If you leave – Niemals getrennt
und meine Sinne drohen, mich zu überwältigen: der Geruch von Blut, der Geschmack von Angst, das Gefühl von Panik.
Der Rauch.
Der Tod.
Die blutüberströmten Kinder.
Ich kämpfe dagegen an und versuche, tief zu atmen.
Maddy braucht mich. Ich darf jetzt nicht durchdrehen.
Ich hole tief Luft, sauge die Angst in mich ein und lasse sie beim Ausatmen wieder los.
Ich sauge die Panik ein und lasse auch sie beim Ausatmen wieder los.
Das ist ein Trick, den mir Dr. Hart beigebracht hat, und er scheint zu funktionieren.
Als Maddy eine Minute später in meine Arme fällt und ihr Gesicht an meiner Brust vergräbt, habe ich mich wieder beruhigt. Ich kann wieder atmen.
Es geht mir gut, auch wenn es Mila nicht gutgeht.
Was soll der Mist? Wo ist da die Gerechtigkeit?
Maddy verbirgt ihr Gesicht, als wolle sie sich verstecken vor dem, was gerade passiert, vor dem Leben und vor dem Tod. Und mir schnürt es die Kehle zu, als mir etwas klarwird.
Verlust ist ihre größte Angst. Sie hat Tony verloren, und jetzt vielleicht auch noch Mila.
Ihr böses Ding hat sie erwischt
.
Ich lege meine Arme um sie. Das ist alles, was ich tun kann.
»Sie schafft es«, sagt Maddy nun schon zum hundertsten Mal, während wir alle im Wartezimmer des Krankenhauses hin und her tigern. »Sie kommt in Ordnung. Ich darf sie nicht verlieren. Das geht einfach nicht. Sie wird gesund.«
Ich denke, sie merkt nicht einmal, dass sie redet. Die Worte kommen einfach automatisch aus ihrem Mund, immer wieder, hölzern und leblos. Ich stimme ihr zu. Ich sage ihr, dass Mila wieder gesund wird, auch wenn ich nicht daran glaube. Maddy bemerkt es nicht.
Pax befindet sich in seiner eigenen Welt. Er durfte nicht zu Mila, und jetzt ist er hier draußen wie ein Löwe im Käfig. Seine Muskeln spannen sich an, während er in engen Kreisen herumläuft. Die Spannung in diesem Raum ist greifbar. Ich kann die Angst in der Luft förmlich schmecken, aber niemand gesteht es ein.
»Sie sind Ärzte«, sagt Maddy zu Pax. »Sie können ihr helfen.«
Pax sieht auf, seine Augen vollkommen starr, aber er gibt keine Antwort, als er an Maddy vorbeigeht.
Maddy wiederum geht an mir vorbei.
Es ist ein nervenaufreibender Kreislauf.
Wir sind allein und fragen uns, was, zum Teufel, vorgeht. Die Ungewissheit ist das Schlimmste. Aber die Gewissheit wird noch schlimmer. Davon bin ich überzeugt. Denn es gibt gar keine Chance, dass Mila überleben kann.
Keine Chance.
Und als ich Pax anschaue und sehe, wie angespannt und blass sein Gesicht ist und wie er hin und her läuft, seine Hände zu Fäusten geballt, und wie er versucht, ruhig zu atmen, weiß ich, dass er es auch weiß.
Auch sein böses Ding hat ihn erwischt.
Das absolut schlimmstmögliche Ding.
Die Sekunden vergehen. Dann Minuten. Dann eine Stunde. Dann zwei. Ein- oder zweimal kommt eine Schwester heraus, um uns zu sagen, dass die Ärzte immer noch arbeiten, und dass jemand kommt, sobald es etwas Neues gibt.
Noch mehr Zeit vergeht.
Ich hole Kaffee für Pax und Madison. Ich hole ihnen Wasser. Ich gehe zur Toilette und bringe ihnen nasse Papierhandtücher, um das Blut von ihren Gesichtern zu wischen. Keiner von beiden bemerkt es auch nur.
Sie sind gefangen in ihrer Angst.
»Sie war so kalt«, sagt Madison zu mir, und ihre Stimme klingt beinahe emotionslos. »Sie war so kalt, Gabe.«
Ich reibe ihr über den Rücken und drücke sie an mich. Ich beobachte die Uhr.
Noch eine halbe Stunde vergeht.
Keine Chance, dass sie das überlebt. Keine Chance.
Endlich kommt ein Arzt durch die Doppeltür. Er sieht erschöpft aus.
Aber noch mehr als das sieht er enttäuscht aus.
Scheiße
. Ich hole hörbar Luft.
Pax springt auf die Füße, und Maddy erstarrt. Sie beide erwarten das Schlimmste und erflehen gleichzeitig das Beste, und sie haben Angst zu erfahren, was eingetroffen ist.
»Sie wird wieder gesund«, versichert uns der Arzt. »Die Plazenta hatte sich abgelöst und die Blutung verursacht. Und als Sie sie uns draußen übergeben haben, hatte sie keinen Puls. Sie hatte so viel Blut verloren, dass ihr Körper in einer totalen Schockreaktion abgeschaltet hat. Glücklicherweise konnten wir sie wiederbeleben. Es hat eine Weile gedauert, aber wir konnten den Blutfluss stoppen und den Schaden reparieren.« Er hält inne und lässt uns das verarbeiten.
Pax und Maddy sehen erschüttert aus.
»Sie ist wirklich gestorben?«, fragt Pax geschockt.
Der Arzt nickt. »Sie hatte keinen Herzschlag, als sie ankam. Aber wir konnten sie
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