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Illuminatus 3 - Leviathan

Illuminatus 3 - Leviathan

Titel: Illuminatus 3 - Leviathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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manchen Aspekten unbeschreiblich (deshalb bekam der Auszubildende einen Irnam - das ismaelitische Äquivalent eines Guru —, der ihn durch die nonverbalen Passagen geleitete); die neunte und höchste Stufe allerdings hatte keine Parallele, außer vielleicht im strengen Theravada-Buddhismus. Auf dieser neunten Stufe, die Hassan kurz vor der Gründung seiner Hashishim erreichte, wurde gelehrt, daß selbst das persönliche mystische Erleben des Suchenden (seine eigene Begegnung mit dem Absoluten, mit der Leere, dem Mischmasch, mit einem Gott oder einer Göttin und wie immer sonst man es nennen mag) der gnadenlosesten Analytik und Kritik unterliegen sollte und daß es keine der Vernunft überlegenen Führer gäbe. Kurz gesagt war der ismaelitische Adept jemand, der höchstes mystisches Bewußtsein erlangt hatte, es jedoch ablehnte, selbst das in den Rang eines Idols zu erheben; er war totaler Atheist-Anarchist, der keiner anderen Autorität als seinem eigenen unabhängigen Verstand unterstand.
    «Solche Männer sind gefährlich», hatte Cäsar einmal beobachtet, und gewiß sind sie für die Cäsaren gefährlich; die Ismaeli-ten waren in der ganzen muselmanischen Welt Verfolgungen ausgesetzt und größte Anstrengungen wurden angestellt, sie vollständig aufzureiben, als Hassan zum Imam der ganzen Bewegung wurde.
    Es war Hassan, der zynisch bemerkte (und viele illuminierte Wesen, wie etwa die Lamas in Tibet, stimmten darin mit ihm überein), daß die meisten Menschen gar keinen Ehrgeiz oder die Kapazität besäßen, besondere geistige und intellektuelle Unabhängigkeit zu erlangen. Daraufhin reorganisierte er die Ismaeli-ten auf eine Weise, die Schmalspurgeistern erlaubte, sie sogar ermutigte, in den niederen Rängen oder Stufen zu verbleiben.
    Die Werkzeuge seines Unternehmens waren der berühmte «Garten der Lüste» in seiner Burg auf Alamout (eine perfekte Nachbildung des Paradieses nach dem Koran, mit den schönsten und willigsten Huris, die der Prophet den Gläubigen versprochen hatte) — und eine gewisse magische chemische Substanz. Die Adepten der niedersten Stufe wurden nach Alamout gebracht, dort erhielten sie von dem wunderbaren Gebräu und wurden für ein paar Stunden in den Garten der Lüste geschickt. Sie kamen anschließend wieder heraus und waren überzeugt, daß sie wirklich den Himmel erlebt hatten und daß Hassan i Sabbah der mächtigste Heilige Mann auf der ganzen Welt sei. Weiterhin waren sie überzeugt, daß, wenn sie allen Befehlen gehorchten, selbst wenn es sie ihr Leben kosten sollte, sie nach ihrem Tod ins Paradies zurückkehren würden.
    Diese Männer wurden die ersten « Sleeper Agents » in der Geschichte internationaler Politik. Während die drei miteinander im Streit liegenden Hauptreligionen des Nahen Ostens jener Zeit (Christentum, Zionismus und der orthodoxe Islam) sich darin einigten, daß es eine unverzeihliche Sünde sei, seinen eigenen Glauben zu verleugnen, lehrte Hassan, daß Allah solchen kleinen Notlügen vergeben würde, dienten sie einem guten Zweck. So konnten sich seine Agenten als Christen, Juden oder orthodoxe Moslems ausgeben und nach Belieben jeden Hof, jeden heiligen Orden und jede Armee infiltrieren. Da die anderen Religionen an oben genanntes Verbot gebunden waren, konnten die Ismaeliten diese nicht infiltrieren.
    Der Einsatz dieser Agenten als Mörder wird an verschiedenen Stellen unseres Romans erwähnt, und Weishaupts Auffassung, daß Hassan das «moralische Äquivalent zu Krieg» gefunden hatte, ist ein interessanter Kommentar. Hassan mußte nie eine Armee aufs Schlachtfeld schicken, und Armeen, die man gegen ihn aussandte, wurden schon rasch durch den unerwarteten Tod ihrer Generäle gestoppt.
    Einer von Hassans Nachfolgern war Sinan, der das Hauptquar-tier der Assassinen von Alamout nach Messiac verlegte und (oder auch nicht) jenen Brief über Richard Löwenherz verfaßt haben mag, dessen sich George im Dritten Trip erinnert. Wie Zeitgenossen behaupteten, erstaunte Sinan durch das Vollbringen von wunderbaren Heilungen; er unterhielt sich mit unsichtbaren Wesen und nie sah man ihn essen oder trinken oder die Funktionen des Urinierens und Exkrementierens ausführen. Auch schrieb man ihm die Fähigkeit der Telepathie zu sowie das Töten von Tieren durch bloßes Anstarren. Er war es (und nicht Hassan i Sabbah, wie in vielen populären Büchern berichtet wird), der zwei der niederen Mitgliedern des Ordens befahl, Selbstmord zu begehen, um einen besuchenden Gesandten

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