If You Stay – Fuereinander bestimmt
so sind, wie sie sind, aber dafür gibt es immer einen Grund. Katzenbabys sind süß, weil sie kleine Fellbällchen mit niedlichen Gesichtern sind. Ein Regenbogen ist hübsch, weil er in allen möglichen Farben schillert, die durch Brechung des Sonnenlichts entstehen. Frauenfilme sind traurig, weil Frauen sich hin und wieder mal ausweinen müssen. Und es gibt auch immer einen Grund dafür, warum ein Arschloch ein Arschloch ist.«
Da ist ein Ausdruck von Entschlossenheit in ihren Augen, der mir sagt, dass sie mich zu gern auseinandernehmen würde, um zu sehen, was in mir vorgeht. Mit einem Mal komme ich mir unter ihrem Blick nackt vor. Doch zum Glück trifft in diesem Augenblick unser Essen ein, und ich kann mir gerade noch einen erleichterten Seufzer verkneifen.
Ihre Schwester Madison stellt die Teller vor uns auf den Tisch. Lasagne für mich, Penne für Mila. Dazwischen ein Korb mit Brot.
»Dann guten Appetit«, sagt sie, schaut dabei aber nur Mila an, nicht mich. »Wenn du nachher bitte die Teller in die Küche stellen und abschließen würdest, wenn ihr fertig seid, ja? Alle anderen werden auch bald verschwinden. Soweit alles in Ordnung?«
Sie zieht eine Augenbraue hoch, und ich weiß, dass sie Mila in Wahrheit fragt:
Ist es okay, dich hier mit ihm allein zu lassen?
Es kostet mich Überwindung, sie nicht wütend anzufunkeln. Sie ist schließlich diejenige, die ihre kleine Schwester gestern mit diesem Mistkerl allein gelassen hat, nicht ich.
Mila nickt lächelnd. »Alles in Ordnung, Maddy. Wir sehen uns dann morgen.«
Madison nickt und verschwindet, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Ich sehe Mila an.
»Deine Schwester ist ein richtiges Biest«, stelle ich fest.
Mila legt den Kopf in den Nacken und lacht. »Tu dir keinen Zwang an, lass es nur raus, Pax.« Sie kichert wieder und fügt dann hinzu: »Maddy passt auf mich auf. Ich habe ja nur noch sie, und sie nimmt ihre Rolle sehr ernst.«
Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. »Das hat sie gestern Abend aber nicht getan, als sie dich mit diesem Blödmann Jared allein gelassen hat.«
»Sie hat deshalb ein schlechtes Gewissen, glaub mir. Sie verträgt nicht viel Alkohol und hat einen Fehler gemacht«, erwidert Mila.
Ich schüttele den Kopf, lasse die Sache aber auf sich beruhen und wende mich meinem Teller zu.
»Das ist sehr gut«, sage ich lobend. »Kein Wunder, dass der Laden in der Touristensaison voll ist.«
Sie lächelt. »Danke. Das hier war der Traum meiner Eltern. Und Madison hält ihn um ihretwillen am Leben.«
Wir essen für eine Weile schweigend bei Kerzenlicht, und die Stille ist mir erstaunlicherweise nicht unangenehm. Ich bin noch nie mit jemandem zusammen gewesen, bei dem ich nicht das Bedürfnis verspürt hätte, auftretende Stille zu füllen. Aber mit Mila ist das anders. Sie hat so eine ungezwungene Art an sich, dass ich mich einfach wohl fühle.
Als wir fertig sind, tragen wir unsere Teller in die Küche, und Mila dreht sich zu mir um und legt mir ihre Hand auf die Brust. Ich blicke sie überrascht an.
»Ich fände es schade, den Abend jetzt schon zu beenden«, sagt sie leise. »Hättest du noch Lust auf einen Strandspaziergang?«
Ich nicke. »Klar. Aber wir sollten unsere Jacken anziehen.«
Ich helfe ihr in ihre Jacke und folge ihr dann nach draußen, über den ausgetretenen Pfad, der zum Wasser hinunterführt.
Mila ergreift unterwegs meine Hand und hält sie fest, was mir irgendwie intim vorkommt.
»Ich habe hier an diesem Strand als Kind immer gespielt«, erzählt sie mir, während ihr Blick über das gefrorene Wildgras und das graue Wasser schweift. »Maddy und ich sind auf diesem Stück Sand auf und ab gelaufen, während unsere Eltern im Restaurant gearbeitet haben. Es war eine tolle Kindheit. Wo hast du gespielt?«
Ich denke darüber nach, während ich sie um ein Stück Treibholz herumführe.
»Ich kann mich nicht mehr richtig daran erinnern«, antworte ich ihr schließlich. »Es gibt ein paar bruchstückhafte Erinnerungen an das Anwesen meines Großvaters. Ich glaube, meine Mutter hat mich von Zeit zu Zeit dorthin mitgenommen. Und ich erinnere mich an einige Weihnachtsfeste. Aber das war’s auch schon.«
Sie wirft mir wieder einen mitleidigen Blick zu, sagt aber nichts. Ich habe so ein Gefühl, als wisse sie, dass es mir nicht gefallen würde.
»Glaubst du, dass es einen Gott gibt?«, fragt sie mit einem Mal wie aus heiterem Himmel. Was für ein Themenwechsel! Ich schaue sie überrascht an.
»Was für eine Frage
Weitere Kostenlose Bücher