Im Anhang mein Herz

war nicht möglich bei dem Krach. Du hast keine Ahnung, wie primitiv diese Leute sind. Sie reden und reden, alles wird oberflächlich behandelt , klingt hohl, zynisch und gemein. Und kalt. Mir reicht es wieder einmal.
    Dann hat man im Radgeschäft meinen Tacho ruiniert. Die bestellten Teile werden sicher wochenlang auf sich warten lassen.
    Meine Laune war am Nullpunkt. Das Training brachte sie dann wieder ein wenig aufwärts. So funktioniert das meistens.
    Es geht mir aber noch immer nicht besonders gut.
    Wenn ich nicht bald wieder Gelegenheit habe, mit Menschen wie dir zu sprechen, sieht mein Leben traurig und freudlos aus.
    Schade, dass du so besetzt bist, momentan. Ich wünsche mir, dass dein Projekt bald in eine weniger aufwendige Phase kommt, sodass wir auch wieder gemeinsam in einen spannenden Vortrag oder wohin auch immer gehen können. Oder, dass ich dich wenigstens wieder öfter begleiten darf.
    Hier ist es einsam. Und doch bevorzuge ich es, alleine zu wohnen. Ja, mit dir würde ich schon zusammenwohnen wollen, doch sonst kenne ich niemanden, bei dem ich es mir vorstellen könnte.

    10.56
    Und noch etwas: Für mich sieht es so aus, als ob ich ein zwar nicht explizit ausgesprochenes aber doch generelles Telefonierverbot mit dir habe. Soviel ich weiß, hast du zu Hause jede Menge Telefone rumliegen, sprichst mit Gott und der Welt, wobei dich alle auch anrufen dürfen, mich jedoch rufst du nie mehr an. Es wäre so schön, wenn diese Telefonsperre nicht so hundertprozentig wäre, sondern, wenn du mich, wie früher, ab und zu anrufst und ich das auch ab und zu tun darf.
    Ich sehe ein, dass es nicht gerade dann sein soll, wenn du dich von einer stressigen Arbeitswoche erholst oder wenn es deinen Mann stört. Aber prinzipiell. Wenn es dir mal möglich ist, was doch sicher vorkommt, dann greif doch wieder einmal zum Hörer. Zu Hause oder im Büro. Wie würde ich mich darüber freuen.

    11.22
    Gestern habe ich mir eine schöne Landkarte gekauft. Ich muss sie dir unbedingt zum Ansehen schicken.
    Artur
    PS Ich konnte jemandem helfen, der dem Klub eine Anfrage gestellt hatte.

    13.48
    Liebe Marlene!
    Ich war jetzt in der Sonne. Bin Rad gefahren. Es geht mir besser.
    Und muss noch ein wenig ins Freie, das ist gut.

    19.07
    Wie schön, dass du auch eine Radtour gemacht hast!
    Nein, du schuldest mir nichts. Oder ja, du schuldest mir, dass ich dir bald wieder etwas besorgen darf.
    Also, ich war nicht besonders weit, bin aber dafür auf allen möglichen Nebenwegen gefahren. Ich sah viele Mäuschen auf den gepflügten Feldern. Und Hasen. Zurück fuhr ich in den besonders roten Sonnenuntergang.
    Sei mir nicht böse, ich fand deine Mail über den Klub wirklich sehr interessant und will dazu auch noch etwas schreiben – aber nicht jetzt. Ich habe dringend ein Bad nötig. Später will ich mir einen Thriller ansehen.
    Ich hoffe, dass es dir recht gut geht.
    Eine angenehme Nacht, liebste Marlene!
    Artur.

    20.43
    Nun habe ich doch noch hereingesehen vor dem Fernsehen. Nur das gleich: Ja, liebe Marlene, es geht mir wieder gut. Mach dir keine Sorgen.

    Sonntag, 16. Oktober, 0.19, zu Hause
    Andererseits ist es sehr schön, wenn ich eine Mail bekomme, die sehr spät im Büro, sehr früh von zu Hause oder auch mitten in der Nacht datiert ist. Ich bin hungrig nach jeder Information von dir.
    Danke, deine Antwort hat mich getröstet.
    Es liegt an dir, mich verstehen zu wollen.
    Artur

    12.29
    Ja, ich weiß, dass ich anrufen darf, du aber deswegen Probleme bekommen könntest. Das weiß ich sehr wohl. Und ich möchte es nicht, dass du Probleme bekommst, nein.
    Es waren sehr schöne Telefongespräche zwischen uns, besonders im letzten Winter.
    Nein, mit dir kann ich nicht zu lange traurig sein. Du gibst mir so viel.
    Nachdem wieder einmal alles gesagt ist, finde ich unsere Kommunikation wunderbar.

    16.17
    Das sollte nicht sein! Dann ist dein Sitz zu niedrig eingestellt.
    Ja, bitte, schau, dass du keine Verkühlung bekommst.
    Ich sage es dir im Übrigen gleich jetzt, was ich vor einer Woche zu diesem Anlass überlegte: Solltest du wirklich einmal so krank werden, dass du ins Spital musst, so wird mich nichts und niemand abhalten können, dich anzurufen und täglich zu besuchen. Das meine ich vollkommen ernst. Pass also auf, dass du nicht in diese Verlegenheit kommst!
    Artur
    PS Nein deine Mail über den Klub war nicht zu lang. Absolut nicht. Wann immer du dich mit etwas genauer beschäftigst, wird das auch für mich