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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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ich durch mein Versprechen gezwungen bin, hier zu bleiben und nicht weg zu gehen, also etwas tun muss, was ich nicht möchte.
    Das letzte Mal, als ich mich erwachsener gefühlt habe, war nach dem Einzel vor Ostern. Ich habe in der letzten Zeit nichts tun können, gerade mal die Pflichtkür, alles was ich mir vornehme – nichts wird draus, ich schaffe es nicht. Was ich den ganzen Tag tue – ich weiß es nicht, bin irgendwo, nur nicht hier.

    27.06.06

    Es war schon 11 Uhr, ehe ich aufgestanden bin. Ich hatte wieder ganz starke Kopfschmerzen und dann nachdem ich früh kurze Zeit noch mal richtig tief geschlafen habe, bin ich immer wieder wie weggerutscht oder weg gedriftet mit dem Kopf. Es war anstrengend, zu schaffen, auf die Füße zu kommen. Ich fühlte mich schwindelig und schwach auf den Beinen. Wann genau ich Einzel habe, wusste ich auch nicht mehr und so bin ich 12.30 Uhr runter. Es war richtig, 12.30 Uhr hatte ich das Einzel. Im Gespräch habe ich gemerkt, wie es immer stärker wurde und ich habe gedacht, jetzt ist es gleich soweit und ich habe einen FB, aber durch das Reden konnte ich mich immer wieder fangen und ich war dankbar dafür, denn ich habe einfach nur Angst, was noch auf mich zukommt. Ich hatte ständig das Gefühl, ich habe eine Narkose bekommen und bin gleich weg, nur dass da noch eine, riesige Furcht dabei war und dann habe ich mich gefühlt wie damals, als ich das Blut an mir hatte und wie betäubt vor Schreck war. Dieser Moment ist das Schlimmste. Ich war das, die Pistole habe ich noch in der Hand und kann nicht begreifen, was ich gemacht habe, dass ich das war. Ich wollte doch nicht, dass die dem Mädchen so wehtun und es so verletzen, dass es jetzt überall blutet und so schlimm, schreit und weint. Ich weiß doch, wie weh das alles tut, aber das tut noch mehr weh, was die mit ihr machen. Warum machen die so was? Das darf man doch nicht, aber ich weiß, ich darf nichts sagen und ich muss stehen bleiben. Mir tut auch alles weh und mein Rücken tut so weh, dass ich Angst habe, ich kann nicht mehr stehen bleiben, aber ich muss stehen bleiben. Die wollen, dass ich stehen bleibe und mir angucken soll, was die machen und reden mit mir und ich muss antworten. Ich will nicht mit denen reden. Die machen mir Angst und sind so böse. Ich verstehe nicht, warum die so sind und warum die so zu mir sind und warum die das Mädchen so schlecht behandeln. Sie hat doch gar nichts gemacht. Sie war ganz sauber vorhin und jetzt ist alles voll Blut und ich auch und es ist soviel Blut, dass ich denke, soviel kann doch gar nicht in ihr drin gewesen sein. Alles ist voll, die sind voll, der Tisch ist voll, unten ist überall Blut und ich bin auch ganz voll damit. Ich habe viel Angst, weil ich nicht weiß, ob Opa noch hinter mir ist. Ich kann ihn nicht sehen. Ich habe Angst, er ist weg und ich bin dann mit denen allein und die machen mit mir dasselbe, wie mit dem Mädchen.
    Ich kann nicht weiter schreiben, es geht mir nicht gut, mein Nacken wird ganz steif. Ich versuche es nachher weiter.

    Nach meinem Suizidversuch am 7.03.2007

    Ich habe eine Ewigkeit nicht mehr geschrieben, einfach, weil es zu schlimm war, um es aufzuschreiben. Auch auf Kassette habe ich nicht mehr aufgenommen. Ich hätte Angst, es wieder zu lesen oder wieder zu hören. Das ist Angst vor mir selbst, weil ich es bin. Es geht mir sehr schlecht, obwohl ich wirklich großes Glück habe und Schwester Hedi die Betreuung für mich übernommen hat, wenn ich zu Hause bin. Sie wird dann zweimal die Woche kommen und ich kann reden. Sie hat mir und auch meinem Mann schon sehr viel geholfen.
    Noch heute frage ich mich fast täglich: „Kann ich damit leben?“ Ich glaube es nicht, weil ich eben immer und immer wieder denke, wie schlimm ich bin und diese schrecklichen Bilder vor Augen habe. Es ist kein Leben, auch wenn ich es mir einreden will – immer und immer wieder – weil die anderen es sagen. Aber es ist so schlimm, so grauenvoll und dann sagen die, das geht, damit kannst du leben. Was soll ich denn dann noch sagen? Ich halte es nicht aus! Es macht mich kaputt! Es zerreißt mich! Ich sage immer weniger. Was soll ich dem denn noch entgegensetzen, wenn die der Meinung sind, es geht. Am liebsten würde ich schreien – das könnt ihr doch nicht wissen! Woher wollt ihr das wissen! Ich merke doch, dass ich es nicht aushalte und lieber weg wäre, als mich so zu quälen. Ich lebe doch nicht, ich tu doch nur so, damit nach außen alles in Ordnung ist – so, wie

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