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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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    »Wieso?«
    Warbaby seufzte. »Der Mann, der es vermisst, ist tot.« Ein anderer Ausdruck in diesen Augen. »Und wie ist er gestorben?«, fragte Rydell, als das Gewicht endlich von seiner Schulter genommen wurde.
    »Mord«, antwortete Warbaby leise und trübselig, aber sehr deutlich.
     
    »Sie fragen sich, was es mit meinem Namen auf sich hat«, sagte Warbaby vom Rücksitz seines schwarzen Ford Patriot aus.
    »Ich frage mich, wo der Schlüssel reinmuss, Mr Warbaby«, sagte Rydell hinter dem Lenkrad und ließ seinen Blick über das Armaturenbrett schweifen, das ihm viele Möglichkeiten zur Auswahl anbot. Amerikanische Autos waren die Einzigen, die sich noch die Mühe machten, die Instrumente physisch darzustellen. Vielleicht gab es deshalb nicht mehr so viele davon. Wie diese Harleys mit Kettenantrieb.
    »Meine Großmutter war Vietnamesin«, grummelte Warbaby wie eine tektonische Platte, die sich resignierend löste und Richtung China abtauchte.

    »Mein Großvater kam aus Detroit. Ein Soldat . Hat sie aus Saigon mitgebracht, ist dann aber nicht bei ihr geblieben. Mein Daddy, sein Sohn, hat seinen Namen geändert und sich Warbaby genannt, verstehen Sie? Eine Geste. Sentimentalität. «
    »Aha«, sagte Rydell, ließ den großen Ford an und checkte das Getriebe. Saigon war ein Ort, wo reiche Leute Urlaub machten.
    Vierradantrieb. Keramikpanzer. Straßenfeger von Goodyear, die man nur mit einer richtigen Kanone durchlöchern konnte. Ein Luftreiniger aus Pappe, der wie eine Pinie geformt war, hing vor den Heizungsschlitzen.
    »Und die Sache mit ›Lucius‹, tja, das kann ich Ihnen auch nicht erklären.«
    »Mr Warbaby«, sagte Rydell mit einem Blick nach hinten, »wohin soll ich Sie fahren?«
    Ein Modem-Piepser vom Armaturenbrett.
    Freddie in dem feudalen Schalensitz neben Rydell stieß einen Pfiff aus. »Du dicke Scheiße«, sagte er, »das ist echt übel.«
    Rydell drehte sich zur Seite, um zuzusehen, wie das Fax herauskam: ein fetter Mann, nackt auf blutgetränkten, hart gewordenen Laken. Blutlachen, in denen das grelle Blitzlicht des Fotografen eingefroren war wie matte Trugbilder der Sonne.
    »Was ist das da unter seinem Kinn?«, fragte Rydell.
    »Ein kubanisches Halstuch«, sagte Freddie.
    » Nein, Mann«, Rydells Stimme ging eine Oktave höher, »was ist das?«
    »Die Zunge von dem Kerl«, sagte Freddie, riss das Bild vom Schlitz ab und reichte es Warbaby im Fond.
    Rydell hörte, wie das Fax in seiner Hand knarzte.
    »Diese Menschen«, sagte Warbaby. »Schrecklich.«

10 DER MODERNE TANZ
    Yamasaki saß auf dem flachen Holzhocker und schaute Skinner beim Rasieren zu.
    Skinner saß auf dem Bettrand, schabte sich mit einem Wegwerfrasierer das Gesicht rosig und reinigte die Klinge in einem zerbeulten Aluminiumbecken, das er zwischen den Schenkeln hielt.
    »Das Rasiermesser ist alt«, sagte Yamasaki. »Sie werfen es nicht weg?«
    Skinner sah ihn über den Plastikrasierer hinweg an. »Die Sache ist die, Scooter, nach ’ner Weile werden die Dinger nicht mehr stumpfer.« Er seifte sich die Oberlippe ein, rasierte sie und hielt dann inne. Bei den ersten paar Besuchen war Yamasaki immer »Kawasaki« gewesen. Jetzt war er »Scooter«. Die blassen alten Augen unter den schweren, rötlichen Lidern musterten ihn gleichmütig. Yamasaki spürte Skinners inneres Gelächter.
    »Ich bringe Sie zum Lachen?«
    »Heute nicht«, sagte Skinner und warf das Rasiermesser ins Wasserbecken. Seifenschaum und graue Barthaare schnellten in einer Demonstration der Oberflächenspannung zurück. »Nicht so wie neulich, wo ich zugesehen hab, wie du hinter der Scheiße hergekraxelt bist.«
    Yamasaki hatte einen ganzen Vormittag damit verbracht, die Abwassersammlungs-Arrangements für die Gruppe der Behausungen aufzuzeichnen, die seiner Ansicht nach Skinners »Wohnviertel« darstellten. Dank der ausgiebigen Verwendung von transparenten Fünf-Zoll-Schläuchen war das eine ziemlich aufregende Sache gewesen, wie bei einem
Spiel für Kinder; er hatte nämlich versucht, den Weg eines gegebenen Fäkalienklumpens von einer Behausung an der nächsten vorbei nach unten zu verfolgen. Die Schläuche liefen in anmutigen, willkürlichen Bogen durch den Brückenaufbau abwärts, gebündelt wie Ganglien, um unterhalb der unteren Ebene in einem tausend Gallonen fassenden Aufbewahrungstank zusammenzutreffen. Wenn dieser voll war, hatte Skinner erklärt, warf ein Quecksilberschalter in einem Schwimmer eine Strahlpumpe an, die das gesammelte Abwasser in ein

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