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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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du.«
    »Hm.«
    »Was?«
    »Ach, nichts.« Ich bleibe trotzdem skeptisch.
    »Du denkst, du wärst nicht interessant, stimmt’s?«, fordert Jeffer mich heraus.
    »Man weiß doch nie, wie man auf andere wirkt. Du vielleicht, du weißt es.«
    »Wie wirke ich denn?«, fragt er und sieht mich an.
    »Ein in alten Zeiten stecken gebliebener Musikfreak, voller Energie, Humor und bestimmt einer geheimnisvollen Leiche im Keller.«
    Jeffer lacht.
    »Die Leute scharen sich um dich und wollen sich in deinem Glanz sonnen. Mich würde das ziemlich ankotzen«, stelle ich abschließend fest.
    »Deshalb das Haus an der Ostsee.«
    »Du könntest auch einfach nur sagen, dass sie dich in Ruhe lassen sollen.«
    »Das ist nicht so einfach, wie du glaubst.«
    »Vielleicht. Weiß nicht. Solche Probleme habe ich nicht.«
    »Was hast du denn für welche?«
    Ich denke eine Weile darüber nach.
    »Ich weiß nicht, was ich aus meinem Leben machen soll. Ich bin nicht verrückt oder so. Ich habe keine besonderen Talente, keine großen Leidenschaften. Ich bin ein stiller Zuschauer. Ich schaue der Welt zu. Ich schaue zu, wie andere leben.«
    »Immerhin schaust du.«
    »Ja, aber immer hab ich den Eindruck, selbst etwas zu verpassen. Und irgendwann sitze ich im Reihenhäuschen und weiß nicht, wie ich dahin gekommen bin.«
    »Nein, das darfst du nicht. Du darfst niemals im Reihenhäuschen sitzen. Versprichst du mir das?«
    »Vielleicht ist Reihenhäuschen was Tolles.«
    »Nein, ist es nicht! Versprich es!«
    »Ist gut. Ich verspreche es.«
    »Keine Reihenhäuschen!«, ruft Jeffer.
    »Keine Reihenhäuschen!«
    »Kein Brunchen!«
    »Kein Weihnachtsbaum!«
    »Keine Rauhaardackel!«
    »Keine Duftkerzen!«
    »Kein Fitnessverein!«
    »Keine Anti-Falten-Creme!«
    »Kein Ledersofa!«
    »Kein Prosecco!«
    »Kein Urlaub auf Mallorca!«
    »Verdammt. Ich war schon mal auf Mallorca«, muss ich gestehen.
    »Freiwillig?«
    »Nein. Mit meinen Eltern.«
    »Dann zählt das nicht. Prost!«
    Wir stoßen wieder an und sehen uns eine Weile in die Augen. Ich senke meinen Blick zuerst, zünde mir eine Zigarette an und sage: »Ich glaube, ich muss jetzt gehen.«
    »Okay.«
    Ich bin irritiert darüber, dass Jeffer nicht versucht nachzuhaken, nicht fragt, warum ich gehen will, oder gar versucht, mich zum Bleiben zu überreden.
    Er bringt mich zur Bahn, und als ich in den Zug einsteige, drückt er mir einen Kuss auf die Haare.
    »Du riechst gut«, sagt er, als die S-Bahn-Türen schon schließen, und dann legt er seine Hand an die Scheibe. Ich hebe zaghaft meine Hand zum Abschied und schaffe es nicht, Jeffer in die Augen zu sehen, nur irgendwie dran vorbei.
    Auf der langen Fahrt quer durch Berlin sehe ich aus dem Fenster und bin wieder in so einer komischen Stimmung. Ein bisschen traurig und ein bisschen glücklich. Melancholisch ist vielleicht das richtige Wort. Ich habe immer das Gefühl, dass das Leben morgen richtig anfängt, oder dass es gestern ganz besonders war, aber im Hier und Jetzt komme ich nicht richtig an.
    »Teenagerprobleme«, würde meine Mutter jetzt sehnsuchtsvoll hauchen, so als ob das was Tolles wäre. Ich glaube, die Erwachsenen verklären die Zeit, als sie selber noch jung waren. Ich glaube, sie haben ganz vergessen, wie schwierig das ist.
    Das mit Jeffer zum Beispiel, das macht mich ganz verrückt. Dabei glaube ich nicht mal, dass ich verliebt in ihn bin. Es ist einfach nur schön, anders als alles bisher und trotzdem so sehr ungewiss, dass es mir Bauchschmerzen macht.

    Am nächsten Morgen ist Familientag. Wir haben uns für ein Picknick im Park entschieden. Das war meine Idee, und obwohl Papa nicht begeistert war, weil er es nicht leiden kann, auf Decken auf dem Boden zu sitzen, wurde er doch überstimmt. Meine Mutter sagte, es wäre ganz romantisch. Sie findet viele Dinge romantisch, z. B. Stummfilme gucken, Frauenabende, keinen Führerschein zu haben, Kleeblätter in Büchern zu pressen, Kühe melken, alte Radioapparate und noch tausend andere Sachen. Natürlich hat sie einen romantischen Picknickkorb gepackt und ihn mit einem rot- weiß karierten Tuch zugedeckt. Sie sagt immer, man müsse sich das Leben schön machen, sich Mühe geben, auf Details achten. Ich frage mich manchmal, warum sie diese Leidenschaft nicht zu ihrem Beruf gemacht hat. Stattdessen sitzt sie acht Stunden am Tag im Büro und füllt Anträge aus. »Man kann es sich nicht immer aussuchen«, sagt sie, wenn ich sie danach frage.
    Familientag ist nicht mein größtes Hobby, aber da es

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