If You Stay – Fuereinander bestimmt
alles okay.
Ich sende die SMS und warte, das Handy in der Hand, ab. Keine Antwort. Obwohl ich eigentlich eine verdient hätte.
Ich schwanke in meinen Überzeugungen ständig hin und her. Maddy stimmt mir zu, dass ich keine andere Wahl hatte, als ihn wegzuschicken, als er in meinen Laden kam. Doch ein Teil von mir, ein zunehmend beharrlicher werdender Teil von mir, bezweifelt das. Ich liebe ihn. Ich liebe ihn mehr als alles andere auf dieser Welt. Und wenn man einen Menschen so sehr liebt, sollte man dann nicht in jeder Situation zu ihm halten?
Die Liebe hört niemals auf.
Ich schlucke.
Aber andererseits muss sich die Liebe manchmal Boxhandschuhe überstreifen und knallhart sein, um zu überleben. Manchmal muss man etwas tun, was einem besonders schwerfällt, um dem anderen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzuentwickeln.
Ich schlafe weinend und mit dem Handy in der Hand ein. Als ich aufwache, wartet eine SMS auf mich.
Ich denke auch an dich. Komme voran.
Seine Worte zaubern ein Lächeln auf mein Gesicht. Und irgendwie fällt es mir leichter, aufzustehen und einen neuen Tag zu beginnen.
»Ich glaube, du hast abgenommen«, verkündet Maddy, die in ihren neuen Stiefeln und mit einer Tüte in der Hand durch meinen Laden tänzelt.
Ich bin gerade dabei, einen Druck des Nachthimmels zu rahmen, und verdrehe die Augen.
»Hattest du nicht gesagt, wir müssten den Gürtel in diesem Winter enger schnallen?«, entgegne ich und schaue dabei demonstrativ auf ihre Stiefel.
Sie wirkt verlegen. »Stimmt. Aber es läuft ja allmählich besser, da der Frühling vor der Tür steht.«
»Ich würde Februar nicht gerade als Frühling bezeichnen«, entgegne ich trocken. Nun ist sie es, die die Augen verdreht.
»Jetzt sei mal nicht päpstlicher als der Papst. Es ist Ende Februar. Fast schon Frühling. Jetzt, wo die Leute nicht mehr eingeschneit sind, kommt das Geschäft in die Gänge. Aber du versuchst abzulenken. Du isst nicht richtig. Ich wette, du hast an die fünf Kilo abgenommen. Wenn du so weitermachst, wirst du noch zum Klappergestell.«
Ich würde gern etwas entgegnen, doch mir fehlen die guten Argumente; denn sie hat recht, ich habe abgenommen. Und es besteht die Gefahr, dass ich zum Klappergestell werde.
»Hast du mir etwas zu essen mitgebracht?«, frage ich stattdessen, denn die Tüte, die sie bei sich trägt, ist eine, in der wir im Restaurant das Essen zum Mitnehmen verpacken. Sie nickt, stellt die Tüte kurzerhand auf dem Bild ab, das ich gerade rahme.
»Käsetoast und eine Schüssel Minestrone. Tony hat gesagt, wenn du alles aufisst, darfst du dir einen Nachtisch aussuchen. Er findet auch, dass du langsam Spargelbeine bekommst.«
Ich schüttele den Kopf, muss aber unwillkürlich lächeln. Tony liebt uns auf seine eigene ruppige Art und Weise. Ich wäre nicht überrascht, wenn er Maddy dazu angestiftet hätte, mir das Essen vorbeizubringen.
»Ich habe Pax’ Wagen vor Dr. Tylers Praxis parken sehen«, bemerkt Maddy, als sie sich in einen roten Ledersessel schmiegt. »Er ist in letzter Zeit oft dort. Hast du ihn mal wieder gesprochen?«
Ich kaue an einem Bissen von meinem Sandwich herum, habe Mühe, ihn hinunterzuschlucken. »Nein. Seit einem Monat nicht mehr. Ist er mal im Restaurant gewesen?«
Maddy schüttelt den Kopf. »Nein. Und seinen Wagen habe ich nicht mehr vor der Bar stehen sehen. Er ist ziemlich von der Bildfläche verschwunden, wenn er nicht gerade einen Termin bei Dr. Tyler hat.«
Sie starrt mich an.
Ich ignoriere ihren Blick.
»Und?«, sagt sie schließlich, ohne dass ihre eisblauen Augen von mir weichen. »Er respektiert, dass du Abstand brauchst, und bemüht sich wirklich, voranzukommen. Findest du nicht, dass es an der Zeit ist, die Initiative zu ergreifen und mit ihm zu reden?«
Mir fällt beinahe mein Sandwich aus der Hand. »Wer bist du, und was hast du mit meiner Schwester angestellt?«, frage ich gebieterisch. »Du magst Pax doch gar nicht, Maddy. Du hast ihn nie gemocht. Hast du mir nicht hundertmal erklärt, dass er meine Zeit nicht wert ist und nicht zum Freund taugt?«
Ich kann es einfach nicht fassen.
Wenigstens scheint es ihr ein bisschen peinlich zu sein, denn sie blickt verlegen drein.
»Ich weiß auch nicht«, gibt sie zu. »Ich kann es nicht erklären, warum ich jetzt anders empfinde. Es ist einfach so. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er eine zweite Chance verdient hat. Ich glaube wirklich, dass er sich Mühe gibt, Mila. Ehrlich gesagt, habe ich bei meinem
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