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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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unserer versteckten Kamera wussten. Dieses Lächeln erschien häufig schon früh, sobald ihnen bewusstwurde, wie grässlich der Film war. Depressive Patienten zeigen klägliche Lächeln als Symptom ihres unglücklichen Zustands. Das klägliche Lächeln ist häufig asymmetrisch und überlagert oft einen deutlich negativen emotionalen Ausdruck, ohne ihn dabei zu kaschieren. Es wird zu einem anderen Gesichtszug hinzugefügt oder folgt rasch einem negativen emotionalen Ausdruck. Falls das klägliche Lächeln ein Versuch ist, den Ausdruck von Angst, Wut oder Kummer zu kontrollieren, dann ähnelt es auffällig dem gedämpften Lächeln. Die zusammengepressten Lippen, wobei die Unterlippe vom Kinnmuskel hochgedrückt wird und die Mundwinkel angespannt oder nach unten gezogen sind, können dazu dienen, den Ausbruch eines dieser negativen Gefühle zu kontrollieren. Der Hauptunterschied zwischen dieser Version des kläglichen Lächelns (siehe Abbildung 5E) und dem gedämpften Lächeln ist die Abwesenheit jeglichen Beweises für die Anspannung des Muskels rund um die Augen. Die Aktion dieses Muskels - die Haut ist im Augenbereich gekräuselt, und Krähenfüße entstehen - gehört zum gedämpften Lächeln, weil Freude empfunden wird. Dies spielt sich beim kläglichen Lächeln nicht ab, weil dabei keine Freude im Spiel ist. Das klägliche Lächeln kann auch in den Augenbrauen und auf der Stirn die empfundenen negativen Emotionen zeigen, die eingestanden werden.
    In einer Mischung werden zwei oder mehrere Emotionen gleichzeitig erlebt, die sich in demselben Gesichtsausdruck

    Abb. 5D Gedämpftes Lächeln

    Abb. 5E Klägliches Lächeln
    widerspiegeln. Jede Emotion kann sich mit jeder beliebigen anderen mischen. Im Folgenden befassen wir uns mit dem Auftreten der Emotionen, die sich häufig mit positiven Gefühlen mischen. Wer gern wütend ist, wird bei der Mischung genüssliche Wut, zusätzlich zum empfundenen Lächeln, eine Verengung der Lippen und manchmal auch eine hochgezogene Oberlippe zeigen, und der obere Gesichtsbereich sieht aus wie der in Abbildung 3C. (Man könnte es auch ein sadistisches oder grausames Lächeln nennen.) Im Ausdruck genüssliche Verachtung verschmilzt das empfundene Lächeln mit der Anspannung einer der beiden Mundwinkel. Auch Traurigkeit und Angst kann man genießen wie diejenigen, die Horror- bzw. Kitschfilme produzieren und Bücher schreiben, die auf die Tränendrüse drücken. Bei der genüsslichen Traurigkeit können die Mundwinkel zusätzlich zum nach oben gerichteten Impuls des empfundenen Lächelns heruntergezogen werden. Oder das empfundene Lächeln verschmilzt mit der horizontalen Dehnung der Lippen. Genuss findet manchmal in Ruhe und Zufriedenheit statt, manchmal aber ist das Vergnügen mit Aufregung verbunden und wird zu einem erhebenden Gefühl. Bei genüsslicher Erregung wird, zusätzlich zum empfundenen Lächeln, das obere Lid hochgezogen. Der Filmschauspieler Harpo Marx zeigt häufig dieses aufgeregte, hämische Lächeln. Wenn er jemandem einen Streich gespielt hat, kommt sein genüsslich-wütendes Lächeln zum Vorschein. Bei der genüsslichen Überraschung wird die Augenbraue hochgezogen, der Unterkiefer sackt ab, das obere Lid wir hochgezogen, und ein empfundenes Lächeln erscheint.
    Zu zwei anderen Varianten des Lächelns gehört das Verschmelzen des empfundenen Lächelns mit einem besonderen Blick. Beim koketten Lächeln zeigt derjenige, der flirtet, ein empfundenes Lächeln, sieht die Person, an der er interessiert ist, aber nicht an, bis er plötzlich, nur für einen Augenblick, einen Blick riskiert, der lange genug anhält, um bemerkt zu werden, bevor er ihn wieder abwendet. Das Gemälde der Mona Lisa ist beispielsweise deswegen ungewöhnlich, weil Leonardo sie bei einem solchen koketten Lächeln ertappt hat. Sie wendet sich in eine Richtung, schaut aber seitwärts auf das Objekt ihres Interesses. Im wahren Leben dauert diese Blickverlagerung nur einen kurzen Moment. Beim verlegenen Lächeln ist der Blick nach unten oder seitwärts gerichtet, um dem Blick des anderen nicht begegnen zu müssen. Manchmal wird während des empfundenen Lächelns kurz der Muskel zwischen Unterlippe und Kinnspitze angehoben. In einer anderen Variante wird Verlegenheit zum Ausdruck gebracht, indem das gedämpfte Lächeln mit einem gesenkten oder seitwärts gerichteten Blick kombiniert wird.
    Das Chaplin-Lächeln ist ungewöhnlich und wird von einem Muskel erzeugt, den die meisten Menschen nicht

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