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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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angeht. Außerdem ist sie eine Besserwisserin. Wir werden das Referat so halten müssen, wie sie es will, wenn ich mich nicht mit ihr streiten möchte. Ich weiß nicht, ob ich große Lust habe, diesen ganzen Zirkus noch ein ganzes Jahr mitzumachen. Aber das nur so theoretisch. Natürlich werde ich alles schön brav zu Ende bringen. Jeffer hatte gesagt, ich müsse nichts machen, was ich nicht will. Aber das stimmt nicht. Er irrt sich. Man muss so einiges im Leben machen, was einem überhaupt nicht gefällt. Jedenfalls dann, wenn man mit den anderen Leuten halbwegs auskommen möchte.
    Beim Abendessen sind meine Eltern erstaunlich gefasst. Ich habe ihnen alles erzählt. Na ja, nicht wirklich alles, aber zumindest, dass ich drei Wochen nicht in der Schule war, weil ich mit diesem Jungen mit dem komischen Namen rumgehangen habe.
    Mein Vater wollte erstmal so etwas wie Hausarrest verhängen, aber meine Mutter hat ihn daraufhin mit hochgezogenen Augenbrauen angesehen und gesagt: »Hausarrest? Bei einer Siebzehnjährigen?«
    Sie sind enttäuscht, durchaus, und ich glaube, sie hätten es besser gefunden, wenn ich verbotenerweise eine Party in unserer Wohnung gefeiert und ihre Alkoholvorräte aufgebraucht hätte. Das mit dem Jungen trifft sie nur halb so doll wie das mit der Schule, obwohl, da sind sie sich einig, beides irgendwie zusammenhängt.
    Aber sie flippen nicht aus.
    Hin und wieder sehen sie mich streng an, aber sagen tun sie wenig.
    Mein Vater kratzt sich öfter am Kopf. Meine Mutter seufzt hin und wieder. Wir essen brav unseren Salat mit magerem Hühnchenfleisch. Meine Mutter besteht darauf, dass wir nicht mehr so fett essen.
    So ist das bei ihr immer nach dem Urlaub, egal wo sie war, jedes Mal kam sie kulinarisch inspiriert wieder.
    »Denk dir was aus«, sagt mein Vater.
    »Wie meinst du das?«, frage ich ihn.
    »Denk dir was aus, wie du das wiedergutmachen kannst.«
    »Das ist eine komische Strafe.« Ich sehe abwechselnd zu ihm und dann wieder zu Mama.
    »Deine Mutter sagt, du wärst zu alt für Strafen. Also gut, wenn du jetzt so erwachsen bist, denk dir selber was aus.«
    Ich bin ein bisschen überfordert mit dieser Aufgabe, zumal ich nicht recht weiß, wem gegenüber ich etwas gutzumachen habe. Meinen Eltern? Der Schule?
    Aber ich frage nicht weiter nach, denn ich bin glücklich, dass es halbwegs glimpflich für mich abgelaufen ist.
    Als ich abends in meinem Bett liege und leise Musik höre, kommt meine Mutter noch mal zu mir, setzt sich auf mein Bett und nimmt meine Hand.
    »Wir haben nie darüber gesprochen, ob du schon mal mit einem Jungen geschlafen hast.«
    »Mama!« Ich setze mich auf, sichere mir den nötigen Abstand für dieses Gespräch.
    »Ich vermute schon. Das wäre vielleicht komisch, wenn nicht. Die Töchter meiner Arbeitskolleginnen hatten alle schon Sex, also warum du nicht auch?«
    »Müssen wir wirklich darüber reden?«
    »Möchtest du das?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Okay. Ich habe auch mit meiner Mutter nicht über solche Dinge geredet, aber die Zeiten ändern sich, und ich dachte, vielleicht fehlt uns etwas, wenn wir so ein Gespräch nicht führen.«
    »Töchter, die mit ihren Müttern über Sex reden, sind mir suspekt.«
    »Gott sei Dank, mir nämlich auch.« Meine Mutter wirkt erleichtert.
    Ich finde es trotzdem nett von ihr und drücke ihre Hand. Sie lächelt.
    »Mit dem Jeffer hatte ich jedenfalls keinen Sex«, sage ich ihr dann doch noch, als Zeichen meines guten Willens.
    Sie küsst mich auf die Stirn und geht hinaus.
    Als ich dann alleine mit meinen Gedanken bin, ist da wieder dieser Druck in der Magengegend. Eigentlich ist er ständig da, seit ich Jeffer kenne. Ich bin irgendwie enttäuscht, dass er sich nicht gemeldet hat.
    War das jetzt alles nur so eine Episode? So ein kleiner Zeitvertreib? Reihe ich mich jetzt in die Vielzahl von Mädchen ein, denen Jeffer das Herz gebrochen hat? Ich muss daran denken, wie er mich bei unserem ersten Treffen aus den Tränengasschwaden gezogen hat und wie wir über die Mauer geklettert sind, direkt in den Vorgarten der türkischen Familie. Das war der schönste Geburtstag, den ich bisher hatte.

DIE NÄCHSTEN ZWEI WOCHEN vergehen langsam und eintönig. Maja versucht, mich immer zu irgendwelchen Partys zu überreden, aber ich muss wirklich einiges in der Schule nachholen und will die Nerven meiner Eltern nicht weiter strapazieren. Meistens sitze ich auf der Wiese vor der Bücherei und lese. Einmal setzt sich ein Typ auf eine Bank mir

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