Ich will dich. Erotische Geschichten (Ich will dich ...) (German Edition)
aufkommt und du bitte die Fenster über Nacht geschlossen hältst.«
»Schon klar, Mum.«
»Okay. Dann gute Nacht, mein Kind.«
Elisa hasste es, wenn ihre Mutter sie, »mein Kind« nannte.
»Gute Nacht, Mum.«
Ihre Mutter verließ das Zimmer. Elisa kuschelte sich ins Bett, zog den vierten Band des »Vampir auf Abwegen« hervor und las darin weiter.
Der Wind drückte an die Fenster und ruckelte an ihnen. Elisa hatte erst eine Zeile gelesen, ließ das Buch sinken und blickte hinüber. Der Wind will mir ein Zeichen geben, dachte sie und stand auf. Sie sah sich zur Zimmertür um. Fehlte noch, dass ihre Mutter wieder hereingeplatzt kam. Elisa schloss die Tür vorsichtshalber ab und wandte sich zum Fenster. Dunkle Wolken trieben dahin, ließen ab und an den Mond sehen und schoben sich dann wieder vor ihn. Der Wind pfiff um die Hausecken, und das Laub raschelte in den Bäumen. Elisa öffnete das Fenster. Eine Bö verirrte sich ins Zimmer und ließ ihre Haare wild nach hinten flattern. Die Geräusche der Nacht waren nun viel deutlicher zu hören. Das Heulen, das Rascheln, das Pfeifen. Sie schloss die Augen und stellte sich ihren Vampir wieder vor. Ihren Vampir, den sie die ganze Zeit im Buch verfolgte. Sie wünschte sich, dass er sie verfolgen und sie finden würde. Nur er wäre in der Lage, sie aus ihrem seelischen Bann zu retten.
Ein Donnergrollen war in weiter Ferne zu hören. Elisa öffnete die Augen und blickte zum Bergmassiv. Dort zuckten die Blitze und ließen die Landschaft taghell aufleuchten. Elisa bekam eine Gänsehaut. Irgendetwas war anders als sonst, doch sie konnte nicht sagen, was es war. Sie konnte auch nicht sagen, wie lange sie am Fenster gestanden und dem Naturschauspiel zugesehen hatte, als es an der Haustür klingelte. Elisa zuckte zusammen. Für einen kleinen Augenblick musste sie erst mal ihre Gedanken sortieren. Vorsichtig beugte sie sich aus dem Fenster, um sehen zu können, wer da vor der Tür stand. Regen setzte ein, schnell und doll, er prasselte vom dunklen Himmel. Noch ein Klingeln. Ihre Mutter hatte nicht geöffnet. Warum nicht?
Elisa drehte sich um und rannte zur Zimmertür, stürzte die Treppen herunter und rief: »Mum, da hat jemand geklingelt. Mum?«
Niemand antwortete ihr. So lief sie zur Haustür und riss sie auf. Ein Mann im schwarzen Anzug und Zylinder stand vor ihr. Ein pechschwarzer Umhang flatterte um seine Beine, während der Regen vom Hut tropfte. Die markanten Gesichtszüge und die leichte Blässe, die Elisa auf seinem Gesicht zu erkennen glaubte, machten aus ihm einen ungewöhnlichen Mann.
»Tut mir leid, dass ich Sie zu so später Stunde noch störe, aber mein Wagen ...« Er deutete in irgendeine Richtung in den Regen hinaus. »Er ist einfach stehengeblieben, gab keinen Ton mehr von sich. Vielleicht ist der Keilriemen gerissen. So genau kenne ich mich damit nicht aus. Dürfte ich mal bei Ihnen telefonieren? Leider ist der Akku meines Handys leer.«
Elisa nickte und ließ ihn eintreten. Sie fand, es gebühre der Höflichkeit, jemanden, der in Not ist, ins Haus zu lassen. Sie war noch immer nicht in der Lage zu sprechen. Sie beobachtete seine eleganten Bewegungen, wie man sie eigentlich nur von einer Frau erwartet.
Er holte sie aus ihren Gedanken: »Wo ist denn das Telefon?«
Elisa ging ins Wohnzimmer vor und deutete auf das einzige Telefon im Haus. Ein Blitz zuckte und der Donner krachte sofort hinterher. Elisa duckte ihren Kopf zwischen den Schultern. Der Mann blieb reglos, lächelte milde.
Elisa blickte die Treppe hinauf und überlegte, ob ihre Mutter nicht von der Haustürklingel und der dunklen Stimme des Mannes wach geworden sein musste oder wenigstens vom Donner.
»Das Telefon ist tot oder muss man eine Null vorweg wählen?«
»Was? Äh, nein, keine Null. Aber wieso? Ich meine, das kann doch nicht sein.« Elisa bemerkte seinen Blick, während sie nach dem Telefonhörer griff. Er roch nach ihm. Genau, jetzt fiel es ihr auf. Er hatte einen süßen, herben Geruch mit ins Haus gebracht. Den, den sie jetzt auf dem Hörer wahrnahm. Der Wind heulte ums Haus. Elisa war kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie konnte auch nicht darüber nachdenken, dass sie einfach einen wildfremden Mann in ihrem Wohnzimmer stehen ließ. Sie blickte ihn an. Wasser tropfte noch immer von seinem Hut. Seine Augen wirkten im nicht ausgeleuchteten Wohnzimmer tief und dunkel und blitzten auf, als das Licht aus dem Flur sich darin spiegelte. Herzklopfen setzte bei Elisa ein.
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