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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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Krähenfüße jenseits der Augenwinkel hervor. (Bei manchen Menschen zieht dieser Muskel die Nasenspitze ein wenig nach unten; bei anderen entsteht ein leichter Ruck an der Haut in der Nähe der Ohren.) Andere Muskeln verschmelzen mit dem Großen Jochbeinknochen, die für die Bildung von anderen Lächelarten zuständig sind.
    Die einfache Aktion des Großen Jochbeinmuskels bringt das Lächeln hervor, das bei authentischen, unkontrollierten, positiven Emotionen auftritt. Kein anderer Muskel im unteren Gesichtsbereich ist an diesem empfundenen Lächeln beteiligt. Die einzige Aktion, die auch im oberen Gesichtsbereich auftreten kann, ist die Anspannung des Muskels, der die Augen umrundet. Dieser Muskel erzeugt die meisten Veränderungen im oberen Gesichtsbereich, die auch mit einer kräftigen Aktion des Großen Jochbeinmuskels bewirkt werden können -hochgezogene Wange, gekräuselte Haut unter dem Auge und Krähenfüße. Abbildung 5A (siehe Seite 198) zeigt das empfundene Lächeln. Es hält länger an und ist intensiver, wenn extremere positive Gefühle ins Spiel kommen.| 20 Ich glaube, dass alle positiven emotionalen Erfahrungen - die Freude an einer anderen Person, das Glück der Erleichterung, das Vergnügen an taktilen, akustischen und visuellen Reizen, Amüsement, Zufriedenheit - beim empfundenen Lächeln gezeigt werden und sich nur in der zeitlichen Abstimmung und in der Intensität von dieser Aktion unterscheiden.
    Das Angstlächeln in Abbildung 5B (siehe Seite 198) hat nichts mit diesen positiven Emotionen zu tun, wird aber manchmal ziemlich missverstanden. Es wird vom Lachmuskel (oder Risorius) hervorgerufen, der die Mundwinkel horizontal in Richtung Ohren zieht, sodass die Lippen zur Form eines Rechtecks gedehnt werden. Der Begriff Risorius stammt zwar vom lateinischen Wort für Lachen, aber diese Aktion tritt in erster Linie bei Angst und nicht bei Lachen auf. Die Verwechslung entstand vermutlich, weil der Risorius die Lippen manchmal horizontal zieht und dabei die Mundwinkel nach oben gebogen werden, was einer sehr weit gedehnten Version des empfundenen Lächelns ähnelt. In einem ängstlichen Gesichtsausdruck wird der rechteckig geformte Mund (mit oder ohne Biegung der Mundwinkel nach oben) von den Brauen und Augen begleitet, wie aus Abbildung 3B hervorgeht.
    Das Verachtungslächeln ist eine weitere Fehlbezeichnung, da dieser Ausdruck nicht viel mit positiven Gefühlen zu tun hat, auch wenn es häufig so konstruiert wird. Zur Verachtungsversion in Abbildung 5C gehört eine Anspannung des

    Abb. 5A Empfundenes Lächeln

    Abb. 5B Angstlächeln

    Abb. 5C Lächeln der Verachtung

    Muskels in den Mundwinkeln, was dort und in der unmittelbaren Umgebung eine Muskelwölbung erzeugt. Häufig entsteht dabei ein Grübchen und ein leichtes Hochbiegen der Mundwinkel.| c Und wieder ist es das Hochbiegen der Mundwinkel, ein Merkmal für das empfundene Lächeln, das Verwirrung stiftet. Ein weiteres gemeinsames Element ist das Grübchen, das manchmal beim empfundenen Lächeln erscheint. Der Hauptunterschied zwischen dem Verachtungslächeln und dem empfundenen Lächeln sind die angespannten Mundwinkel, die bei der Verachtung, nicht aber beim empfundenen Lächeln auftreten.
    Bei einem gedämpften Lächeln hat eine Person tatsächlich positive Emotionen, versucht aber, diese Gefühle weniger intensiv erscheinen zu lassen, als sie in Wirklichkeit sind. Das Ziel ist die Dämpfung (nicht aber die Unterdrückung) positiver Emotionen, um den Ausdruck und vielleicht auch das emotionale Erlebnis in Grenzen zu halten. Die Lippen können dabei zusammengepresst, die Mundwinkel angespannt, die Unterlippe nach oben gedrückt, die Mundwinkel nach unten gezogen sein. Auch jede Kombination dieser Aktionen kann mit dem einfachen Lächeln verschmelzen. Abbildung 5D (siehe Seite 201) zeigt ein gedämpftes Lächeln. Dabei kommen alle drei Dämpfungsaktionen mit denen eines empfundenen Lächelns zusammen.
    Bei einem kläglichen Lächeln werden negative Emotionen nicht unterdrückt. Es ist kein Verheimlichungsversuch, sondern ein Kommentar des Gesichts, wie elend man sich fühlt. Das klägliche Lächeln bedeutet normalerweise auch, dass die Person nicht nennenswert, zumindest nicht im Augenblick, gegen dieses Elend protestiert. Sie grinst darüber und erträgt den Zustand. Wir haben dieses klägliche Lächeln auf den Gesichtern der Testpersonen gesehen, die allein in unserem Labor saßen, sich einen unserer blutigen Filme anschauten und nichts von

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