Ich weiss, dass du luegst
feststellen, dass mit zunehmendem Lächeln die Wangen angehoben werden und die Krähenfüße erscheinen. Aber die Augenbraue senkt sich nicht herab, bevor nicht der Augenmuskel selbst i n Aktion tritt. Werden die Augenbrauen nicht an der Aktion beteiligt, ist das ein subtiler, aber entscheidender Hinweis auf ein falsches Lächeln.
Die Aussetzzeit des falschen Lächelns kann merklich unangemessen sein. Das Lächeln kann zu abrupt aus dem Gesicht weichen, oder es setzt stufenweise aus: Erst lässt das Lächeln nach und wird auf dieser Stufe beibehalten, bevor es entweder ganz verschwindet oder schrittweise weiter nachlässt, bis es schließlich nicht mehr sichtbar ist.
Wird das falsche Lächeln als Maske benutzt, betrifft es nur die Aktionen des unteren Gesichtsbereichs und des unteren Augenlids. Die verlässlichen Muskeln, die die Stirn bewegen, wenn jemand Angst oder Kummer spürt, können immer noch auftreten. Selbst im unteren Gesichtsbereich muss es dem falschen Lächeln nicht unbedingt gelingen, die Anzeichen für die Emotion, die man verheimlichen möchte, völlig zu kaschieren. Stattdessen kann eine Verschmelzung von Elementen stattfinden. Es erscheint immer noch ein Überrest, als habe man es mit einer Emotionsmischung zu tun.
Um diese Ideen zu überprüfen, haben wir das Lächeln gemessen, das die Krankenpflegeschülerinnen in unserem Experiment gezeigt hatten. Sollten meine Vorstellungen über das Lächeln korrekt gewesen sein, sollten sie das empfundene Lächeln in den ehrlichen Interviews gezeigt haben, als sie einen angenehmen Film gesehen hatten und ihre Gefühle offen äußerten. In den Täuschungsinterviews sollten sie ein falsches Lächeln aufgesetzt haben, als sie einen grässlichen Film sahen, versuchten aber, so zu tun, als hätten sie nur einen zweiten schönen Film gesehen. Wir haben nur zwei der Anzeichen für ein falsches Lächeln - Mangel der Muskelbewegung um die Augen und existierende Anzeichen für Ekel (Naserümpfen) oder Verachtung (Anspannen der Mundwinkel) gemessen. Wir kamen zu den erwarteten Ergebnissen, die recht überzeugend waren: Bei dem ehrlichen Interview gab es mehr empfundene als falsche Lächelereignisse. Kein einziges Lächeln ließ Ekel oder Verachtung durchsickern. Im Täuschungsinterview tauchte das Lächeln, das ein Leck signalisierte, mehrfach auf, darüber hinaus gab es auch mehr falsche als empfundene Lächelereignisse. Ich war erstaunt, dass diese beiden Täuschungshinweise so gut funktionierten, vor allem da ich wusste, dass die meisten Menschen bei der Beurteilung anderer nicht darauf zurückgreifen. In früheren Studien hatten wir genau die gleichen Videos mit Gesichtszügen gezeigt und die Probanden gebeten zu beurteilen, wann die Krankenschwestern logen. Die Testpersonen schnitten nicht besser ab, als wenn Zufallsentscheidungen das Ergebnis herbeigeführt hätten. Messen wir etwas, das zu subtil ist, um wahrgenommen zu werden, oder liegt es daran, dass Menschen nicht wissen, worauf sie achten sollen? Das sollte unsere nächste Studie herausfinden. Wir werden den Testpersonen erklären, wie man eine Aktivität des Augenmuskels erkennt und wann das Lächeln auftritt, das ein Leck ist. Anschließend werden wir prüfen, ob sie Lügen besser wahrnehmen können.
Das Gesicht kann viele unterschiedliche Täuschungshinweise geben: Mikroexpression, abgebrochener Ausdruck, ein Leck in den verlässlichen Muskeln, Blinzeln, Pupillenerweiterung, Tränen, Erröten und Erblassen, Asymmetrie, Fehler in der zeitlichen Abfolge, Positionsfehler und falsches Lächeln. Manche dieser Hinweise zeigen Lecks an und verraten verheimlichte Informationen. Andere weisen darauf hin, dass etwas verheimlicht wird, ohne zu offenbaren, worum genau es geht. Wieder andere entlarven einen falschen Gesichtsausdruck.
Diese Anzeichen für Täuschung im Gesicht unterscheiden sich - wie die im letzten Kapitel beschriebenen Täuschungshinweise in Worten, Stimme und Körper - in der Präzision der vermittelten Information. Einige Täuschungshinweise offenbaren genau, welche Emotion tatsächlich empfunden wird, selbst wenn der Lügner versucht, dieses Gefühl zu verbergen. Andere Täuschungshinweise verraten nur, ob die verheimlichte Regung positiv oder negativ ist, wobei sie allerdings nicht preisgeben, um welche negative oder positive Emotion es sich handelt. Weitere Hinweise sind sogar noch undifferenzierter und verraten nur, dass der Lügner irgendeine Emotion empfindet, wobei nicht klar wird, ob
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