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Illuminatus 3 - Leviathan

Illuminatus 3 - Leviathan

Titel: Illuminatus 3 - Leviathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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blonde Norwegerin, eine sizilianische Brünette, eine wild um sich blickende Griechin, eine hochaufgewachsene Ashanti, eine schmaläugige Massai, eine Japanerin, Chinesin, Vietnamesin und so fort und so fort. Das Bleichgesicht veränderte die Gesichtsfarbe, so wie es Leute tun, die auf Peyote sind. Jetzt sah er fast wie ein Indianer aus. Das machte es leichter, mit ihm zu sprechen. Warum sollten die Menschen eigentlich nicht die Farbe wechseln ? Alles Unglück dieser Welt rührte daher, daß sie gewöhnlich immer nur eine Farbe trugen. James nickte mit dem Kopf. Wie üblich hatte ihm Peyote eine große Wahrheit offenbart. Würden Weiße und Schwarze und Indianer ständig die Hautfarbe wechseln, gäbe es keinerlei Haß mehr auf der Welt, weil niemand mehr wüßte, welche Leute er hassen sollte.
    Zum Teufel, wessen Verstand war das eben ? fragte sich George. Im Zelt war es dunkel. Er sah sich nach der Frau um. Niemand sah ihn an. Sie alle, Hagbard und die anderen, starrten voller Furcht auf eine kolossale Gestalt, die an Größe sogar noch zunahm, indem sie von ihnen wegschritt. Es war eine goldene Frau in goldenen Kleidern mit wild flatterndem, goldenem, rotem und schwarzem Haar. Sie überschritt den Zaun des Festivalgeländes so, als sei es nur eine Türschwelle. Hochaufgerichtet ging sie über die bayrischen Tannen hinweg. In ihrer linken Hand hielt sie einen enorm großen goldenen Reichsapfel.
    Hagbard legte seine Hand auf Georges Schulter. «Es ist möglich», sagte er, «transzendentale Erleuchtung sowohl durch eine Vielzahl von Orgasmen als auch durch eine Vielzahl von Toten zu erlangen.»
    Lichter kamen die Straße hinab. Die Frau, jetzt an die dreiundneunzig Fuß groß, ging auf diese Lichter zu. Sie lachte, und ihr Lachen hallte über den Totenkopfsee wider.
    « Großer Gruad! Was ist das ?» schrie Werner.
    «Es ist die alte Frau!» brüllte Wolfgang, und seine Lippen entblößten in einem verzweifelten Auffauchen seine Zähne.
    Der plötzliche Schrei «Kallisti!» hallte weit über die bayrischen Hügel und Täler, viel lauter, als die Festival-Musik gewesen war. Eine kometengleiche Wolke von Blitzen hinter sich herziehend, fiel der goldene Apfel mitten in die anrückende Armee.
    Die Supernazis hätten wohl lebende Tote sein können, doch waren sie noch immer menschliche Wesen. Was ein jeder dieser Männer im goldenen Apfel sah, war ein Herzenswunsch. Der Gefreite Heinrich Krause sah die Familie vor Augen, die er dreißig Jahre zuvor zurückgelassen hatte ... und wußte nicht, daß seine Großkinder in diesem Augenblick auf der Pontonbrücke über den To-tenkopfsee standen, auf der Flucht vor ihm. Korporal Gottfried Kuntz sah seine Geliebte vor sich (die in Wirklichkeit bereits 1945, als die Russen Berlin einnahmen, vergewaltigt und enthauptet worden war). Oberleutnant Sigmund Vogel sah in Gedanken eine Eintrittskarte für die Bayreuther Festspiele. Hauptmann Konrad Schein sah hundert Juden in einer Reihe aufgestellt, ihnen gegenüber das schwere MG, das seinen Finger am Abzug erwartete. Obergruppenführer Ernst Bickler sah eine blaue Suppenterrine auf einem leeren Herd in der Wohnung seiner Großmutter in Kassel stehen. Sie war bis zum Rand gefüllt mit brauner Hundescheiße, in der ein silberner Schöpflöffel steckte. General von Hanfgeist sah Adolf Hitler, mit geschwärztem Gesicht, Augen und Zunge geschwollen, das Genick gebrochen, am Strick des Scharfrichters baumeln.
    Alle Männer, die den Apfel in irgendeiner Form sehen konnten, begannen wie besessen wild um sich zu schießen und sich gegenseitig umzubringen. Panzer keilten sich ineinander. Die Artillerie senkte die Geschützrohre und schoß wahllos mitten in das Durcheinander.
    «Was ist los, Wolfgang?» fragte Wilhelmine und hatte ihre Arme dabei schutzsuchend um seine Hüfte geschlungen.
    «Sieh mal ins Zentrum der Schlacht», sagte Wolfgang grimmig. «Was siehst du da ?»
    «Ich sehe den Thron der Welt. Einen einzigen Thron, dreiundzwanzig Fuß über dem Boden, geschmückt mit siebzehn Rubinen, und über ihm schwebt die Schlange, die ihren Schwanz verschlingt, das Rosenkreuz und das Auge. Ich sehe den Thron und weiß, daß es mir allein vorbehalten ist, ihn zu besteigen und für immer auf ihm zu sitzen. Was siehst du ?»
    «Ich sehe das Haupt Hagbard Celines auf einer Silberschüssel», fauchte Wolfgang und schob sie mit zitternden Händen von sich; « Eris hat den Apfel der Zwietracht geworfen und unsere Supernazis werden kämpfen und sich

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