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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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zurück an den Tisch geknallt bin, der Strick um meinen Hals enggezogen wurde und deswegen kriege ich jetzt auch schlecht Luft, sehe vor heulen kaum, was vor mir ist und muss das Rasiermesser in die Hand nehmen. Der hinter mir stößt mich und sagt: „So, jetzt schneide – aber richtig, sonst zeig ich dir, wie es geht!“
    Ich habe geschnitten.
    Ich habe ganz allein das Rasiermesser in der Hand gehabt und geschnitten. Ich habe gesehen, wie es anfing zu bluten und musste, solange weiter schneiden, wie der Mann mir gesagt hat. Es tat mir so leid, wie das Mädchen geschrieen und geweint hat und ich war so schlecht zu ihr. Aber ich habe das doch nicht gewollt. Es tut mir so leid. Ich schäme mich so sehr deswegen und ich möchte sie drücken und ihr sagen, dass ich das nicht will, aber ich darf so was nicht machen, da werden die böse und ich habe Angst, das sie mir auch noch so weh tun. Das Bein von dem Mädchen blutet ganz schlimm, es tropft auf den Fußboden und ich habe auch Blut an der Hand und es spritzt mir vom Boden an die Beine. Es tut mir so leid und ich kann nichts sagen, nichts tun, um ihr zu helfen, sondern habe Angst, ich muss ihr noch mehr weh tun, aber der Mann hinter mir sagt: „Das hast du prima gemacht – braves Mädchen und dafür bekommst du die Kette von der Kleinen als Belohnung.“ Ich hatte noch nie eine Kette, aber die wollte ich nicht, sie gehört nicht mir, sie gehört dem Mädchen und ich will auch keine Belohnung. Aber der Mann macht dem Mädchen die Kette ab und macht sie mir um den Hals. Ich schäme mich für diese Belohnung, ich habe doch nichts Gutes gemacht, ich habe doch was ganz Böses gemacht, dafür bekommt man keine Belohnung, immer wieder sehe ich vor mir, was ich da tue, was meine Hand allein tut, wie die Wunde länger und länger wird und wie das Blut kommt und das Fleisch auseinandergeht durch den Schnitt. Ich weiß, das war ich. Das war meine Hand. Es hat mich keiner festgehalten, als ich das tat. Ja, ich hatte den Strick um den Hals, aber den hatte ich doch immer um und den hat mein Opa in der Hand. Aber ich weiß nicht, wer mich an den Tisch zurückgetreten hat, der Mann oder war es mein Opa. Es könnte auch mein Opa gewesen sein und wenn er es war, dann ist er sehr böse auf mich, weil ich nicht gleich gefolgt und gemacht habe, was die gesagt haben.
    Seit ich das weiß, was da passiert ist, quäle ich mich damit, was ich getan habe. Kann es mir nicht verzeihen. Ich wollte es nicht, hätte es so nie getan – aber ich habe es getan, mit meiner Hand, ganz allein. Die anderen haben nur zugesehen und gelacht. Sie haben gesagt, dass ich das gut gemacht habe, aber das war nichts Gutes. Es tut mir so furchtbar leid und ich schäme mich so sehr dafür. Aber ich kann es nicht mehr gut machen, das Mädchen ist tot. Ich kann ihr nicht erklären, dass ich das alles nicht wollte, dass ich ihr niemals wehgetan hätte. Ich fühle mich so schuldig, weil meine Hand, also ich ganz allein das getan habe. Ich bekomme erklärt, dass ich voll traumatisiert war und unter diesen Umständen von einer Schuld meinerseits keine Rede sein kann. Ich kann das nicht so leicht so sehen. Ich weiß, was ich dachte – ich will nicht auf den Tisch – - ich will nicht, dass die das mit mir machen und ich hatte Angst, dass die es sich noch anders überlegen. Sie haben immer gesagt, wenn sie mich nicht mehr brauchen, dann bin ich dran, genauso, wie die Mädchen. Ich meine, dann komme ich auch nicht wieder lebendig von dem Tisch runter und ich habe gesehen, dass die Mädchen tot waren und alles kaputt war an ihnen und alles blau und blutig.
    Ich schäme mich, dass ich noch lebe, dass ich noch da bin. Ich lebe noch, weil sie mich noch gebraucht haben und weil ich dann so plötzlich von meinem leiblichen Vater abgeholt worden bin, aber das war erst mit 13 Jahren und hier bin ich erst 7 Jahre. Ich habe gedacht, jetzt ist alles vorbei, es wird nichts Neues mehr auftauchen, mich überfallen und kaputtmachen. Aber wenn ich jetzt daran denke, ich war 7 Jahre. Und was war, bis ich 13 Jahre war?

    21.2.2006

    Jetzt bin ich erst aufgestanden, konnte erst aufstehen. Es ist 12.30 Uhr. Die letzte Nacht war einfach nur grauenvoll. Ich bin spät ins Bett, erst nach 24 Uhr, habe 2 Rohypnol und 2, 5 mg Tavor geschluckt und gehofft, ich kann schlafen. Mein Mann lag längst neben mir und hat geschnarcht. In meinem Kopf ging es rund und ich habe überlegt, wen ich anrufen könnte. Mit wem reden. Soll ich aufstehen und

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