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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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seinem Preis, von Slitscans Platz darin und von Laneys Unfähigkeit, entsprechend zu funktionieren? Oder hatte sie sich auf seinen Verrat konzentriert? Aber er hatte es nicht gehört; er hatte nur diese Sachen, die er eigentlich gar nicht haben wollte, in einen Karton aus Wellplastik gepackt, der noch leicht nach mexikanischen Orangen duftete. Das mittlerweile unbrauchbare Notebook mit dem zerbrochenen Bildschirm,
das ihn durchs College begleitet hatte. Den Iso-Becher, von dem das Nissan-County-Logo abblätterte. Notizen, die er sich entgegen der Büropolitik auf Papier gemacht hatte. Ein kaffeefleckiges Fax von einer Frau, mit der er in Ixtapa geschlafen hatte, deren Initialen nun nicht mehr zu entziffern waren und deren Namen er vergessen hatte. Nutzlose Stücke seines Ichs, für einen Müllcontainer auf dem Parkplatz des Gebäudes bestimmt. Aber er würde nichts hierlassen, und Kathy schrie weiter.
    Jetzt, im Todeswürfel K, stellte er sich vor, dass sie ihm erzählt hatte, er würde in dieser Stadt nie wieder Arbeit finden, und so schien es auch wirklich zu sein. Illoyalität dem Arbeitgeber gegenüber war generell ein besonders problematisches Loch in der Fahrkarte, und in dieser Stadt vielleicht erst recht, weil sie dem entsprungen war, was man, wie Laney sich erinnerte, früher einmal Skrupel genannt hatte.
    Das Wort selbst erschien ihm jetzt über alle Maßen lächerlich.
    »Sie haben gelächelt.« Blackwell starrte ihn von der anderen Seite des winzigen Tisches aus an.
    »Serotoninarmut.«
    »Essen«, sagte Blackwell.
    »Ich hab eigentlich keinen Hunger.«
    »Muss Karbos laden«, erklärte Blackwell und stand auf. Er nahm erstaunlich viel Raum ein.
    Laney und Yamasaki erhoben sich ebenfalls, folgten Blackwell nach unten und verließen mit ihm den Todeswürfel K, um im O My Golly-Building nach unten zu fahren. Aus dem schabenfarbenen Licht in die Chrom- und Neonschlucht der Roppongi Dori. Der Gestank von fauligem Fisch und Obst, selbst in dieser kühlen, feuchten Nacht, wenn auch etwas gedämpft durch die Vanillezuckersüße des chinesischen Benzin-Alkohol-Gemischs aus den Autos, die auf der Schnellstraße vorbeizischten. Aber die stete
Stimme des Verkehrs hatte etwas Beruhigendes, und Laney fand es besser, auf den Beinen und in Bewegung zu sein.
    Wenn er in Bewegung blieb, fand er vielleicht heraus, was es mit Keith Alan Blackwell und Shinya Yamasaki auf sich hatte.
    Blackwell führte sie über eine Fußgängerbrücke. Laneys Hand streifte eine Unregelmäßigkeit am Metallgeländer. Er sah, dass es eine zufällige Falte in einem kleinen, glänzenden Aufkleber war; ein barbusiges Mädchen lächelte von einem handtellergroßen, silbrigen Hologramm zu ihm auf. Als sein Blickwinkel sich änderte, schien sie auf die Telefonnummer über ihrem Kopf zu deuten. Das Geländer war von vorn bis hinten mit diesen kleinen Werbestickern bedeckt, obwohl es genau bemessene Lücken gab, wo ein paar zwecks späterer Benutzung abgezogen worden waren.
    Blackwells massige Gestalt teilte die Menge auf dem Gehsteig drüben wie ein Frachter einen schaukelnden Strom von Hobbybooten. »Kohlehydrate«, sagte er über eine riesige Schulter hinweg. Er lotste sie in eine Gasse, einen engen Schlund aus buntem Licht, vorbei an einer die ganze Nacht hindurch geöffneten Tierklinik, hinter deren Fenster zwei weißbekittelte Chirurgen eine Operation ausführten – an einer Katze, wie Laney hoffte. Ein paar Fußgänger, die sich zu einem entspannten kleinen Tableau gruppierten, hatten hier eine Pause eingelegt und sahen vom Bürgersteig aus zu.
    Blackwell schob sich seitwärts in eine hell erleuchtete Höhle, in der hinter einem Tresen aus Kunstgranit aus Kochtöpfen Dampf aufstieg.
    Laney und Yamasaki folgten ihm. Der Mann hinter dem Tresen war schon dabei, auf die Bestellung des Australiers hin würzig riechende Portionen einer beigen, sämigen Masse in Schüsseln zu füllen.
    Laney sah zu, wie Blackwell die Schüssel zum Mund hob, den größten Teil seiner Nudeln einatmete, wie es schien,
dann seine strahlend weißen Plastikzähne elegant zuschnappen ließ und den Rest so abtrennte. Muskeln am dicken Hals des Mannes arbeiteten schwer, als er schluckte.
    Laney starrte ihn mit großen Augen an.
    Blackwell wischte sich den Mund mit dem Rücken einer riesigen Hand ab, die aussah, als wäre sie mit pinkfarbenem Garn aus lauter Flicken zusammengenäht. Er rülpste. »Gib mal eins von diesen Babydöschen Dry …« Er schüttete das ganze Bier mit

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