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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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er. »Hab Maryalice hier bei euch gesehen. Dachte, ich bring dem alten Mädel mal ’nen Drink. Ich bin Buell Creedmore. Und, schmeckt euch das Bier?«
    »Ja, danke«, sagte Tessa und schaute in die entgegengesetzte Richtung. Creedmore überschlug rasch und für Chevette sehr offensichtlich, dass sie diejenige war, bei der eine Anmache mehr Erfolg versprach. »Habt ihr hier in der Stadt von uns gehört oder drüben in Oakland?«
    »Wir sind bloß wegen der Chicken Wings hier«, sagte Chevette und zeigte auf den Teller mit Hähnchenknochen vor ihr.
    »Sind die gut?«
    »Ganz okay«, sagte Chevette. »Aber wir wollten gerade gehen.«

    »Gehen?« Creedmore trank einen großen Schluck von seinem Tomatensaft. »Verdammt, in zehn Minuten legen wir los. Ihr solltet dableiben und euch das anhören.« An den Rändern der Gläser klebte, wie Chevette sah, ein sonderbares, grünlich-sandiges Zeug, und jetzt hing auch etwas davon an Creedmores Oberlippe.
    »Was machst du mit diesen Caesar’s, Buell?« Das war der korpulente Gitarrist. »Du hast mir versprochen, dass du vor dem Auftritt nichts trinkst.«
    »Für Maryalice«, sagte Creedmore und gestikulierte mit einem Glas, »und das hier ist für die hübsche Lady.« Er stellte das Glas, aus dem er getrunken hatte, vor Chevette hin.
    »Wieso hast du dann Knoblauchsalz am Mund?«, fragte der korpulente Mann.
    Creedmore grinste und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Die Nerven, Randy. Großer Abend. Wird schon hinhauen …«
    »Will ich dir auch geraten haben, Buell. Wenn ich irgendwie seh, dass du das Zeug nicht verträgst, hast du den letzten Gig mit mir gespielt.« Der Gitarrist nahm Creedmore den Drink aus der Hand, trank einen Schluck, verzog das Gesicht und ging mit dem Glas weg.
    »Arschgeige«, sagte Creedmore.
    Und in diesem Augenblick sah Chevette, wie Carson die Bar betrat.
    Sie erkannte ihn sofort und mit hundertprozentiger Sicherheit. Es war nicht der Carson mit den Klamotten für die Schickimickiläden, in denen es nach Aromatherapie roch, sondern der Carson mit den Klamotten für die kenntnisreiche Erforschung der niederen Regionen.
    Chevette war sogar dabei gewesen, als er sich dieses Outfit zugelegt hatte, und hatte sich darum anhören müssen, dass die Jacke erstens eine museumsreife Reproduktion einer Originaljacke von 1940 und zweitens aus Alaska-Ochsenfell
war (Alaska-Ochsen hatten dickeres Fell, wegen der kalten Winter). Die Jeans waren fast genauso teuer und noch komplizierter, was ihre Herkunft betraf; der Köper war in Japan auf uralten, liebevoll gewarteten amerikanischen Webstühlen gewebt und dann nach den Spezifikationen eines Teams holländischer Designer und Kleidungshistoriker in Tunesien verarbeitet worden. Sachen wie dieser absolut authentische Fake-Kram bedeuteten Carson viel, und als Chevette ihn nun zur Tür hereinkommen sah, zweifelte sie nicht im Geringsten daran, dass er es war.
    Und außerdem wusste sie, dass sie in Schwierigkeiten war, obwohl sie nicht genau sagen konnte, weshalb. Vielleicht lag es daran, sollte sie später denken, dass er nicht merkte, dass sie ihn ansah, und sich deshalb keine Mühe gab, der zu sein, den er ihr zu der Zeit, als er noch mit ihr zusammen war, immer vorgespielt hatte, wenn er merkte, dass sie ihn ansah.
    Es war, als sähe sie einen anderen Menschen, einen sehr furchteinflößenden, sehr kalten, sehr zornigen Mann. Aber sie wusste, dass es Carson war. Carson, der sich umdrehte und den Blick durch die Bar schweifen ließ …
    Was sie als Nächstes tat, überraschte sie. Und Creedmore vermutlich noch mehr. Der obere Rand der riesigen silbernen Gürtelschnalle bildete einen praktischen Griff. Sie packte ihn, zerrte daran und zog Creedmore zu sich herunter, so dass seine Knie nachgaben, küsste ihn auf den Mund, legte ihm die Arme um den Hals und hoffte, dass sein Hinterkopf, der in der umgedrehten Netzkappe steckte, zwischen ihrem Gesicht und dem von Carson war.
    Leider entsprach Creedmores prompte Begeisterung ziemlich genau dem, was sie erwartet hätte, so ihr denn Zeit geblieben wäre, darüber nachzudenken.

33
DURIUS
    Rydell hatte den Rückweg durch das Gedränge auf der unteren Ebene schon halb hinter sich, als seine Sonnenbrille klingelte. Er lehnte sich an die nächste Wand, holte sie heraus, klappte sie auseinander und setzte sie auf.
    »Rydell?«
    »Ja?«
    »Durius, Mann. Wie geht’s dir?«
    »Gut«, sagte Rydell. Die Brille spielte verrückt; sonderbar längliche Segmente des

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