Ihr Freund, der Ghoul
Stimme, der auf sie einredete.
»Eve, um Himmels willen, sag doch etwas! Was ist los? Du riechst nach alten Leichen. Was hast du?«
»Lass mich in Ruhe!« Sie kreischte.
»Nein, ich lasse dich nicht in Ruhe. Ich will dir helfen. Verdammt, ich liebe dich doch!«
Sie lachte schrill. »Liebe, was ist das schon? Ich liebe einen anderen, aber den hat man mir genommen. Hau ab jetzt, sonst bringe ich dich um, du Hund!«
»Eve, versündige dich nicht! Nein, Eve!«
In der Wohnung schien sich ein Drama abzuspielen. Suko und ich nickten uns zu. Die Tür war nicht verschlossen. Wir stießen sie auf und sahen das Schreckliche.
Eve Bennett drehte durch. Ihr Freund lag auf dem Bett. Er hatte die Beine angezogen, die Arme angewinkelt und hielt sie halb ausgestreckt, denn er wollte das abwehren, was sich zwischen den Fingern des jungen Mädchens befand.
Es waren die beiden Ratten, die sie aus dem Käfig geholt hatte. Dessen Tür stand offen. Eve Bennett wollte die Ratten gegen Dustin schleudern, damit die sich an ihm festbissen.
»Nicht!« schrie ich.
Sie fuhr herum. Die Ratten hatte sie an den Genicken gepackt. Sie sah uns und drehte durch.
Plötzlich schleuderte sie die Körper uns entgegen. Wir rissen noch die Arme hoch. Beide spürten wir den Aufprall der Tiere, die es aber nicht schafften, sich festzubeißen, sondern zu Boden klatschten, wo sie sich überschlugen.
»Ich mache das schon!« rief Suko.
Auf meinen Freund konnte ich mich verlassen. Mit Karatetritten beförderte er die Nager in Jenseits.
Ich aber schritt auf Eve zu, die vor mir bis zur Wand zurückwich, wo sie nicht mehr weiterkonnte. »Du hast etwas, das mir gehört! Gib mir mein Kreuz zurück!«
Sie schaute mich an. Es war ein fremder Blick, vom Wahnsinn umflort. Dann holte sie tief Luft - und brach zusammen. Ohne Schwierigkeiten nahm ich das Kreuz wieder an mich, bevor ich die Handschellen um die Gelenke des Mädchens schloss.
Dustin Gray richtete sich auf. Er war weiß im Gesicht und wischte fahrig über ihre Wangen. »Was ist mit ihr?« fragte er.
»Sie wird wegen Mordes angeklagt. Tut mir leid, Dustin.«
Sein Kopf sank nach unten. Wir sahen beide, dass er weinte. Dieser junge Mann musste Eve wirklich geliebt haben. Suko war zu ihr gegangen und zog sie auf die Füße. Allein konnte sie nicht laufen. Sie war zwar nicht ohnmächtig, dafür aber kraftlos geworden, musste von Suko getragen werden und sprach von ihrer Mutter. Den Schädel sahen wir auch noch. Er stand als makaberes Schmuckstück auf dem Küchentisch. Bevor wir den Raum verließen, sprach Dustin uns noch einmal an. »Kann ich sie denn besuchen?«
»Wenn Sie wollen…«
»Danke, Sir. Wissen Sie, ich liebe Eve nämlich.«
Ich überlegte mir die Antwort und sagte dann. »Auch das, mein Freund, kann manchmal eine sehr einseitige und einsame Sache sein…«
Dann gingen wir und ließen Dustin Gray mit seinen Gedanken und Erinnerungen zurück…
ENDE
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