Iloo - Die andere Welt (German Edition)
hatte. Er vermutete, dass sie einem der Ärzte gehörte.
»Ich werde Ihnen jetzt sagen, wie es weitergeht. Wir werden das Zimmer abdunkeln, damit sich Ihre Augen langsam an das Licht gewöhnen können. Entspannen Sie sich, ich werde nun die Verriegelung des Kokons öffnen.«
Ein leises Klicken ertönte im Innern des Kokons und schwaches Licht fiel herein. Die Oberseite des Kokons wurde zurückgeklappt und Rainer war unendlich froh, dass er sein Augenlicht nicht verloren hatte. Es war zwar dunkel im Zimmer, doch er konnte die Zimmerdecke erkennen und einen runden Beleuchtungskörper. Es wunderte Rainer, dass er nahezu jedes Detail der strukturierten Decke erkennen konnte, zumal ohne Brille. Er versuchte, den Kopf zu drehen, doch eine Polsterung in der Unterseite des Kokons verhinderte es.
»Langsam die Helligkeit erhöhen!«, befahl die Stimme und Rainer versuchte, den Sprecher im Raum auszumachen. Es wurde etwas heller im Zimmer und er wurde geblendet.
»Warten Sie, ich werde Ihnen helfen, sich aufzusetzen.«
Eine Hand griff nach seiner Hand und zog ihn hoch. Rainer griff zu und versuchte, sich hinzusetzen.
»Au!«, rief der Andere und zog rasch seine Hand weg. »Was fällt Ihnen ein? Beherrschen Sie sich gefälligst. Ich will Ihnen doch nur helfen!«
Rainer sah in die Richtung, aus der gesprochen worden war und erhielt einen gewaltigen Schreck. Vor ihm stand eine Gestalt mit einem Katzengesicht, die sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ihre Hand hielt.
Rainer starrte das Wesen vor sich fassungslos an. Das war doch nicht möglich! Eine riesige, aufrecht gehende Katze stand vor ihm und sprach zu ihm. Der Unfall musste, trotz allem, erheblich heftiger ausgefallen sein, als er im ersten Moment angenommen hatte. Es konnte sich hier nur um einen Streich seiner Sinne handeln. Vielleicht fantasierte er auch nur, und er bildete sich ein, aufgewacht zu sein. Rainer schloss seine Augen und hoffte, dass dieses Katzenwesen verschwunden war, wenn er sie wieder öffnete.
»Ich will mal vermuten, dass Sie sich noch nicht ganz unter Kontrolle hatten«, sagte die Stimme wieder, die er bereits vernommen hatte, als es um ihn herum noch dunkel gewesen war. »Aber Sie sollten Ihre Kontrolle über die Krallen möglichst schnell wieder erlernen, sonst wird Ihnen das nur unnötigen Ärger einbringen.«
Krallen? Rainer öffnete vorsichtig seine Augen. Die Katzengestalt war noch da und sah ihn forschend an. »Meinen Sie, dass Sie zurechtkommen?«, fragte sie. »Sie wirken desorientiert. Vielleicht sollte ich Ihnen ein leichtes Beruhigungsmittel verabreichen. Nach Verletzungen, wie sie bei Ihnen vorlagen, sind manche Patienten traumatisiert, aber ich darf Ihnen versichern, dass sich das geben wird. Sie müssen nur etwas Geduld haben. Ich muss nun noch einige andere Patienten aufsuchen, sehe aber nachher noch einmal nach Ihnen. Gewöhnen Sie sich einfach langsam ein. Ihre Dienerin ist ja auch da und kann sich um Ihr Wohl kümmern.«
Das Wesen näherte sich Rainer und tätschelte ihm leicht mit einer seiner Pfoten den Kopf. Rainer zuckte unwillkürlich zurück, als fürchte er, dass es ihn mit ihren Krallen schlagen könnte. Er fühlte einen dicken Kloß in seinem Hals. Seine Halluzinationen waren nicht vergangen. Im Gegenteil: sie hatten sich nach dem zweiten Öffnen seiner Augen noch mehr manifestiert. Verdammt, er wollte endlich aus diesem irrsinnigen Traum aufwachen. Schweigend sah er diesem Katzenäquivalent eines Arztes hinterher und sah, wie die Gestalt eine Tür öffnete und sie hinter sich schloss. Rainer seufzte und kratzte sich am Kopf. Was er sah, ließ ihn aufschreien. Sein kompletter Arm war mit einem gelblichen Fell überzogen! Fell an seinem Arm? Er streckte mit fahrigen Bewegungen seinen Arm aus. Das Bild blieb: Ein muskulöser Arm mit einem gelblichen Fell, der in einer Hand mit drei Fingern und einem Daumen endete. Fasziniert betrachtete er seinen Arm und seine Hand. Versuchsweise öffnete und schloss er sie. Es war definitiv sein Arm und seine Hand - aber vier Finger? Er streckte auch den zweiten Arm aus, doch dieser unterschied sich nicht wesentlich vom anderen Arm. Rainer wusste nicht genau, ob es nun Entsetzen oder Faszination war, als er entdeckte, dass an den Enden seiner Finger Krallen waren, die er ein- und ausfahren konnte. Er strich mit der rechten Hand über seinen linken Arm und spürte jedes einzelne Härchen unter seinen Fingern. Konnte man so etwas träumen? Er weigerte sich, es als Realität
Weitere Kostenlose Bücher