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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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der unbedingt mit Jana reden und ihr ein Geheimnis anvertrauen wollte, das nur sie erfahren durfte.
    Schon als Glaukos, der Anführer der Varulf, sich bei ihr gemeldet und ihr von Argos Forderung erzählt hatte, hatte Alex skeptisch reagiert. Er hielt das Ganze für eine Falle, die Argo, der frühere Wächter, seinen alten Feinden stellen wollte. Und dafür hatte er sich seiner Meinung nach Jana ausgesucht, weil er sie mehr hasste als alle anderen. Alex’ Verdacht klang plausibel, aber Jana war trotzdem irritiert. Für wen hielt ihr Freund sie eigentlich? Sie war nicht so naiv, sich von Argo einwickeln zu lassen. Sie würde die Gelegenheit nutzen, um ihn auszuhorchen, und er würde es nicht einmal merken. Glaukos hatte ihr erzählt, Argo sei sterbenskrank. Im Gegensatz zu den übrigen Wächtern hatte Alex’ Entscheidung, die Magie der heiligen Höhle freizusetzen und allen Menschen zugänglich zu machen, ihn gesundheitlich angegriffen. Glaukos zufolge hatte sich sein Zustand in den letzten Tagen sogar noch verschlechtert. Wenn er wirklich so geschwächt war, würde sie ihm viele Informationen entlocken können.
    Es wollte Jana einfach nicht in den Kopf, dass Alex lieber mit seiner Familie Ostern feierte, als diese letzte Episode des Krieges zwischen den Medu und den Wächtern selbst mitzuerleben. Allerdings war er auch lange von seiner Mutter und seiner Schwester getrennt gewesen, all die Monate, in denen er bei den Wächtern in die Lehre gegangen war. Das hatte ihm ziemlich zugesetzt.
    Das Problem war, dass Jana sich fast nicht mehr daran erinnerte, wie ein normales Familienleben aussah. Sie hatte ihre Eltern schon vor vielen Jahren verloren und David war nicht gerade ein gewöhnlicher Bruder. Beide hatten sich angewöhnt, zu kommen und zu gehen, ohne dem anderen Bescheid zu sagen. Bei Alex lief das nicht so, trotzdem hätte seine Mutter bestimmt verstanden, dass er in den Osterferien mit Jana nach Venedig fahren wollte. Helena war eine aufgeschlossene Frau und wusste, dass ihr Sohn mit Jana zusammen war. Aber Alex zog es vor, mit seiner Schwester zu lernen, weil sie in Mathe durchgefallen war und eine Nachprüfung ablegen musste; das hatte für einige Aufregung in der Familie gesorgt, denn so etwas war bei Laura noch nie vorgekommen. Mehr wollte Alex offenbar nicht. Es schien ihm völlig egal zu sein, dass Argo an die Wächter ausgeliefert werden sollte, und er machte sich offenbar auch keine Gedanken darüber, welche Konsequenzen das haben konnte.
    Während Jana einer Schwalbe zusah, die emsig zwischen den Vordächern hin und her flog, ging sie im Geist noch einmal die Neuigkeiten der letzten zwei Wochen durch. Zuerst war es nur ein Gerücht gewesen; es hieß, Argo sei geschnappt worden, er sei einem Kopfgeldjäger in die Hände gefallen. Dann erfuhr man immer mehr Einzelheiten: den Ort seiner Ergreifung (was machte Argo bloß in Venedig?), den Namen des Kopfgeldjägers (ein gewisser Yadia, halb Mensch, halb Varulf) und sogar den Preis, den die anderen ehemaligen Wächter bezahlt hatten, damit die Medu ihnen den Gefangenen auslieferten, anstatt selbst kurzen Prozess mit ihm zu machen.
    Dieser letzte Punkt war vielleicht der erstaunlichste von allen. Warum hatten die Varulf einen so wertvollen Gefangenen an ihre früheren Feinde verkauft? Die meisten Medu hielten nichts von dieser Transaktion, sondern deuteten sie – angesichts der völlig neuen Situation nach dem Verlust ihrer magischen Vormachtstellung – als weiteres Zeichen der Schwäche ihres Volkes. Ihnen wäre es lieber gewesen, wenn Argo seine verdiente Strafe erhalten hätte, wenn die Klane sich an dem Feind gerächt hätten, der noch vor wenigen Monaten damit gedroht hatte, sie auszurotten.
    Aber noch seltsamer war, dass der frühere Wächter sich, fast ohne Widerstand zu leisten, von einem gewöhnlichen Kopfgeldjäger hatte fangen lassen. Jana hatte versucht, etwas über diesen Yadia herauszufinden, aber viel war es nicht. Sein Vater war angeblich ein hochrangiger Varulf, der die Vaterschaft aber nie anerkannt hatte, und der Junge war bei seiner menschlichen Mutter aufgewachsen. Doch wenn das alles stimmte, wie war es dann zu erklären, dass er ganz allein jemand so Gefährlichen wie Argo hatte überwältigen können? Nach der Freisetzung der Magie war Argo, genau wie die übrigen Wächter, zwar nicht mehr unsterblich und auch nicht mehr so mächtig, aber er konnte immer noch Visionen herbeirufen, ganz abgesehen natürlich von der unendlichen

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