Ich zog mit Hannibal
fluchte der Vater.
»Du kannst sicher sein, dass nicht eine Münze im Schacht blieb«, versicherte der Alte. Und nun griff er plötzlich nach dem kleinen Lederbeutel, den er umhängen hatte, und sah in ihm nach. Eine Münze kam zum Vorschein. Er hielt sie Tana und Morik hin. »Die hat Hannibal nicht bekommen und auch die Römer nicht – das ist sie.«
Tana und Morik betrachteten die unscheinbare Münze, auf der, kaum kenntlich, eine Palme war.
»Man hat sie mir gelassen, so wenig ist sie wert – für alle, außer für mich. Ich möchte keine andere haben. Ich reibe sie nicht einmal blank, damit sie so bleibt, wie er sie mir gegeben hat.«
»Wovon redet ihr?«, wollte der Vater wissen.
»Von Suru«, sagte Morik.
»Du hast einen Namen, den ich noch nie gehört habe«, sagte der Vater verdrossen.
»Wirst du mir trotzdem helfen – mit dem Haus?«
Der Vater warf ihm einen gehässigen Blick zu. »Musst du noch ein Haus haben? Du bist doch alt wie –«, er suchte nach einem Wort, »wie ein Elefant.«
Da lachte der alte Mann und er hielt den Kopf ein wenig schief. »Seh ich so aus?«, rief er vergnügt. »Nun gut, nimm mich als Elefanten! So alt, wie ein Elefant wird, bin ich schon bald. Elefanten, das lass dir gesagt sein, sind Brunnengräber, sie wissen, wo Wasser in der Erde ist. Suru hat gewusst, dass hier Wasser sein werde.« Er wurde wieder ernst. »Besseres Wasser als im Kastell – versuch doch!«, forderte er den Vater auf.
Und nun nahm der Vater den Krug und trank.
»Du hast Recht«, gab er zu. »Es ist besser als im Kastell; und nicht so weit.«
»Und genug«, sagte der Alte erfreut. »Halb Sagunt holte hier Wasser. Ihr müsst nicht mehr wegziehn. Nun lässt sich hier leben. Ist das nichts?«
»Wir werden unser Haus hier bauen«, sagte der Vater, mehr für sich.
»Und mein Haus?«, erkundigte sich der alte Mann.
»Du sollst es haben, du alter Elefant!« Der Vater blickte dabei in den Schacht, auf die Falltür gestützt, und er sah, wie das Wasser in der Tiefe glänzte.
Zeittafel
753
(nach anderer Überlieferung 814 v. Chr.) Gründung Roms durch Romulus und Remus sowie Karthagos durch die Königin Dido (Elissa) aus Tyrus, der Hauptstadt der Phönizier
480
Niederlage der Karthager gegen die Griechen bei Himera; Einrichtung des Hofes der Hundert, die fortan Karthago beherrschen
275
Im Heer des Pyrrhos sehen die Römer zum ersten Mal Elefanten: in Lukanien – daher die Bezeichnung »lukanische Ochsen«
265
Söldner, mit denen der Syrakusaner Agathokles Karthago vergeblich belagert hat, errichten in Messena einen Raubstaat
264
Rom verbündet sich mit den »Marsmännern« von Messena gegen Karthago
264 – 241
Erster Punischer Krieg, in dem Karthago Sizilien und die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeer einbüßt. Die römische Flotte erweist sich der karthagischen u. a. durch Enterbrücken überlegen. Als Karthago in den Jahren nach dem Krieg durch eine Meuterei seiner Söldner wehrlos ist, nimmt Rom auch noch Sardinien und erhöht die Kriegstribute. Hamilkar Barkas erstickt im »unsühnbaren Kriege« die Meuterei und baut in den folgenden Jahren ein zweites Karthago in Spanien auf
247
Hannibal geboren
229
Hamilkar Barkas fällt
221
Sein Nachfolger und Schwiegersohn Hasdrubal ermordet
219
Hannibal zerstört Sagunt (im Oktober)
218 – 202
Zweiter Punischer Krieg (»mehr mit Hass als mit Kräften geführt«, Livius)
218
Im Mai bricht das Hannibal-Heer mit 40 000 Mann, 6 000 Pferden und 39 Elefanten von Neu-Karthago zu seinem Zug auf, legt bis September etwa 1 200 km zurück, geht über die Rhone, übersteigt etwa zwischen dem 10. und 25. Oktober die Alpen, nach letzten Forschungen mit ziemlicher Sicherheit über den Col de la Traversette. Ende Oktober wird die Stadt der Tauriner erobert (Turin). Nach einem Reitertreffen am Ticino (Tessin) kommt es am 23. Dezember zur Schlacht an der Trebia, bei der die Römer unter den Konsuln Scipio und Sempronius vernichtend geschlagen werden; Hannibal verliert alle Elefanten, die den Alpenübergang bestanden haben, bis auf einen
217
Im Frühjahr Aufbruch aus dem Winterlager; nach einem Rückschlag im Mai über den Apennin. Am 23. Juni zweite vernichtende Schlacht gegen die Römer (am Trasimenischen See)
216
Schlacht von Cannae, in der von 86 000 Römern über 50 000 fallen; Rom bewaffnet Sechzehnjährige und
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