Ich weiss, dass du luegst
sollen. Die meisten Menschen ziehen ihre Augenbrauen herunter oder hoch (wie in den Abbildungen 3C und 3D). Sehr wenige Menschen benutzen beide Brauenbewegungen für Traurigkeit und Furcht (Abbildungen 3A und 3B), um das Gesagte zu untermalen. Bei denjenigen, die es tun, sind diese Bewegungen nicht verlässlich. Der Schauspieler und Regisseur Woody Allen ist ein Mensch, dessen Augenbrauenbewegungen nicht verlässlich sind. Er setzt die Bewegung für Traurigkeit zur Betonung des Sprechens ein. Während die meisten Personen ihre Augenbrauen herunterziehen, um ein Wort zu betonen, bewegt Allen stattdessen die Innenwinkel seiner Augenbrauen nach oben, deshalb wirkt sein Blick auch so wehmütig und einfühlsam. Wer, wie Woody Allen, die «Traurigkeitsbraue» zur Betonung einsetzen kann, ist ohne weiteres in der Lage, diese Aktionen vorsätzlich auszuführen. Solchen Menschen sollte es gelingen, diese Bewegungen in einen falschen Ausdruck zu integrieren und sie nach Belieben zu verheimlichen.
Mit Leichtigkeit können sie ihre Muskeln bewegen, was die meisten Menschen nicht können. Der Lügenermittler weiß, dass er sich auf diese Muskeln nicht verlassen kann, falls der Verdächtige solche Aktionen häufig zur Betonung benutzt.
Ein drittes Problem kann die Interpretation der verlässlichen Gesichtsmuskeln und anderer Täuschungshinweise verkomplizieren: Mit einer Schauspieltechnik lassen sich diese Muskeln für eine falsche Mimik in Bewegung versetzen. Die Stanislawski-System, auch bekannt als «method acting», lehrt den Schauspieler, akkurat Emotionen darzustellen. Er lernt, wie man sich an eine Emotion erinnert und sie neu erlebt. Am Ende des letzten Kapitels erwähnte ich, dass wir diese Schauspieltechnik nutzten, um das vegetative Nervensystem zu untersuchen. Wenn ein Schauspieler diese Technik anwendet, setzt er seine Gesichtszüge nicht vorsätzlich ein, sondern seine Mimik ist das Produkt der wiedererlebten Emotion. Und, wie unsere Studie nahelegt, kann auch die Physiologie der Emotion in Gang gesetzt werden. Manchmal, wenn jemand die in Abbildung 3A und 3B gezeigten Aktionen nicht ausführen konnte, bat ich ihn, die Stanislawski-Technik anzuwenden, und gab ihm Anweisungen, traurige oder ängstliche Gefühle wieder zu erleben. Häufig stellten sich dann die vorsätzlich nicht ausführbaren mimischen Aktionen ein. Auch ein Lügner kann das Stanislawski-System anwenden, und sollte dies der Fall sein, dürfte es keine Anzeichen für eine falsche Darstellung geben, weil sie es in gewisser Weise auch nicht ist. Die verlässlichen Gesichtsmuskeln würden im falschen Ausdruck des Lügners erscheinen, weil er die falsche Emotion tatsächlich empfindet. Die Grenzlinie zwischen wahr und falsch wird verwischt, wenn Emotionen mit der Stanislawski-Methode erzeugt werden. Noch schlimmer ist der Lügner, der es versteht, sich selbst zu betrügen, und an die Wahrheit seiner Lüge glaubt. Solche Lügner sind nicht überführbar. Nur diejenigen Lügner, die wissen, dass sie lügen, wenn sie lügen, können erwischt werden.
Bis jetzt habe ich drei Situationen beschrieben, bei denen verheimlichte Gefühle durchsickern können:
Mikroexpressionen, was vor einem Abbruch gesehen werden kann und was auf dem Gesicht sichtbar bleibt, weil es nicht möglich war, die Aktion des verlässlichen Gesichtsmuskels zu unterdrücken. Die meisten Menschen glauben noch an eine vierte Quelle für die Preisgabe verheimlichter Gefühle - die Augen. Sie werden die Fenster zur Seele genannt, und man glaubt, sie verrieten die tiefsten und wahren Gefühle. Die Anthropologin Margaret Mead zitierte einen sowjetischen Professor, der Einspruch erhob: «Vor der Revolution pflegten wir zu sagen, die Augen seien der Spiegel der Seele. Doch die Augen können lügen - und wie. Man kann mit seinen Augen ungeteilte Aufmerksamkeit ausdrücken, die man gar nicht empfindet. Man kann Heiterkeit oder Überraschung ausdrücken.»| 11 Diese Meinungsverschiedenheit, ob Augen vertrauenswürdig seien, lässt sich lösen, betrachtet man alle fünf Informationsquellen in den Augen einzeln. Nur drei von ihnen lassen ein Durchsickern oder Täuschungshinweise zu.
Zuerst sind die Erscheinungsveränderungen der Augen zu erwähnen, die von den Muskeln hervorgerufen werden, die den Augapfel umgeben. Diese Muskeln modifizieren die Form der Lider, sie bestimmen, wie viel Weiß und wie viel von der Iris sichtbar ist. Sie sind für den Gesamteindruck verantwortlich, den man beim
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