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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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kommt ganz gewaltig, und der schwarze Mann im Schrank wirft Sachen heraus, und Silencio will nur zu den Armbanduhren.
    Ganz weit hinten in seinem Geist warten Männer mit Hundezähnen und Flügeln, deren Gesichter schwärzer sind als das Gesicht des schwarzen Mannes mit den Armbanduhren. Ihre Gesichter sind so schwarz wie die Droge, die sich Männer ins Zahnfleisch reiben.
    »Holen Sie den Projektor näher heran«, befiehlt sie dem Mann, der Playboy und Raton stummgemacht hat, und Silencio sieht, dass sie eine andere ist, während sie spricht — glattes, goldenes Haar, die Gesichtsknochen einer anderen. »Bringen Sie das Notebook herüber. Seien Sie sehr vorsichtig
mit dem Kabel.« Und der Mann zieht das silberne Ding, vor dem Silencio Angst hat (Silencio hat jetzt fast vor allem Angst), näher heran und bringt den noch verkabelten Uhrensucher zum Bett.
    »Schließen Sie den Datenhelm an. Schnell!« Der Mann steckt den Draht vom Hut in den Uhrensucher und gibt Silencio den Hut. Drinnen sieht Silencio die Bilder, die vor die Augen passen, Bilder von der Armbanduhr auf dem Bildschirm des Suchers, und Silencio verspürt Erleichterung, die Angst weicht von ihm, zurück zum Rand der Dinge, wo die Männer mit den Hundezähnen sind. Er zieht sich den Hut über die Augen.
    Und ist an einem anderen Ort, wo es weder Oben noch Unten gibt, sondern nur etwas, was sich endlos weit dehnt, weiter als die Höfe von los projectos und jeder andere Raum, den er je gesehen hat.
    Aber die Leuchtende ist da, und neben ihr ein anderer, weniger deutlich.
    »Das ist Mister Laney«, sagt sie in der Sprache von Silencios Mutter. »Du musst ihm helfen. Er muss eine Armbanduhr finden. Diese Armbanduhr hier.« Und in der Hand hält sie die Armbanduhr, die Silencio auf dem Bildschirm gesehen hat. Es ist eine LeCoultre »Futurematic«, Zeigerstellung auf der Gehäuserückseite, schwarzes Zifferblatt, Gangreserveanzeige. Silencio kennt ihre Seriennummer, ihre Auktionsgeschichte, ihre Nummer bei der heutigen Auktion. »Jemand stiehlt sie, und du musst ihr folgen.«
    Silencio schaut vom schönen Zifferblatt der Futurematic zum Gesicht der Frau.
    »Du musst sie für ihn finden …«
    Und weg ist die Uhr, und sie auch, und der andere mit ihr, sie lassen Silencio an diesem Ort allein, der nur groß ist, ohne Farbe und Form, und Silencio ist es, als müsste er gleich weinen.

    Aber sehr weit entfernt spürt er sie, die Uhr. Er kennt sie, und sie ist noch da, wenn nur diese Entfernung nicht wäre, diese grauen Lichtfelder. Und wieder weg.
    Nein. Da ist das System: das System aller Armbanduhren. Ähnlichkeiten. Unterschiede. Die Worte. Eine Codierung. Nichts geht innerhalb des Systems verloren, und die Futurematic steigt hoch wie durch klares Wasser. Sie ist in seiner Reichweite.
    Und wieder weg. Leere.
    Nein. Er will sie haben. Er geht erneut ins System.
    Er durchquert die grauen Felder, sieht nur die Futurematic. Sieht, wohin sie verschwunden ist …

63 KABELTURM
    Rydell hatte in Knoxville ein relativ umfangreiches Aufstandsbekämpfungstraining absolviert und wusste – jedenfalls in der Theorie – einiges über Brände und Naturkatastrophen, aber nichts hatte ihn auf die merkwürdige Lage vorbereitet, in der er sich nun befand: Er hockte hinten auf einem Geländefahrzeug und klammerte sich mit einer Hand fest, während Elmore, die Netzkappe, die von Chevettes Freundin irgendwie bequatscht worden war, sie alle zu fahren, auf der oberen Ebene der Brücke in Richtung Bryant zurückbretterte. Rydell hatte hier noch nie ein Fahrzeug gesehen, abgesehen von Fahrrädern, und er vermutete, dass sie unter normalen Umständen nicht sehr weit gekommen wären.
    Dies waren jedoch keine normalen Umstände, und es war auch alles andere als ein normaler Ort. Die Leute quollen aus den oberen Bereichen der Besetzergemeinschaft wie Ameisen aus einem zerstörten Nest, und Rydell fiel auf, mit welcher Ruhe sie das taten. Das waren in gewissem Sinn keine Zivilisten, sondern abgehärtete Überlebenskünstler, die es gewohnt waren, auf sich selbst gestellt in einer Gemeinschaft von Menschen gleichen Schlages zu leben. Ein paar Leute schrien und liefen wahrscheinlich in die falsche Richtung oder im Kreis, aber aus dem sich rasch verändernden Blickwinkel des bockenden, holpernden ATV war das schwer zu erkennen. In erster Linie vermittelten sie Rydell einen Eindruck von Entschlossenheit; sie hatten festgestellt, dass die Brücke brannte, und verließen sie. Die meisten schienen

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