen, düster und allgegenwärtig, der zufolge das Zusammentreffen des Zwerges, der kein Bier trinkt, mit jenem, der das Licht der Gänge mit goldenen Zähnen im Mund erblickt hatte, und die Wiederkehr der tot geglaubten schwarzen Splitterspinne das unwiederbringliche Ende des Ehernen Imperiums verheißen sollte.
    Das Eherne Volk hatte dieser Bedrohung ins Auge gesehen, und es hatte sie überstanden. Mit Hilfe des Schicksalszwergs hatten die Zwerge eine Verschwörung gigantischen Ausmaßes und die Machtergreifung des Überzwergs vereitelt. Gemeinsam hatten sie den Untrunkenen und den Goldbezahnten überwunden.
    Der Preis aber war hoch gewesen: Seit dem Tod ihrer Frauen vor vielen hundert Jahren gab es ohnehin nur noch wenige zwergische Nachkommen, doch durch die Verschwörung der Sektierer waren sie noch weiter dezimiert worden. Die Zahl der stählernen Eier, aus denen die Zwerge zu schlüpfen pflegten und die in einer fernen Eishöhle gelagert wurden, war inzwischen auf jämmerliche vierhundert geschrumpft. Und nach diesen letzten Schlüpflingen würde das glorreiche Eherne Imperium seinem unausweichlichen und endgültigen Ende gegenüberstehen.
    So viel Wahrheit hatten die Worte des Großen Erzferkels tatsächlich enthalten. Der Untergang war zwar nicht gekommen, aber dafür hatte er angefangen.
    Das Erbe der Zwerge war jedoch nur ein Teil des Preises gewesen, den sie hatten zahlen müssen. Ein anderer hatte den Höchsten der Hohen ungleich härter getroffen: Stets war er die Verbindung der Zwerge zu ihren Göttern gewesen. Mit Hilfe des heiligen Olms und des Orakels hatte er den Willen der Gottzwerge ergründet und ihn dem Ehernen Volk zum Ende jeder Audienz des Großen Verwalters kundgetan. In der Halle der Helme hatten die Zwerge vor ihm gekniet und ehrfürchtig gelauscht, waren willige Werkzeuge in den Händen der Götter gewesen…
    Doch der heilige Olm war, wie alle anderen seiner Art, der Verschwörung des Neuen Stahls zum Opfer gefallen und hatte sein Ende zwischen den Kiefern einer schwarzen Splitterspinne gefunden. Seitdem schwieg das Orakel. Die Götter waren von ihren Kindern getrennt worden. Sie waren verstummt. Und der Allerhöchste vernahm nicht länger ihre Botschaft…
    Seitdem beherrschten Zweifel sein Leben. Schicht um Schicht hatte er ins Dunkel gelauscht und auf ein Zeichen der Gottzwerge gehofft.
    Vergeblich.
    Die Götter hatten ihn verlassen.
    Das Orakel war verstummt, und er selbst war nutzlos geworden. Sein Erscheinen am Ende der Audienz des Verwalters, zu der sich das gesamte Eherne Volk am Fuß des schwarzen Thrones versammelte, war ein bloßer Abglanz dessen, was einst gewesen war. Noch immer trug er die rituellen Gewänder und den Zeremonienhelm, und sein zweibeiniges Gedächtnis folgte ihm wie eh und je, um sich alles einzuprägen, was seinem Herrn von Nutzen sein konnte. Das Eherne Volk pries und verehrte den Höchsten der Hohen nach wie vor. Für sie war er die Stimme der Gottzwerge. In ihren Ohren waren seine Worte noch immer die der Götter. Ihm selbst jedoch war schmerzhaft bewusst, dass er inzwischen keine andere Aufgabe mehr hatte, als die Entscheidungen des Großen Verwalters abzunicken.
    Einst hatten der Verwalter und er Seite an Seite über das Eherne Volk geherrscht, waren

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