If You Stay – Fuereinander bestimmt
die ans Ufer schlagen.
Der Strand. Ich war mit Jill, dieser Nutte aus der Bar, am Strand. Für ein bisschen Koks tut die alles. Und da ich Lust auf einen Blowjob hatte, habe ich sie angerufen. An viel mehr erinnere ich mich allerdings nicht.
Da sind nur noch ein paar verschwommene Erinnerungen an Jill, wie sie weggeht. Ich glaube, sie hat dabei irgendetwas geschrien.
Das war’s.
Und jetzt bin ich hier.
Scheiße.
Ich stöhne. In dem Moment kommt eine Krankenschwester in einem verblichenen blauen Kittel zur Tür hereingeeilt. Sie sieht erschöpft aus, und sie hat ein Stethoskop um den Hals hängen. Das dürfte dann wohl Susan sein. Für einen kurzen Moment blitzen ihre Augen auf, als sie sieht, dass ich bei Bewusstsein bin.
»Mr. Tate, Sie sind ja wach«, stellt sie fest.
»Und Sie sind ein Genie«, erwidere ich mit einem erschöpften Seufzer und lasse mich wieder in die Kissen zurücksinken. Ich sollte mich eigentlich schämen, dass ich mich wie ein Arschloch benehme, aber ich tue es nicht. Ich bin einfach nur furchtbar müde und fühle mich schrecklich. Ich zerre am Infusionsschlauch. Das Klebeband zieht an den Haaren an meinem Arm. »Können Sie das Ding hier rausmachen? Das brennt.«
Ein Ausdruck von Amüsiertheit tritt in Susans Augen, der mich ärgert.
»Finden Sie das etwa lustig?«, fahre ich sie an.
Sie schüttelt den Kopf und verdreht die Augen.
»Ganz und gar nicht. Was sollte schon lustig sein an einem vierundzwanzigjährigen Burschen, der versucht, sich umzubringen. Ich finde es nur interessant, dass Sie sich über das Brennen einer Infusion beschweren, die Ihrem Körper hilft, Ihnen das Brennen in Ihrer Nase aber offensichtlich völlig egal war, als Sie eine Überdosis genommen haben.«
Ich starre sie so unfreundlich an, wie es nur geht, auch wenn es schwierig ist, Eindruck zu machen, wenn man ein dünnes Krankenhaushemd trägt, das im Rücken zugebunden ist.
»Ich habe nicht versucht, mich umzubringen«, knurre ich. »Wenn ich mich ins Jenseits befördern wollte, dann hätte ich das schon vor langer Zeit getan. Nur Weicheier bringen sich um. Und ich bin kein Weichei. Wer gibt Ihnen das Recht, über mich zu urteilen? Sie kennen mich doch gar nicht.«
Ich bin jetzt stinksauer, sowohl wegen ihres voreingenommenen Gesichtsausdrucks als auch wegen dieser irrigen Vorstellung. Wie kommt diese blöde Zicke in ihrem verschlissenen Kittel, die, wenn’s hochkommt, vielleicht fünfzehn Dollar die Stunde verdient, dazu, zu glauben, sie könne mir erzählen, wo’s langgeht?
»Kein Grund, mich zu beschimpfen, Mr. Tate«, erwidert die Zicke freundlich, während sie sich an dem Infusionsgerät zu schaffen macht. »Ich bin nur hier, um Ihnen zu helfen. Ich urteile nicht über Sie. Ich habe, um ehrlich zu sein, schon Schlimmeres gesehen. Ich werde den Arzt rufen und ihm mitteilen, dass Sie wach sind. Und in der Zwischenzeit können Sie sich ja ansehen, was Ihr Vater für Sie dagelassen hat.«
Sie geht zu der kleinen Kommode aus Pressspan hinüber und holt von dort ein zusammengefaltetes Blatt Papier, das sie mir reicht. Dabei streifen ihre trockenen Finger die meinen, und der Ausdruck von Verärgerung in ihren Augen wandelt sich in Mitleid. Keines von beiden ist mir willkommen.
Ich schnappe mir das Blatt.
»Wie lange bin ich schon hier?«, frage ich.
Ich bin jetzt ruhiger, höflicher. Sie hat recht. Sie ist hier, um zu helfen, oder sie wird zumindest dafür bezahlt, sich um mich zu kümmern. Wahrscheinlich wäre es von Vorteil, sie nicht zu verärgern. Die Verabreichung meiner Schmerzmittel liegt schließlich in ihren Händen.
Die Schwester schaut zu der Tafel hinüber. »Vier Tage, so wie’s aussieht.«
»Vier Tage?«, wiederhole ich verblüfft. »Ich war vier Tage weggetreten? Was, zum Henker …?«
Sie fixiert mich mit ihrem Blick. Dabei nimmt ihr unscheinbares Gesicht einen strengen Ausdruck an.
»Sie waren in ziemlich schlechter Verfassung, Mr. Tate. Sehr schlecht sogar. Sie haben großes Glück gehabt. Ihr Herz hat zweimal ausgesetzt, und Sie mussten wiederbelebt werden. Sie haben starke Beruhigungsmittel erhalten, damit sich Ihr Körper von all dem Stress der Überdosis erholen konnte. Ihre Luftröhre dürfte noch ein wenig empfindlich sein und Ihr Brustkorb schmerzen. Das kommt vom Atemschlauch und den bei den Wiederbelebungsmaßnahmen gebrochenen Rippen.«
Ich starre sie stumm an.
»Ich war tot?«
Sie nickt. »Anscheinend. Aber jetzt sind Sie ja wieder lebendig. Sie haben ein
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