Ich weiss, dass du luegst
Verlegenheit oder das Erröten aus Scham könnte sich in der Intensität, durch die betroffenen Gesichtsbereiche oder in ihrer Dauer unterscheiden. Meiner Meinung nach wird das Gesicht nur dann rot, wenn die Wut nicht kontrolliert werden kann oder wenn eine Person bemüht ist, die kurz vor der Explosion stehende Wut in den Griff zu bekommen. Sollte dies der Fall sein, gäbe es auch andere Beweise für Wut in Gesicht und Stimme, und der Lügenermittler müsste sich nicht nur auf die Gesichtsfarbe verlassen, um diese Emotion auszumachen. Bei kontrollierterer Wut kann das Gesicht weiß oder blass werden, was manchmal auch bei Furcht passiert. Das Erblassen könnte selbst dann durchsickern, wenn die Anzeichen von Wut oder Furcht verheimlicht werden. Erstaunlicherweise gibt es nur sehr wenige Studien über Tränen, Erröten, Rötungen oder Erblassen in Bezug auf den Ausdruck oder auf die Verheimlichung typischer Emotionen.
Kommen wir nun von der Frage, wie das Gesicht eine verheimlichte Emotion verrät, zu Hinweisen im Gesicht, dass ein Ausdruck falsch ist und dass die Emotion nicht wirklich empfunden wird. Eine bereits erwähnte Möglichkeit besteht darin, dass die verlässlichen Muskeln vielleicht nicht an dem falschen Ausdruck beteiligt sind, solange es kein Woody-Allen-oder Stanislawski-Problem gibt. Es gibt drei andere Hinweise, die einen falschen emotionalen Ausdruck nahelegen: Asymmetrie, zeitliche Abstimmung und die Position im Gesprächsfluss.
In einem asymmetrischen Gesichtsausdruck erscheinen die Aktionen auf beiden Gesichtshälften, allerdings sind die Erscheinungen auf einer Hälfte stärker als auf der anderen. Sie sind nicht mit unilateralen (einseitigen) Ausdrücken zu verwechseln, die nur in einer Gesichtshälfte auftreten. Solche einseitigen Gesichtsaktionen sind keine Anzeichen für Emotionen, mit Ausnahme der Darstellungen von Verachtung, bei denen die Oberlippe hochgezogen oder der Mundwinkel auf einer Seite angespannt wird. Stattdessen werden unilaterale Ausdrücke in Emblemen wie dem Blinzeln oder dem skeptischen Hochziehen einer Augenbraue verwendet. Asymmetrische Ausdrücke sind subtiler, viel geläufiger und interessanter als unilaterale.
Wissenschaftler, die sich mit den Forschungsergebnissen beschäftigten, dass die rechte Gehirnhälfte offenbar auf Emotionen spezialisiert ist, glauben, dass eine Gesichtshälfte emotionaler sein könnte als die andere. Da die rechte Gehirnhälfte viele Muskeln auf der linken Gesichtshälfte kontrolliert, vertraten einige Wissenschaftler die These, Emotionen kämen stärker auf der linken Gesichtshälfte zum Ausdruck. Bei meinem Versuch, Widersprüchlichkeiten in einem dieser Experimente aufzuspüren, entdeckte ich zufällig, wie sich Asymmetrie als ein Täuschungshinweis herausstellen kann. Schiefe Züge, bei denen die Aktionen auf einer Gesichtshälfte geringfügig stärker als auf der anderen Seite sind, liefern Hinweise auf eine nicht wirklich empfundene Emotion.
Der Zufall spielte dabei eine Rolle, weil das erste Forscherteam, das behauptete, Emotionen zeigten sich stärker auf der linken Gesichtshälfte, nicht ihr eigenes Material benutzten, sondern sich Gesichtsfotos von mir geliehen hatten. Ich untersuchte ihre Ergebnisse gründlicher, als ich dies normalerweise getan hätte, und konnte deshalb Dinge entdecken, die sie nicht sahen. Als Fotograf der Aufnahmen hatte ich einen Wissensvorsprung. Harold Sackeim und seine Kollegen schnitten jedes unserer Fotos in zwei Hälften, um eine Doppel-links-Fotografie und eine Doppel-rechtsFotografie zu bekommen, sodass jeweils ein Foto des ganzen Gesichts aus dem Spiegelbild der einen oder anderen Gesichtshälfte entstand. Menschen beurteilten die Emotion als intensiver, wenn sie das Doppel-links-Foto sahen.| 13 Ich stellte fest, dass es eine Ausnahme gab - es gab keinen Unterschied in der Beurteilung der Bilder mit glücklichen Gesichtszügen. Sackeim ging nicht weiter darauf ein, ich aber schon. Als Fotograf wusste ich nämlich, dass die «glücklichen Bilder» die einzigen mit wirklich empfundener emotionaler Mimik waren. Die anderen Fotos waren entstanden, als ich meine Versuchspersonen bat, bestimmte Gesichtsmuskeln vorsätzlich zu bewegen. Ich hatte die Fotos mit den glücklichen Gesichtern gemacht, als ich die Teilnehmer in einem unbedachten Moment erwischte, als sie sich amüsierten.
Verbindet man dies mit den Studien über Gehirnschäden und Gesichtsausdrücke, die ich in diesem Kapitel bereits
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