Illuminatus 3 - Leviathan
gegenseitig umbringen, bis wir ihn zerstört haben.»
« Wo ist sie hin ?» fragte Werner.
« Sie wird sich in anderer Form irgendwo versteckt halten », sagte Wolfgang. « Als Kaulquappe oder Eule oder so was Ähnliches und über das Chaos, das sie verursachte, vor sich hingackern.»
Plötzlich stand Wilhelm auf, seine Finger krampften sich um dünne Luft. In furchteinflößender, schwerfälliger Weise, als wäre er taub und stumm und blind, bahnte er sich seinen Weg am Mercedes vorbei, der einst von Rundstedt gehört hatte. Aus dem Auto raus, blieb er wenige Meter weiter in einer unbeschreiblichen Pose stehen, drehte sich zu seinen Brüdern und seiner Schwester, blickte sie an. Seine Augen waren starr ... jeder Muskel seines Körpers war angespannt... sein Hosenlatz ausgebeult.
Die Stimme, die seinem Mund entwich, war tief, voll, ölig, gräßlich: «Es gibt alte Rechnungen zu begleichen, ihr Kinder des Gruad!»
Wolfgang vergaß das Schlachtengetümmel um sich herum. «Du!? Hier!? Wie konntest du entkommen?!»
Die Stimme tönte wie Rohöl, das durch Schottersteine sickert, und wie Rohöl war es etwas Fossiles, die Stimme einer Kreatur, die sich auf der Erde gezeigt hatte, als der Südpol sich in der Sahara befand und große Kopffüßler die höchste Lebensform darstellten.
«Darauf habe ich gar nicht geachtet. Die Geometrie fesselte mich einfach nicht mehr. Ich konnte raus. Ich fraß Seelen. Frische Seelen, nicht dieses miserable Plasma, das ihr mir während all der Jahre immer wieder vorgesetzt habt.»
«Großer Gruad! Bezeugst du so deine Dankbarkeit?» brach es aus Wolfgang heraus. Mit leiser Stimme sagte er zu Werner: « Such den Talisman! Ich glaube, er ist in jener schwarzen Schachtel, mit dem Siegel des Salomon und dem Auge des Wassermolchs versiegelt.» Zu dem Wesen, das sich Wilhelms Körper bemächtigt hatte, sagte er: «Du kommst gerade zur rechten Zeit. Es wird viele Tote geben und viele Seelen zu fressen.»
«Diese Leute um uns herum besitzen keine Seelen. Sie enthalten nur Pseudoleben. Mir schlägt's auf den Magen, wenn ich sie nur sehe.»
Wolfgang lachte. « Sogar einem Lloigor kann's also übel werden.»
«Ich bin viele Jahrhunderte lang krank gewesen, während ihr mich in Pentagons gefangenhieltet. Von einem Pentagon ins andere und was gab's zu fressen? Keine einzige frische Seele, nur dieses abgestandene, ausgelaugte Zeugs.»
«Wir haben dir soviel gegeben!» schrie Werner. «Jedes Jahr, nur für dich, dreißigtausend ... ach, was sage ich? Vierzigtausend, fünfzigtausend Tote allein durch Verkehrsunfälle . . . »
«Aber nicht frisch; keine frischen Seelen! Doch mag sein, daß ihr eure Schuld heute nacht begleichen könnt. Ich spüre viel Leben in der Nähe ... Lebewesen, die ihr irgendwie hierhergelockt habt. Die werden mein werden.»
Werner reichte Wolfgang einen Stab mit einem silbernen Pentagon an der Spitze. Wolfgang hielt ihn auf den besessenen Wilhelm, der mit einem Aufschrei in die Knie ging. Einen Augenblick lang herrschte Stille, nur unterbrochen von Wilhelmines angsterfülltem Schluchzen, dem Knallen der Gewehre und der im Hintergrund schnatternden Maschinengewehre.
«Jene Leben wirst du nicht bekommen, Yog Sothoth. Die sind für die transzendentale Illumination unserer Diener bestimmt. Doch warte noch eine Weile, es wird genügend Leben für alle von uns geben.»
Werner sagte: «Während wir hier verhandeln, reibt sich unsere Armee selbst auf und es wird für keinen von uns Leben geben.»
«Was? Wirklich?» sagte die dickflüssige Stimme. «Wie konnte dein Plan vom Weg abkommen? Laß mich dich lesen und es herausfinden.» Wolfgang spürte eine Gänsehaut über seinen ganzen Körper kriechen. Es schauderte ihn, als knochenlose Finger, von denen es schleimig tropfte, die Seiten seiner Seele umzublättert begannen.
« Mhmm ... ich sehe. Sie ist hier. So, so. Mein alter Feind. Das war schon gut, ihr mal wieder auf dem Schlachtfeld zu begegnen.»
«Sind deine Kräfte stark genug, sich mit ihr zu messen?» fragte Wolfgang neugierig.
«Ich ergebe mich niemandem», kam die stolze Antwort.
«Frag ihn mal, wieso er dann immer wieder in Pentagons gerät?» sagte Werner mit leiser Stimme.
«Halt's Maul!» flüsterte Wolfgang gereizt. Zum Lloigor sagte er: «Zerstöre ihren goldenen Apfel und befreie meine Armee, damit sie vorankommt, und ich werde die Macht dieses Pentagons bannen und dir all die Leben geben, die du suchst.»
«Gemacht!» sagte die Stimme. Wilhelm warf
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