Ilias
Bauche,
Weil du gerad anstürmtest im Vordergewühl der Entschlossnen.
Aber laß nicht länger uns hier gleich albernen Kindern
Schwatzend stehn, daß keiner in zürnendem Herzen ereifre,
Sondern du geh ins Gezelt und nimm dir die mächtige Lanze.
Jener sprach’s, und Meriones, gleich dem stürmenden Ares,
Holete schnell aus dem Zelte hervor die eherne Lanze,
Folgt’ Idomeneus dann voll heftiger Gier des Gefechtes.
Wie wenn Ares zum Kampf hingeht, der Menschenvertilger,
Und ihm der Schrecken, sein Sohn, an Kraft und an Mut unerschüttert,
Nachfolgt, welcher verscheucht auch den kühn ausharrenden Krieger
(Beid aus Thrakia her zu den Ephyrern gehn sie gewappnet
Oder zum mutigen Volke der Phlegyer; aber zugleich nicht
Hören sie beider Gebet, ein Volk nur krönet der Siegsruhm):
So Meriones dort und Idomeneus, Fürsten des Heeres,
Gingen sie beid in die Schlacht, mit strahlendem Erze gewaffnet.
Aber zum Könige sprach Meriones, also beginnend:
Deukalione, wo denkst du hineinzugehn ins Getümmel?
Dort zur rechten Seite der Heerschar, dort in der Mitte
Oder auch dort zur Linken? Denn nirgends scheinen mir etwa
Dürftig des Kampfes zu sein die hauptumlockten Achaier.
Aber Idomeneus sprach, der Kreter Fürst, ihm erwidernd:
Mitten sind schon andre Verteidiger unseren Schiffen,
Ajas beid und Teukros, der fertigste Bogenschütze
Unter dem Volk, auch tapfer im stehenden Kampf der Entscheidung,
Welche genug ihn hemmen, wie kühn zum Gefecht er dahertobt,
Hektor, Priamos’ Sohn, und ob er der Tapferste wäre!
Schwer wird’s wahrlich ihm sein, dem rasenden Stürmer der Feldschlacht,
Jener Heldenmut und unnahbare Hände besiegend,
Anzuzünden die Schiffe, wofern nicht selber Kronion
Einen lodernden Brand in die rüstigen Schiffe hineinwirft.
Aber ein Mann scheucht nimmer den Telamonier Ajas,
Keiner, der sterblich ist und Frucht der Demeter genießet,
Auch durchdringlich dem Erz und gewaltigen Steinen des Feldes.
Selbst vor Achilleus nicht, dem Zerschmetterer, möcht er weichen
Im stillstehenden Kampf; denn im Lauf wetteifert ihm niemand,
Dort denn eil uns zur Linken der Heerschar, daß wir in Eile
Sehn, ob wir anderer Ruhm verherrlichen oder den unsern!
Jener sprach’s, und Meriones, gleich dem stürmenden Ares,
Eilte voran, bis sie kamen zur Heerschar, wo er ihn hintrieb.
Doch wie die Feind’ Idomeneus sahn, dem Feuer an Kraft gleich,
Ihn und seinen Genossen in prangendem Waffengeschmeide,
Riefen sie laut einander und wandelten gegen ihn alle.
Eins nun ward das Getümmel der Schlacht um die ragenden Steuer.
Wie mit dem Wehn lautbrausender Wind’ Unwetter daherziehn
Jenes Tags, wann häufig der Staub die Wege bedecket,
Und sich alsbald aufwölkt’ ein finsterer Nebel des Staubes:
So nun stürmte zusammen die Schlacht; denn sie sehnten sich herzlich,
Durch das Gewühl einander mit spitzigem Erze zu morden.
Weithin starrte die würgende Schlacht vor erhobenen Lanzen,
Lang emporgestreckten, zerfleischenden; blendend dem Auge
Schien der eherne Gang von sonnenspiegelnden Helmen,
Neugeglättetem Panzergeschmeid und leuchtenden Schilden,
Als sie sich nahten zum Kampf. Der müßt ein entschlossener Mann sein,
Welcher sich freute zu schaun den Tumult dort und nicht verzagte!
Jene, gesonderten Sinns, die mächtigen Söhne des Kronos,
Sannen, dem Heldengeschlecht unnennbares Weh zu bereiten.
Zeus beschied den Troern den Sieg und dem göttlichen Hektor,
Peleus’ rüstigen Sohn zu verherrlichen; aber nicht gänzlich
Wollt er Achaias Söhne vor Ilios lassen verderben,
Ruhm nur schafft’ er der Thetis und ihrem erhabenen Sohne.
Doch die Argeier durchging und ermunterte Poseidaon,
Heimlich enttaucht dem graulichen Meer; denn er sahe mit Gram sie
Fallen vor Trojas Macht und ergrimmte vor Zorn dem Kronion.
Beide zwar entsprossen aus gleichem Stamm und Geschlechte,
Aber Zeus war eher gezeugt und höherer Weisheit.
Drum auch scheute sich jener, sie offenbar zu beschirmen,
Heimlich stets ermahnt’ er die Ordnungen, menschlich gebildet.
Siehe, des schrecklichen Streits und allverheerenden Krieges
Fallstrick’ zogen sie beid und warfen es über die Völker,
Unzerbrechlich, unlösbar, das viel in Verderben hinabriß.
Jetzo, wiewohl halbgrauenden Haupts, die Achaier ermunternd,
Stürmt’ Idomeneus ein und trieb die erschrockenen Troer.
Denn er erschlug den edlen Othryoneus, der von Kabesos
Neulich dahergekommen zum großen Rufe des Krieges.
Dieser warb um Kassandra,
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