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Ihr Freund, der Ghoul

Ihr Freund, der Ghoul

Titel: Ihr Freund, der Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie gegen ihre Lippen und rief:
    »Mutter!«
    Sie musste wahnsinnig geworden sein, denn wer tat schon so etwas? Nur jemand, der psychisch krank war, und bei Eve Bennett wies alles darauf hin.
    »Ich habe dich noch mal gesehen, Mutter. Ich kann dich fühlen. O verdammt, was haben sie mit dir gemacht? Du bestehst nur noch aus Knochen.« Sie weinte, schüttelte den Kopf und schleuderte einen Knochen kurzerhand zur Seite, um gleich darauf den nächsten an sich zu nehmen. Es war der halb zerstörte Schädel!
    Ihre Finger drückte sie in die leeren Augenhöhlen, sie stand selbst auf und hielt den Schädel so vor ihr Gesicht, dass sie ihn frontal anschauen konnte.
    Wieder begann sie zu sprechen. Ich verstand die Worte nicht, weil sie einfach zu leise waren. Ich konnte Eve nur beobachten. Das tat auch der Super-Ghoul! Wie ein Gebirge aus Schleim stand er hinter dem schmalen Grab. Er war mindestens dreimal so groß wie ich, ein gefährliches, alles verschlingendes Monstrum, das Menschen gegenüber kein Pardon kannte.
    Noch griff er mich nicht an. Wahrscheinlich wollte auch er zuschauen, was seine kleine Freundin mit den Gebeinen ihrer Mutter anstellte. Sie hatte sie hochgenommen, presste sie gegen die Lippen, und sie sprach dabei flüsternd Worte, bis sie mich anschaute.
    Unsere Blicke fraßen sich ineinander. »Da!« brüllte sie plötzlich los. »Da siehst du, was man mit meiner Mutter gemacht hat. Die Menschen haben sie vernichtet!«
    »Nein!« widersprach ich hart. »Deine Mutter ist den gleichen Weg gegangen wie alles Organische. Man hat sie nicht vernichtet, sie ist gestorben, wurde begraben und ist verwest. Weshalb hätte es ihr anders ergehen sollen als den übrigen Toten?«
    »Weil sie etwas Besonderes war!«
    »Für dich, vielleicht!«
    Eves Gesicht verzerrte sich, als sie nickte. »Ich weiß, dass du sie gehasst haben musst…«
    »Ich kannte sie nicht!«
    »Trotzdem, Sinclair. Sie hätte nicht in dein verdammtes Bullen-Denkschema gepasst, das weiß ich genau. Ich habe lange am Grab gestanden und versucht, mit ihr Zwiesprache zu halten. Sie gab mir keine Antwort, aber ich spürte, dass sie da war. Jetzt werde ich ihre Gebeine mitnehmen und sie bei mir in eine Vitrine legen. So habe ich sie immer bei mir. Der Ghoul aber wird dich vernichten!«
    Die Lautstärke ihrer Stimme hatte bei den letzten Worten zugenommen. Ich wusste, dass sie sich zu einer endgültigen Entscheidung durchgerungen hatte und ich jetzt verdammt kämpfen und mir was einfallen lassen musste. Wenn ich auf sie schoss, würde der Ghoul mich ebenfalls vernichten. Was konnte ich noch tun, als meine jetzt wertlose Waffe zu ziehen?
    »Töte ihn und spuck seine Knochen ebenso aus wie die meiner Mutter. Töte ihn, mein Freund!«
    Der Ghoul gehorchte. Da griff ich zum letzten Mittel. Ob es etwas nutzte, konnte ich nicht wissen. Ich musste es einfach versuchen. Zwar hielt ich mein Kreuz nicht selbst in der Hand, aber ich schrie mit lauter Stimme die Formel. »Terra pestem teneto. Salus hic maneto!«
    Und das Kreuz reagierte!
    Es war darauf geeicht, gegen das in der Nähe lauernde Böse anzugehen. In diesem Fall war es der gewaltige Ghoul, der als Schleimmasse vor mir stand und mich töten sollte. Urplötzlich war das Mädchen eingehüllt in einen Strahlenkranz aus Licht. Ich sah Eve sehr scharf konturiert. Sie hatte ihren Körper zurückgebogen, sie schrie infernalisch, hielt noch den Schädel ihrer Mutter fest und wankte zurück.
    Was geschah mit dem Ghoul?
    Er wurde nicht vernichtet. Die Strahlen konzentrierten sich allein auf das Mädchen, sie jagten nicht in seinen schleimigen Körper hinein, denn auch Eve Bennett diente dem Bösen, obwohl sie selbst nicht zu den Dämonen zählte. Aber dass mit ihr etwas nicht stimmte, hatte auch die Magie des Kreuzes erfass.
    So bekam der Ghoul seine Chance. Aber er ging nicht. Die Ausläufer der Weißen Magie mussten ihn erreicht haben. Sein mächtiger Körper zitterte. Er stand unter einem ungeheuren Druck. An den Armen, den Hüften, auf dem Bauch bildeten sich regelrechte Schleimblasen, die aus der Tiefe seines Körpers kamen, zu Halbkugeln wurden, um zu zerplatzen.
    Vernichtete ihn die Magie des Kreuzes doch? Konnte ich noch hoffen? Ich hatte mich nicht von der Stelle gerührt, stand geduckt da, den Blick auf den gewaltigen Ghoul gerichtet, der einen abscheulichen Geruch ausstrahlte, so dass mir der Atem geraubt wurde.
    Nein, er blieb!
    Die Strahlen sackten zusammen, und Eve Bennett hielt mein Kreuz noch immer fest.

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