Ich weiss, dass du luegst
Anblick des Augenbereichs gewinnt. Einige der Veränderungen, die von diesen Muskeln hervorgerufen werden, lassen sich in den Abbildungen 3A, 3B, 3C und 3D erkennen, aber - wie bereits erwähnt - diese Aktionen liefern keine verlässlichen Täuschungshinweise. Es ist relativ einfach, diese Muskeln vorsätzlich zu bewegen und ihre Aktionen zu unterdrücken. Dabei wird nicht viel durchsickern, abgesehen von Bestandteilen einer Mikroexpression oder eines abgebrochenen Ausdrucks.
Die zweite Informationsquelle in der Augengegend ist die Blickrichtung. Der Blick wird bei einer Reihe von Emotionen abgewandt: nach unten bei Traurigkeit, herunter oder weg bei Scham oder Schuld; weg bei Ekel. Dennoch wird selbst der schuldige Lügner seine Augen wahrscheinlich nicht weit abwenden, denn er weiß, dass jeder hofft, auf diese Weise eine Unwahrheit aufzudecken. Der von Mead zitierte sowjetische Professor stellte fest, wie leicht es wäre, die Blickrichtung zu kontrollieren. Erstaunlicherweise lassen sich Menschen fortgesetzt von Lügnern aufs Glatteis führen, die geschickt genug sind, ihren Blick nicht abzuwenden. «Was Patricia Gardner so sehr zu Giovanni Vigliotto hinzog, der wohl hundert Frauen geheiratet hat, war , ihr direkt in die Augen zu schauen, sagte sie gestern [bei seinem Prozess wegen Bigamie] aus.»| 12
Die dritte, vierte und fünfte Informationsquelle im Augenbereich sind vielversprechender, wenn es um Durchsickern und Täuschungshinweise geht. Blinzeln kann man willkürlich, aber es ist auch eine unwillkürliche Reaktion, die zunimmt, wenn Menschen emotional erregt sind. Dann erweitern sich die Pupillen, doch gibt es keine Möglichkeit, diese Veränderung auf Wunsch zu erzeugen. Die Pupillenerweiterung wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert, das auch die Veränderungen beim Speichelfluss, bei der Atmung und beim Schwitzen hervorruft - wie bereits in Kapitel 4 erwähnt. Einige weitere Veränderungen der Gesichtszüge durch das VNS werden weiter unten beschrieben. Während zunehmendes Blinzeln und erweiterte Pupillen für eine Person typisch sind, die emotional erregt ist, verraten diese Merkmale nicht, um welche Emotion es sich handelt. Es können Anzeichen von Aufregung, Wut oder Angst sein. Blinzeln und Pupillenerweiterung könnten nur dann wertvolle Lecks sein, wenn sie Zeichen für eine Emotion sind, die verrät, dass jemand lügt, und der Lügenermittler die Möglichkeit ausschließen kann, dass es Anzeichen der Angst einer unschuldigen Person sind, falsch beurteilt zu werden.
Tränen, die fünfte und letzte Informationsquelle im Augenbereich, werden auch vom vegetativen Nervensystem produziert, und sie sind ein Zeichen für einige, aber längst nicht alle Emotionen. Tränen gehen mit Leid, Traurigkeit, Erleichterung, bestimmten Formen des Vergnügens und unkontrolliertem Gelächter einher. Sie lassen Leid und Traurigkeit durchsickern, wenn andere Signale verheimlicht werden, obwohl ich glaube, dass die Augenbrauen die Emotion ebenfalls zeigen würden und dass die Person, wenn Tränen aufzukommen drohten, schnell das verheimlichte Gefühl zugeben würde. Tränen der Freude sollten nicht durchsickern, wenn es gelänge, das Gelächter selbst zu unterdrücken.
Das vegetative Nervensystem bringt auch andere sichtbare Veränderungen im Gesicht hervor: Erröten, Erblassen und Schwitzen. Genau wie bei den anderen, vom vegetativen Nervensystem verursachten Veränderungen in Gesicht und Körper ist es schwierig, Erröten, Erblassen und Schwitzen zu verheimlichen. Es ist nicht sicher, ob Schwitzen, ähnlich wie zunehmendes Blinzeln und Pupillenerweiterung, ein Zeichen für die Erregung irgendeiner Emotion ist oder ob es nur für eine oder zwei Emotionen typisch ist.
Über Erröten oder Erblassen ist wenig bekannt. Man vermutet, das Erröten sei ein Zeichen für Verlegenheit, das auch bei Scham- und vielleicht bei Schuldgefühlen auftritt. Angeblich kommt es häufiger bei Frauen als bei Männern vor, obwohl nicht klar ist, warum. Durch Erröten könnte die Verlegenheit oder die Scham eines Lügners über das Verheimlichte durchsickern. Vielleicht wird aber auch die Verlegenheit selbst verheimlicht. Auch mit Wut geht eine Rötung des Gesichts einher, doch ist nicht bekannt, wie sich diese Art der Röte vom klassischen Erröten unterscheidet. Vermutlich handelt es sich bei beiden Phänomenen um die Erweiterung der peripheren Blutgefäße in der Haut, aber das Rot der Wut und der
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