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Im Anhang mein Herz

Im Anhang mein Herz

Titel: Im Anhang mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Schön
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besser!

    Mittwoch, 30. November, 6.15, zu Hause
    Wenn zwei mit zwanzig heiraten, so haben sie heutzutage vielleicht sechzig Jahre miteinander zu leben. Das kann doch keine Freude mehr machen.
    Artur
    PS Vergiss es! Reset!
    Wir beide sind doch unverbesserliche Rechthaber. Ich geniere mich. Aber wir werden uns bessern, ja? Ich verspreche es!

    17.14
    Danke, lieb. Aber den neuen Anzug habe ich in Erwartung düsterer Dinge vorläufig mal gestrichen. Da wir uns eh nicht sehen dürfen beim Konzert, wäre es nur überflüssige Eitelkeit gewesen, mich in Schale zu werfen.

    17.25
    Die Ausgabe ist wirklich enorm interessant und kommt wie gerufen.
    Ich hatte aber noch keine Zeit, alles zu lesen. Da ich heute schon um drei aushatte, bin ich gleich nach Hause gefahren.

    17.27
    Ich verstehe dich gut, lass die vielen Mails einfach liegen! Tu doch heute Abend, worauf du wirklich Lust hast.
    Artur
    PS Trainiert wird ein andermal.

    22.26
    Nein, man kann nicht alle Missverständnisse einfach aufklären!
    Und deshalb möchte ich dich bitten, dass wie diese Diskussion beenden. Diesmal endgültig.
    Du bist einfach zu sehr von dir eingenommen. Du denkst:
    Es ist doch ganz einfach, alle Menschen können es schaffen, so toll verheiratet zu sein, wie ich es bin.
    Du siehst dich als das Maß aller Dinge. Du verletzt mich mit dieser ewigen Überheblichkeit!
    Und Diskriminierung!
    Wir sollten versuchen, anderen nicht vorzuschreiben, wie sie zu handeln und zu leben haben, das ist meine Antwort.
    Aber sie nützt nichts. Ins Leere.

    22.40
    Liebe Marlene,
    wenn du nur wüsstest, mit welcher Freude und mit welchem Mut ich heute an deine Mail gegangen bin.
    Und dann kam eine Ohrfeige nach der anderen, ein Hieb nach dem anderen.
    Ich hätte meine Antwort nicht absenden dürfen, da hast du schon recht. Aus dem Grund, dich bei Laune zu halten. Es spielt ja immer wieder die Sorge mit, dass du mich sonst nicht mehr treffen willst.
    Das finde ich auch unfair. Aber wen kümmert es?
    Doch nun betrachte ich es als meine Pflicht, dich darauf hinzuweisen, dass du diese oder jene Mitmenschen, alle, die nicht deinem Ideal entsprechen, nicht abwerten darfst.
    Glaub es mir, liebe Freundin, ich weiß es: Du bist im Irrtum! In einem selbstgefälligen Irrtum. Du hältst dich für einen besseren Menschen. Ich fühle es, wie du auf mich herabschaust, und kann es nicht ändern. Doch es geht nicht um mich. Du siehst ja auf alle herab, die nicht nach deinen Regeln leben. Du kränkst alle. Daher kann ich dir diesen Hinweis nicht ersparen.
    Du weißt, dass du von mir geliebt bist, auch wenn du auf mir herumtrampelst.
    Artur
    PS Warum ich traurig bin, wenn du mich missverstehst? Weil ich es eben bin, da frage ich nicht vorher, warum! Du bist nicht traurig, wenn ich dich missverstehe. Ist halt so. Den Grund dieses Unterschieds kann ich mir sehr genau denken.

28

    Donnerstag, 1. Dezember, 6.25, zu Hause
    Ich wollte ja eigentlich nur wissen, ob du am Freitag Nachmittag von deinem Büro aus nach Hause fährst und ich dich abholen darf.
    Artur

Band 5 – Vereint

28

    Donnerstag, 1. Dezember, 20.22, zu Hause
    Liebe Marlene!
    Gute Nacht! Ich weiß nicht, ob du es jetzt noch liest: Heute mache ich dir zum Geschenk, dass ich nichts schreibe. Dazu darf ich aber auch nichts lesen von dir, denn sonst kann ich es nicht. Ich muss also bis morgen neugierig sein.
    Viele Küsse!
    Artur

    Freitag, 2. Dezember, 13.52, zu Hause
    Liebe Marlene!
    Gerade froh über den Beginn der Freizeit nach Hause gekommen, habe ich dir erst am Abend mailen wollen, wenn ausgeruht, und nur liebe und schöne Dinge. Ich sende dir nun aber doch eine kurze Nachricht gleich.
    Es läutete nämlich just im Moment des Hereinkommens das Telefon, und man sagte, dass meine Oma im Sterben liege. Sie sei vom Pflegeheim ins Spital transportiert worden mit einer plötzlichen Lungenentzündung. Sie habe nach mir verlangt: Falls er mich noch einmal sehen will, soll er kommen.
    Natürlich fahre ich gleich hin. Zudem die Schwester sagte, die Patienten wüssten selbst am besten, warum sie so etwas sagten.
    Zu viel Freizeit zu haben, ist niemandem von uns vergönnt. Müde darf man nicht sein und dem Tod lieber aus dem Weg gehen auch nicht.
    Wenn sie es so wünscht?
    So hoffe ich doch, dass meine Anwesenheit ihr das Sterben erleichtern kann. Wenn es wirklich so weit sein sollte. Wer weiß.
    Dir einen angenehmen Abend oder Nachmittag, sicherheitshalber auch Gute Nacht gewünscht.
    Mit vielen, vielen lieben Küssen
    Artur
    PS Dass

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