Illuminati
Papst zur obersten Autorität für künstlerische Fragen ernannt und hat praktisch sein ganzes Leben in der Vatikanstadt verbracht.«
»Eine perfekte Tarnung. Illuminati waren Meister der Infiltration… Ihre eigenen Worte.«
Langdon errötete. »Vittoria, die Illuminati selbst haben ihren geheimnisvollen Künstler als U maestro incognito bezeichnet, Den unbekannten Meister.«
»Ja. Weil er ihnen unbekannt war. Denken Sie an die Freimaurer. Nur die obersten Echelons wussten die ganze Wahrheit. Galileo hätte Berninis wahre Identität vor den meisten Mitgliedern verbergen können… um Berninis eigener Sicherheit willen. Der Vatikan hätte die Wahrheit niemals herausgefunden.«
Langdon war nicht überzeugt, doch er gestand sich ein, dass Vittorias Logik einen eigenartigen Sinn ergab. Die Illuminati waren berühmt dafür, auf welch geschickte Art und Weise sie geheime Informationen aufgeteilt hatten. Die ganze Wahrheit war stets nur den obersten Mitgliedern ihrer Ränge bekannt gewesen. Es war eine Bedingung dafür, im Verborgenen zu bleiben… nur wenige Mitglieder kannten die ganze Geschichte.
»Und Berninis Verbindung zu den Illuminati…«, erklärte Vittoria lächelnd,»… seine Verbindung zu den Illuminati würde auch erklären, warum er diese beiden Marmorpyramiden hier erschaffen hat.«
Langdon wandte sich zu den großen Pyramiden um und schüttelte den Kopf. »Bernini war ein religiöser Bildhauer. Er hätte niemals heidnische Pyramiden angefertigt!«
Vittoria zuckte die Schultern. »Erzählen Sie das dem Schild hinter Ihnen.«
Langdon wandte sich um und las:
KUNST IN DER CHIGI-KAPELLE
Die Architektur der Kapelle entstammt Raphaels Hand. Sämtliche enthaltenen Skulpturen und Fresken wurden von Giovanni Lorenzo Bernini geschaffen.
Langdon las die Inschrift zweimal und war noch immer nicht überzeugt. Giovanni Lorenzo Bernini war berühmt für seine kunstvollen, heiligen Bildnisse der Jungfrau Maria, von Engeln, Propheten und Päpsten. Was hatte ein Mann wie Bernini mit diesen beiden Pyramiden zu schaffen?
Langdon betrachtete die drei Meter hoch aufragenden Gebilde ratlos. Zwei Stück. Jede mit glänzenden, elliptischen Medaillons versehen. Sie waren so wenig christlich, wie eine Skulptur es nur sein konnte. Die Pyramiden, die Sterne darüber, die Tierkreiszeichen. Sämtliche enthaltenen Skulpturen und Fresken wurden von Giovanni Lorenzo Bernini geschaffen. Falls das tatsächlich zutraf, erkannte Langdon, musste Vittoria Recht haben. Dann musste Bernini tatsächlich der unbekannte Meister der Illuminati sein – niemand außer ihm hatte in dieser Kapelle gearbeitet! Die Schlussfolgerungen waren so überwältigend, dass Langdon Mühe hatte, sie zu verdauen.
Bernini war ein Illuminatus.
Bernini bat die Ambigramme der Illuminati geschaffen. Bernini hat den Pfad der Erleuchtung angelegt.
Langdon spürte einen Kloß im Hals. War es tatsächlich
möglich, dass der weltberühmte Bernini hier eine Skulptur aufgestellt hatte, die den Weg quer durch Rom zum nächsten Altar der Wissenschaft wies?
»Bernini«, stieß er hervor. »Nie im Leben hätte ich vermutet, dass er dahinter steckt…«
»Wer sonst außer einem berühmten Künstler hätte den Einfluss gehabt, seine Kunstwerke in speziellen katholischen Kapellen überall in Rom aufzustellen und auf diese Weise den Weg der Erleuchtung zu kennzeichnen? Ein unbekannter Meister bestimmt nicht.«
Langdon dachte darüber nach. Er betrachtete die Pyramiden und fragte sich, ob vielleicht eine von ihnen der Wegweiser war. Oder beide? »Die Pyramiden weisen in entgegengesetzte Richtungen«, sagte er schließlich unentschlossen. »Sie sehen identisch aus. Ich kann nicht sagen, welche von ihnen…«
»Robert, ich glaube nicht, dass wir nach Pyramiden suchen.« »Aber es sind doch die einzigen Skulpturen in dieser Kapelle!«
Vittoria unterbrach ihn mit einer Handbewegung und deutete zu Olivetti, der zusammen mit einigen seiner Leute neben dem Dämonenloch stand.
Langdon folgte der Richtung ihrer Hand bis zur gegenüberliegenden Wand. Zuerst bemerkte Langdon nichts Außergewöhnliches, doch dann bewegte sich einer der Männer, und er erhaschte einen Blick auf etwas Weißes. Weißer Marmor. Ein Arm. Ein Torso. Ein Gesicht. Halb versteckt in einer Nische, Zwei lebensgroße menschliche Gestalten. Langdons Puls ging schneller. Er war so sehr von den Pyramiden und dem Dämonenloch gefangen gewesen, dass er die restlichen Kunstwerke der Kapelle noch gar nicht
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