Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
Vom Netzwerk:
genug Obst!«
    »Wirtschafte gut mit der Haushaltskasse!«
    »Stecke nicht die Finger in die Steckdose!«
    Hä?
    »Und schwänz ja nicht die Schule!«
    »Hörst du?«
    »Hörst du?«
    »Ich wünsche euch einen schönen Flug!«
    Ich stehe noch eine Weile in der Wartehalle, bis meine Eltern durch den langen Korridor verschwunden sind. Und dann sehe ich mich um, nach den anderen Leuten, und frage mich, wer von denen schon bemerkt hat, dass es in mir brodelt und dass ich am liebsten schreien würde: »Freiheit! Rock ’n’ Roll!«

MAJA UND ICH liegen in der Badewanne. Im Bikini.
    »Is ja wohl besser als auf den Malediven!«
    Ich würde mich nie trauen, nackt mit Maja in der Wanne zu liegen. Einmal, weil mein Körper nicht der schönste ist, den man sich so vorstellen kann, und zum anderen, weil Majas Körper der schönste ist, den man sich so vorstellen kann. Ich habe sie mal beim Duschen im Schwimmbad gesehen. Sie hat eine wunderbare Haut, schöne kleine Brüste und unglaublich lange Beine. Meine Beine sind mit blauen Flecken übersät und mit roten Pickelchen vom Rasieren. Wenn man mit so einer schönen Frau in der Wanne liegt, fängt man automatisch an zu vergleichen. Ich schneide schlecht dabei ab, deshalb muss sie mich auch nicht nackt sehen. Ich glaube, sie findet das komisch, aber ich rechne es ihr hoch an, dass sie daraus kein Drama macht. Manchmal gibt es bei Freundinnen dieses Konkurrenzdenken. Das ist mit Maja gar nicht so und ich bin sehr froh darüber.
    Wir bereiten uns mental auf die heutige Nacht vor. Das Südstaatenrockkonzert. Maja hat ihren Schminkkoffer mitgebracht. Außerdem eine große Tasche mit Klamotten für die zwei Wochen, in denen sie bei mir wohnen wird.
    Der Gefrierschrank ist gefüllt mit Pizza und Baguettes, mit Kroketten und paniertem Hähnchenfleisch. Wir haben alles in den Einkaufswagen geworfen, was so aussah, als könnte man es mühelos in den Ofen schmeißen und nach einer halben Stunde wieder rausholen. Mit etwas Glück brauchen wir für alle Gerichte nur einen Teller und müssen nicht so viel spülen.
    »Hey, wird Jeffer eigentlich auch da sein?«, fragt Maja mit einem verschmitzten Lächeln.
    »Woher soll ich das wissen? Du hast den Abend heute geplant.«
    »Ich dachte bloß, weil ihr in so regem Austausch steht.«
    »Keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Oberbaumbrücke.«
    »Du hast deine Spione wohl überall.«
    »Da kannst du aber sicher sein. Also?«
    »Also? Ich habe keine Ahnung. Ich habe seitdem nicht mehr mit Jeffer gesprochen.«
    »Hast du seine Nummer? Wir könnten ihn anrufen!«
    »Hab ich nicht.«
    »Lügnerin!«
    »Hab ich wirklich nicht.«
    »Und wie verabredet ihr euch?«
    »Wir verabreden uns gar nicht.«
    »Und auf der Oberbaumbrücke? Habt ihr euch zufällig getroffen, oder was?« Maja sieht mich ungläubig an.
    »Er hatte mich abgeholt.«
    »Oh, das wird ja immer schöner. Abgeholt! Wie zum Abschlussball?«, feixt sie.
    »Halt die Klappe, ja!«
    »Und jetzt? Hat er dich wieder fallen lassen?«
    »Ich denke, du willst was von dem!«
    »Ich will von jedem was. Das weißt du doch. Ich bin ein Flittchen.« Sie grinst zufrieden.
    »Na, dann schnapp ihn dir!«, schlage ich vor.
    »Ich will nur vorher wissen, was er von dir will.«
    »Dann frag ihn doch!«, sage ich gereizt und steige aus der Wanne.
    »Spielverderberin.« Sie zieht eine Grimasse.
    Ich gehe in mein Zimmer und suche nach den richtigen Klamotten. Jeans und ein Männerunterhemd.
    »Man könnte auch meinen, du wärst ’ne Lesbe«, sagt Maja, die tropfend in der Tür steht.
    »Vielleicht bin ich auch eine.«
    »Dann muss ich ja vorsichtig sein.« Sie lüftet kichernd ihr Bikinioberteil.
    »Keine Angst, ich stehe nicht auf Flittchen.«
    Ich hänge mir eine Bernsteinkette um den Hals und drehe mich einmal vor dem Spiegel. Okay, das muss genügen.
    »Und schminken?«, fragt Maja.
    »Schmink dich für mich mit.« Ich lasse mich aufs Bett fallen und sehe Maja dabei zu, wie sie sich ihr heutiges Outfit zurechtbastelt. Eigentlich ist es schön, wie viel Mühe sie darauf verwendet, aber mir wäre das irgendwie viel zu anstrengend.

    Wir laufen die Skalitzer Straße entlang. Viele junge Leute sind unterwegs. Sie sind laut und aufgekratzt. Sie sind glücklich, aus ihren Elternhäusern nach draußen geflohen zu sein. Die meisten haben Bierflaschen in der Hand. Viele machen Schnappschüsse mit ihren Handys. Alle grinsen wie auf Knopfdruck. Eine Ladung Touristen spaziert vorbei und wird von einem Grüppchen junger Leute

Weitere Kostenlose Bücher