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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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Geschwister und ich den kurzen Flug von Havanna nach Miami buchen. Von dort aus brachte mein Vater uns nach New York. Ich werde nie vergessen, wie Castros Soldaten mich, einen Neunjährigen, auf dem Flughafen von Havanna auszogen, um nach Schmuggelware zu suchen. Es ist eine Ironie, dass das FBI Exkubaner in den 1960er- und 70er- Jahren und sogar noch Anfang der 80er-Jahre nur ungern als Special Agents einstellte – man fürchtete, wir seien Spitzel des Castroregimes. In Wahrheit empfand fast jeder, der in jenen Jahren Havanna verließ, bleibenden und leidenschaftlichen Hass auf Castro, der Familien und Existenzgrundlagen zerstörte und viele Menschen einsperrte und tötete. Als ich 1980 zum Special Agent des FBI ernannt wurde, war ich erst der zweite Kubaner, dem diese Ehre zuteilwurde.
    Ich war immer ein kontaktfreudiger Mensch, schon als Kind. Darum lernte ich schnell Englisch, machte mich mit der amerikanischen Kultur und Lebensweise vertraut und gewann Freunde. Mein Vorname wird Joaquin geschrieben und Wakien gesprochen. Das war den meisten Amerikanern, die ich traf, zu schwierig; darum nannten sie mich Jock (Sportfan), weil ich gerne Sport trieb. Denken Sie daran, dass Joaquin Phoenix damals noch gar nicht geboren war!
    In den 1960er-Jahren wollten die Menschen sich anpassen, anstatt aus der Reihe zu tanzen und sich hauptsächlich mit ihrer ethnischen Herkunft zu identifizieren, wie es heute oft der Fall ist. Damals war mir mein Akzent peinlich. Ich sagte »choos« statt shoes und »jello« statt jellow. Meine Freunde zogen mich oft damit auf. Wenn ich sehr nervös bin oder mich in einer spanisch sprechenden Umgebung befinde, bricht mein Akzent heute noch durch. Meine Frau lacht mich dann aus und nennt mich Ricky Ricardo.
    Nach einiger Zeit gründete mein Vater eine erfolgreiche Praxis als Steuerberater und wurde eine Art Mentor der Gemeinde – alle liebten »Mr. G.«, wie man ihn in New York nannte. Er ging mit seiner dicken Zigarre durch die Straßen und half Leuten, ihre Probleme zu lösen – mit Steuern, mit der Buchhaltung in ihren kleinen Geschäften, mit allem, was sie brauchten. Er schrieb sogar ein Buch mit dem Titel El Income Tax y Usted (Ihre Einkommenssteuer und Sie), um den Latinos das amerikanische Steuersystem zu erklären. Er war ein großartiger Mann, und alle hatten ihn gern. Ich bin sicher, dass mir das Wohl der Gemeinschaft deshalb so am Herzen liegt, weil seine Einstellung zur Arbeit mein Vorbild war.
    Ich wurde ein typischer Teenager und interessierte mich hauptsäch-lich für Football. Da ich eins 82 groß war und 108 Kilo wog, war ich wie geschaffen für dieses Spiel und fühlte mich wohl in einem Team. An der Highschool spielte ich in einer Wettkampfmannschaft und wurde ins All-Star-Team unserer Liga gewählt. Infolgedessen wurden mir eine Menge Stipendien angeboten. Ich muss zugeben, dass meine Noten schlecht waren, was meine Eltern sehr ärgerte. Die beste Schule, rein akade­misch betrachtet, befand sich in Texas. Was für ein Erlebnis für einen kuba­ nischen Jungen aus der Bronx! Die Schule stand mitten im Niemandsland und vermittelte mir meine ersten echten Erfahrungen mit Vorur­teilen.
    Ich erzählte den Leuten, ich sei Kubaner.
    »Nein«, entgegneten sie, »du bist Mexikaner. Du heißt Garcia, also bist du Mexikaner.«
    Ich versuchte zu erklären, dass es Puertoricaner, Dominikaner, Kubaner und Mexikaner gibt, alle mit ihrer eigenen Kultur. Aber niemand kümmerte sich darum oder verstand mich. Wer einen Nachnamen wie Garcia hatte, war Mexikaner, basta. Ich glaube, ich habe es dem Football und den vielen Freunden in der Mannschaft zu verdanken, dass ich nicht durchdrehte. So war das eben im Jahr 1970 im Panhandle 3 von Texas.
    Nach einem erfolgreichen ersten Schuljahr beschloss ich, wieder nach Hause zu gehen und ein Junior College in New York zu besuchen. Die Jungs hatten eine Landesmeisterschaft gewonnen. Auch dort spielte ich Football. Anschließend bekam ich ein Football-Stipendium von einer erstklassigen Schule in Virginia. Also spielte ich Football und machte meinen Abschluss. Etwa um diese Zeit führten zwei Ereignisse dazu, über das FBI nachzudenken. Erstens hatten zwei Brüder, mit denen ich Football spielte, einen Vater, der FBI-Agent war. Und der Film Serpico kam heraus, der mich stark beeinflusste. Al Pacino spielt einen New Yorker Polizisten namens Frank Serpico, der sich unter dem Namen Paco in die Welt der Drogenhändler und anderen Kriminellen einschleusen

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