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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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allein!
    »Was machst du heute?«, fragt Maja.
    »Familientag.«
    »Oh Mann! Eure Familie ist echt cool.«
    »Ich weiß nicht.« Manchmal frage ich mich, was Maja mit dem Wort »cool« meint.
    »Ich würde auch mal gerne Familientag machen«, seufzt sie in den Hörer.
    »Dann gehst du das nächste Mal mit meinen Eltern ins Aquarium.«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen!«
    »Verkehrte Welt, echt.«
    »Also, ich muss los. Bis Montag inner Schule.«
    »Bis dann.«
    Wir sollten Maja das nächste Mal wirklich zu unserem Familientag einladen.
    Ich sitze mit meinen Eltern noch eine Weile im Victoriapark.
    Oben auf dem Berg trommeln irgendwelche Leute auf ihren Bongos. Sie treffen sich in großen Gruppen, essen, lachen, kiffen. Die sommerliche Freiheit. Alle sehen schick aus, leicht gebräunt, leicht bekleidet, lächelnd, cool. Maja würde sich einfach zu ihnen dazusetzen, einen Witz erzählen, übertrieben lachen, an ihrem Joint ziehen. Und wieder hätte sie zwanzig Leute mehr auf der Welt, die sie kennt. Ich kann so etwas nicht. Ich bin unsicher, ich würde den Mund nicht aufbekommen und mich blöd fühlen, dann hässlich, und schließlich wäre ich ein kleines Häufchen Elend, welches niemand beachtet. Ich kann mich nur auf bekanntem Terrain entfalten. Ich weiß um meine Stärken, aber ich gehe im Lifestyle-Party-Volk sofort unter.
    »Wir schicken dir eine Postkarte«, flüstert Mama mir ins Ohr und umarmt mich.
    Sie freut sich wahnsinnig. Ich aber auch.

    Die nächste Woche vergeht natürlich furchtbar langsam, wie immer, wenn man sehnsüchtig auf etwas wartet. Meine Eltern haben ihre Koffer schon gepackt. Sie schreiben lange Listen mit Dingen, die ich beachten muss und die ich tun soll, wie z. B. Blumen gießen, und Dingen, die ich auf keinen Fall tun darf, z. B. im Bett rauchen, wobei ich mich frage, woher sie überhaupt wissen, dass ich rauche.
    Ich bekomme eine Telefonliste mit Nummern von Tanten und Nachbarn und dem Hotel auf den Malediven, von Taxistellen, Mutters bester Freundin Heike, Ärzten, Papas Fußballkumpel, der Polizist ist, und vom Kindernotdienst.
    »Meint ihr nicht, dass ihr etwas übertreibt?«, frage ich mit der Liste in den Händen.
    »Du warst noch nie so lange alleine«, sagt Papa.
    »Ich schaffe das schon!«
    »Du bist unsere einzige Tochter«, sagt er und fasst mich an den Schultern.
    »Ich weiß. Das sagt ihr ständig.« Ich rolle mit den Augen.
    »Wir machen uns Sorgen.«
    »Ihr sollt euch keine Sorgen machen, ihr sollt euren Urlaub genießen.«
    Mama seufzt. »Ja doch. Das werden wir auch. Ich freue mich so sehr!«
    Sie und Papa sehen sich verträumt an.
    »Wir werden es uns schon gut gehen lassen«, sagt er mit schelmischem Unterton.
    »So viel will ich gar nicht wissen!«, protestiere ich.
    Dann vergehen noch ein paar Tage, in denen ich mich schrecklich langweile. Ich versuche, ein Buch zu lesen, aber ich lese über die Sätze hinweg und merke fünf Seiten weiter, dass ich gar nicht weiß, was ich da eben gelesen habe. Ich sehe fern, aber das Programm ist mies, immer wieder irgendwelche Talkshows zu furchtbaren Themen mit furchtbaren Gästen und schleimigen Moderatoren. Ich versuche zu joggen, merke aber nach ein paar Metern, dass das nicht meine Sportart ist, überhaupt bezweifle ich, ob es eine Sportart gibt, die mir gefallen könnte. Weshalb sollte man sich so abmühen?
    In der Schule behandeln wir Nachkriegsliteratur und die ist auf die Dauer sehr ermüdend. Ich habe keine Lust auf Trümmer und Soldaten und verzweifelte, aber tapfere Mütter.
    Ich habe Lust darauf, mich ins Leben zu stürzen, mich darin zu suhlen und selbst zu entscheiden, was gut für mich ist.
    Ich bin erleichtert, als ich Mama und Papa am Freitag zum Flughafen begleite. Nach ihrem Check-in essen wir im Flughafenbistro noch eine Pizza. Papa ist blass, er hat furchtbare Angst vor dem Fliegen, und ich finde es sehr rührend, dass er meiner Mutter zuliebe so einen langen Flug mitmacht. Wenn ich es recht bedenke, sind sie ein gutes Paar, vielleicht durch die lange Ehe ein bisschen bequem geworden, aber trotzdem gut. Sie geben sich Mühe, und ich glaube, das ist viel wert. Trotzdem bin ich mir sicher, dass ich nie heiraten werde. Heiraten hat etwas Verstaubtes. Und eigentlich ändert es nichts und wenn, dann meistens zum Negativen.
    Vor dem Abflug werde ich lange gedrückt, Familienkuscheln, ein Knäul mit drei Köpfen.
    »Pass auf dich auf!«
    »Und mach keinen Blödsinn!«
    »Und mach nicht zu viel Unordnung!«
    »Iss

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