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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Mitglieder von Lo/Rez fast so alt waren wie sie selbst. Warum stand Chia nicht auf Musik von Leuten ihres Alters?
    – Von wem denn bitte, Mutter?
    – Diesen Chrome Koran, zum Beispiel.
    — Würg.
    Chia hegte den Verdacht, dass die Zeitwahrnehmung ihrer Mutter sich radikal und auf geheimnisvolle Weise von der ihren unterschied. Nicht nur, weil ein Monat für Chias Mutter keine sehr lange Zeit war, sondern auch, weil das »Jetzt« ihrer Mutter etwas derart Enges und Buchstäbliches war. Von den Nachrichten regiert, wie Chia glaubte. Vom Kabel genährt. Eine Gegenwart, abgeschliffen auf den exakten Augenblick eines Verkehrsberichts aus dem Helikopter.
    Chias »Jetzt« war digital, auf unangestrengte Weise elastisch und dank globaler Systeme, mit deren Funktionsweise sie sich nie hatte beschäftigen müssen, jederzeit abrufbar.

    Lo Rez Skyline war eine Woche (na ja, sechs Tage) vor Chias Geburt veröffentlicht worden, wenn man es so nennen konnte. Sie schätzte, dass bis zu dem freudigen Ereignis noch keine Exemplare des Albums nach Seattle gelangt waren, aber ihr gefiel der Gedanke, dass es hier schon damals Hörer gegeben hatte, weil Visionäre an der Pazifikküste neue Sounds sogar von so obskuren Indies wie East Teipeis Dog Soup ins Netz einspeisten. Jedenfalls hatten die Einleitungsakkorde von »Positron Premonition« im schicksalhaften Augenblick ihrer Geburt irgendwo bei jemand im Keller Moleküle realer Seattle-Luft umhergeschoben. Das wusste sie irgendwie, wie sie auch wusste, dass »Stuck Pixel« – eigentlich gar kein richtiger Song, sondern nur Los Gegniedel auf einer Pfandhaus-Gitarre – irgendwo gelaufen sein musste, als ihre damals kaum Englisch sprechende Mutter Chias Namen einem öfters wiederholten Spot im Shopping Channel entnommen hatte, weil ihr die phonetische Zärtlichkeit dieser Silben in der postnatalen Erholungsphase wie eine optimal sanfte Kombination von italienischen und englischen Lauten erschienen war; ihr schon damals rothaariges Baby wurde in der Folge auf den Namen Chia Pet McKenzie getauft (zum nicht geringen Erstaunen ihres abwesenden kanadischen Vaters, wie Chia später erfuhr).
    Diese Gedanken kamen in der Dunkelheit vor dem Wecken, kurz bevor der Infrarot-Blinker an ihrem Wecker der Halogen-Galerieleuchte ein lautloses Signal schickte und ihr befahl, Lo/Rez in all ihrer Dog-Soup-Pracht zu illuminieren. Rez mit seinem offenen Hemd (aber total ironisch) und Lo mit seinem Grinsen und einem prototypischen Schnurrbart, der noch ein bisschen mickrig war.
    Hallo, Jungs. Sie tastete nach ihrer Fernbedienung. Zappte Infrarot ins Dunkel. Zapp: Espressomatic. Zapp: Raumheizwürfel.
    Unter ihrem Kissen die ungewohnte Form ihres Passes, wie eine alte Spielkassette, hartes, marineblaues Plastik mit
Kunstlederstruktur und der goldenen Siegel-und-Adler-Prägung. Die Air-Magellan-Tickets in ihrer schlaffen, beigen Mappe vom Reisebüro im Einkaufszentrum.
    Es war so weit.
    Sie holte tief Luft. Das Haus ihrer Mutter schien ebenfalls Luft zu holen, aber verhaltener; seine hölzernen Knochen knarrten in der Kälte des Wintermorgens.
     
    Das Taxi kam pünktlich, aber trotzdem wie durch Zauberei, und nein, es hupte nicht, genau wie sie es verlangt hatte. Kelsey hatte ihr erklärt, wie man so was machte. Wie sie Chia auch forsch über ihre Lebensumstände ausgefragt und sich die Tarnung für ihre bevorstehende Abwesenheit ausgedacht hatte: zehn Tage in den San Juan Mountains mit Hester Chen, deren betuchte, allen Maschinen abholde Mutter solche Angst vor elektromagnetischer Strahlung hatte, dass sie ohne Telefon und jedweden Strom in einer Treibholzburg mit Grasdach wohnte. »Sag ihr, du machst einen Medienschnellkurs, bevor sich das mit der neuen Schule klärt«, hatte Kelsey gesagt. »Das wird ihr gefallen.« Und so war es auch — Chias Mutter fand ohnehin, dass ihre Tochter entschieden zu viel Zeit in den Handschuhen und unter der Datenbrille verbrachte.
    Eigentlich mochte Chia die sanfte Hester, die zu kapieren schien, worum es bei Lo/Rez ging, wenn sie auch irgendwie nicht so fundamental davon gepackt wurde, wie man es hätte erwarten können, und Chia hatte auch schon die Annehmlichkeiten von Mrs Chens Inselzuflucht ausprobiert. Aber Hesters Mutter hatte sie beide gezwungen, spezielle Baseballkappen aus einem Stoff zu tragen, der vor elektromagnetischer Strahlung schützte, damit ihre jungen Gehirne nicht immerfort in der unsichtbaren Suppe der schlimmen Medien gebadet wurden.
    Chia hatte

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