Illusionen
in einem uralten Flugzeug in der Gegend herumzufliegen und den Leuten Rundflüge zu verkaufen.
Die Antwort ist: Nein, daran ist nichts Illegales; die Maschinen werden genauso sorgfältig inspiziert wie ein Jumbo-Jet. Sie sind sicherer und widerstandsfähiger als die meisten aus Blech konstruierten modernen Maschinen. Man braucht nur eine Zulassung und die Genehmigung des jeweiligen Farmers. Aber Shimoda sagte es nicht. Er sagte: »Niemand vermag uns zu verwehren, das zu tun, was wir wollen, Jeff.«
Gewiß ist das richtig, aber es war eine denkbar undiplomatische Antwort angesichts von Zuhörern, die wissen wollten, was es mit diesen herumfliegenden Maschinen auf sich hatte. Kurz danach blinkte eine Lampe an Sykes' Telefonverbindung auf.
»Wir haben einen Anrufer auf der Leitung«, sagte Sykes. »Bitte sprechen Sie, meine Dame.«
»Bin ich auf Sendung?«
»Jawohl, das sind Sie. Unser Studiogast ist Mr. Donald Shimoda, der Flugzeugführer. Bitte sprechen Sie.«
»Gut: Ich möchte diesem Burschen erklären, daß nicht jedermann tun kann, was er tun möchte, daß es auch Menschen gibt, die hart arbeiten müssen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und zwar mit mehr Verantwortung, als dazu gehört, mit irgendeinem Zirkus in der Gegend herumzufliegen.«
»Diejenigen, die sich ihren Lebensunterhalt mit Arbeit verdienen, tun halt das, was sie am liebsten tun möchten«, antwortete Shimoda. »Genauso wie die Leute, die sich ihren Lebensunterhalt spielend verdienen...«
»In der Bibel heißt es aber: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen - verflucht sei dein Acker, mit Kummer sollst du dich darauf nähren.«
»Auch das steht uns frei, wenn wir es wollen.«
»>Tu, was dir gefällt !< Ich hab's satt, das immer wieder zu hören, tu, was dir gefällt! Würden wir das jedem erlauben, so würden wir die Welt zugrunde richten. Sie wird ja sowieso schon jetzt zugrunde gerichtet. Man braucht nur die Augen aufzumachen und zu sehen, was mit der grünen Erde, mit den Pflanzen und Flüssen, mit den Meeren geschieht!«
Damit gab sie ihm eine Unzahl von Antwortmöglichkeiten, aber er ignorierte sie alle. »Es ist durchaus in Ordnung, wenn die Welt zugrunde geht«, antwortete er. »Es gibt eintausend Millionen anderer Welten, die wir erschaffen und unter denen wir wählen können. Solange die Menschen Planeten haben wollen, solange wird es sie geben, um darauf zu leben.«
Das schien nicht gerade dazu angetan, die Anruferin zu beruhigen. Ich warf Donald Shimoda einen überraschten Blick zu. Gewiß, er sprach aus seiner Sicht vieler Perspektiven und vieler Lebzeiten, er sprach von Erkenntnissen, an die sich nur ein Meister erinnern konnte. Natürlich vermutete die Anruferin, die Diskussion drehe sich um die Realität dieser einen Welt: Der Anfang ist die Geburt, das Ende ist der Tod. Er wußte das..., weshalb schob er es beiseite?
»Alles ist in Ordnung, meinen Sie?« rief die Anruferin in ihr Telefon. »Es gibt also keine Schlechtigkeit auf dieser Welt, keine Sünde um uns herum? Das macht Ihnen nichts, beunruhigt Sie nicht?«
»Kein Grund zur Beunruhigung, liebe Dame. Wir sehen ja nur einen winzigen Ausschnitt des Ganzen, das wir Leben nennen, und dieser Ausschnitt ist nur Einbildung. Alles ist ausgewogen, niemand leidet, niemand stirbt, es sei denn, er wollte es. Niemand tut, was er nicht tun will. Jenseits von dem, was glücklich oder unglücklich macht, gibt es kein Gut und kein Böse.«
Nichts davon ließ die Frau am Telefon ruhiger werden. Aber sie gab sich plötzlich geschlagen und fragte ganz einfach: »Woher wollen Sie all das wissen? Woher wollen Sie wissen, daß das, was Sie sagen, richtig ist?«
»Ich weiß nicht, ob es richtig ist«, sagte er. »Ich glaube daran, weil es Spaß macht, daran zu glauben.«
Ich kniff die Augen zusammen. Hätte er nicht sagen können, er habe es ausprobiert, und es funktionierte... Die Heilungen, die Wunder, die praktische Lebensweise, die sein Denken wahr und anwendbar machte? Aber er sagte es nicht. Warum nur?
Es gab einen Grund dafür. Ich hielt meine Augen nur einen Spalt offen. Ein Großteil des Senderaumes lag in einem schummrigen Zwielicht, Shimoda sah man nur schwach umrissen, als er sich zum Mikrofon beugte. Er sprach das alles ohne Umschweife, bot keine Alternativen an, gab sich keinerlei Mühe, den verblüfften Zuhörern entgegenzukommen.
»Jeder, der jemals etwas bedeutet hat, jeder, der jemals glücklich gewesen ist, jeder, der jemals der Welt
Weitere Kostenlose Bücher