Ich will doch nur normal sein!
schreiben. Ich hatte Angst davor. Ich hätte schreien können, vor Schmerz, vor Angst und vor Grauen. Ich stand wieder da, habe gefroren, den Strick um meinen Hals und mein Opa saß im Sessel hinter mir. Ich sollte hinsehen, hinsehen, was die machen. Ich konnte kaum stehen, weil ich vorher dran war und mir tat alles weh aber jetzt habe ich Angst, sie bemerken mich, machen mit mir auch noch das, was sie gerade alles mit dem Mädchen da machen. Sie blutet, schreit, weint, das Blut tropft auf die Fließen und wird immer mehr. Die sind so böse, hören nicht auf und ich traue mich nicht zu schreien – ich wage mich kaum zu atmen, solche Angst habe ich.
Das ist alles so schlimm, es geht nicht mehr auszuhalten. Ich liege im Bett und denke, was soll ich machen, damit es aufhört. Ich habe solche Schmerzen und mir geht es so schlecht. Da sind die Rohypnol – wenn ich sie alle schlucke, wäre endlich Ruhe. Nein, das will ich nicht, ich will nur, dass es aufhört, es ist als würde ich durchdrehen, als würde es mich zerreißen und ich kriege keinen Ton raus, wenn ich aufstehe wird mein Mann munter. Wenigstens er soll schlafen, wenn ich es schon nicht kann. Vorhin habe ich noch mit ihm gesprochen, dass wir uns den Wecker stellen, für morgen früh 9.00 Uhr und gemeinsam mit Baatzi rausgehen und nun ist es schon 3.oo Uhr vorbei und ich drehe bald durch. Es ist nicht lange her, da habe ich mich geschnitten bis ich ruhig war und bin dann eingeschlafen. Aber ich kann mich nicht mehr schneiden. Es geht nicht, auch wenn ich es mir wünsche, um endlich Ruhe zu finden und das alles weg geht. Mein Kopf ist, als würde er zerspringen, ich habe das Gefühl, ich muss schreien, kann aber nicht. Ich habe solche Angst und die Bilder sind so schlimm. Warum hilft mir denn keiner? Ich kann nicht mehr! Halte es nicht mehr aus. Ich kann wirklich nicht mehr!
Tagesbericht, den 20.04.2006
Gestern war ich so verzweifelt wegen dem Versprechen und das ich es nicht so machen kann, wie alle anderen, die was versprechen und es dann einfach vergessen, nicht einhalten oder noch lachen, weil sie es erreicht haben, dass sie das versprechen nicht halten zu brauchen. Mein Mann hat mir immer und immer wieder etwas versprochen und mich immer wieder enttäuscht. Er weiß nicht, was er damit kaputtgemacht hat.
Überhaupt der Bergriff „Versprechen“ bringt mich total ins Alter von 7 Jahren, da bin ich sofort bei meinem Versagen und was deswegen passiert ist.
Wenn ich das alles gewusst hätte, dann hätte ich nie ein solches Versprechen gegeben, weil ich denke, ich werde nie richtig damit leben können und es wird sowieso nichts anders. Ich wünschte, ich hätte nie ein solches Versprechen gegeben. Ich komme mir vor, wie in einem Käfig, aus dem ich nicht raus kann, so als wäre kein Ausweg aus meiner jetzigen Situation möglich. Und ich kann nicht mehr, kann es nicht mehr aushalten, zu wissen, was ich getan habe. Zu wissen, wie ich mich verhalten habe. Ich weiß, ich brauche Hilfe. Ich habe immer auf Hilfe gehofft, mein ganzes Leben lang habe ich auf die Hilfe meiner Mutti gehofft. Diese Hoffnung ist nicht mehr da. Ich weiß jetzt auch, wenn ich klein bin, dass sie mir nicht hilft. Sie hasst mich, sie hätte mich noch ewig so verprügeln können, ich habe ja auch die Familie kaputtgemacht. Ich bin immer nur 13 oder 7 Jahre, ganz wenig Zeit mal älter und heute war ich 13 Jahre und ich habe wieder gesehen, was die 7jährige getan hat. Als ich letztens in Leipzig war und bei meiner Mutter geduscht habe. Sie hat sich vor die Dusche gestellt und mich keinen Moment aus den Augen gelassen, als ich geduscht habe. Da war es so, als hätte sie gesehen, wie ich bin. Das war es, worauf ich mein ganzes Leben lang aufgepasst habe, dass keiner sieht, wie ich bin. Ich habe mich so geschämt und es war so peinlich. Das war es, wovor ich mein ganzes Leben lang Angst gehabt hatte. Erkannt zu werden, wie ich bin, was ich bin.
Stellt man sich bei seiner über 50 Jahre alten Tochter hin und schaut ihr bei Duschen zu? Ich habe mich nicht getraut, zu sagen, sie möchte mich bitte allein lassen.
Heute habe ich auch die ganze Zeit wie ein kleines Mädchen vor Ihnen gesessen und es war schwer für mich, herauszufinden, was Sie mir erklären wollen. Ich habe mich unsicher gefühlt, war vorsichtig und sehr auf der Hut. Warum, weiß ich nicht, da war etwas im gestrigen Einzel, aber ich kann es nicht konkretisieren. Ich habe darüber nachgedacht und denke, vielleicht ist es, weil
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