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Im Anhang mein Herz

Im Anhang mein Herz

Titel: Im Anhang mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Schön
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habe.
    Mein neuer Boss fragt mich ständig etwas. Er ist seinem neuen PC gegenüber von vornherein negativ eingestellt, da er sich damit nicht auskennt.
    Inzwischen habe ich auch meinen Kasteninhalt übersiedelt. Aber jetzt habe ich Zeit für deine Mails.
    Artur
    PS Am Montag schreibe ich dir die neueste Story von hier.

    Freitag, 2. April, 11.32
    Betreff: Musik
    Also gut, nur mehr schöne Musik. Aber alles war doch nicht schlecht?
    Dann lassen wir das mit Donnerstag halt.
    Gestern Abend war ich wieder auf dem schönen kleinen Felsen bei mir zu Hause. Am Wochenende ist wieder mehr geplant.
    A.

    Freitag, 2. April, 12.02
    Betreff: Ihr drei
    Wie schön, dass ihr drei, du, dein Mann und die Beratungsschwester, von der du so begeistert bist, so intelligent seid.
    Ich bin es weniger und mir fällt sicherlich nichts Neues zu meinem Problem ein.
    Du wirst deinem Mann treu sein, ich werde unglücklich sein und dein Mann wird noch unglücklicher werden, da er sich nie sicher sein kann, ob die erste Aussage noch stimmt, und du bist dann auch immer unglücklicher, weil dein Mann immer unglücklicher ist.
    Warten wir also auf die Schwester Beraterin, was für eine Lösung sie aus ihrem katholischen Himmel herzaubern wird.

    Freitag, 2. April, 12.09
    Betreff: Bis dann
    Entschuldige, aber das alles kommt wie immer knapp vor dem Wochenende. Ich logge jetzt aus.
    Artur

    Freitag, 2. April, 14.04
    Betreff: Dienstreise
    Ich muss am Mittwoch weg mit meinem Boss.
    Lieb, dass du angerufen hast. Ich dachte nicht, dass du noch da bist.
    Artur

    Freitag, 2. April, 14.08
    Betreff: Danke dir auch
    Liebe Marlene, es geht schon wieder.

    Freitag, 2. April, 14.10
    Betreff: Mach dir auch ein schönes Wochenende.
    Du hast es wirklich auch nicht leicht.
    Viel Spaß mit deinen lieben Kleinen.
    Artur

    Samstag, 3. April, 13.52
    Betreff: Reise
    Liebe Marlene! Ja, ich freue mich.
    Ich kann nach der Besprechung auch noch einkaufen, ich fliege sehr gern, und es scheint nun endlich wieder einmal mit vernünftigen Aufgaben loszugehen.
    Wir werden eine ausführliche Einführung in das Aufgabengebiet erhalten, hieß es. Mein Boss weiß auch noch nicht viel mehr.
    Es ist so schön im neu eingeräumten Büro. Da die Zwischentüre zum Nebenzimmer immer offen ist, kann ich jetzt in zwei Zimmern auf und ab gehen, Tee kochen, die PCs einrichten, die mir angehören.
    Ich bin sehr glücklich über die neue Arbeitssituation. Am Montag werden wir eine kleine Einzugsparty feiern. Eine Menge Sekt haben sie schon eingekühlt.
    Aber ich sollte nichts trinken.
    Manchmal ist es leicht, unten beim Portier vorbeizukommen, manchmal macht einer Männchen. Aber ich stehe gut mit den Obrigen und brauche keine Angst zu haben.
    Noch etwas, ich habe beschlossen, dir meinen alten Musikplayer für die Kinder zu überlassen. Die Kopfhörer sind vom neuen, ungebraucht, da ich lieber einen anderen Typ verwende. Sag jetzt nicht Nein. Ich gehöre zu dir und darf dir daher etwas für die Kinder schenken.
    Schluss Punktum.
    Artur
    PS Seit gestern bin ich auch durch die Übersiedlung aufgewühlt. Du weißt, wie sehr ich Veränderungen im Grunde nicht mag. Und als ich sah, wie mein alter Boss jedes einzelne Kabel sauber verlegt hatte, als ich seine Mail-Kennung endgültig löschte, als wir seine Sachen im Kasten wegen der Übersiedlung entsorgen mussten, als mein neuer Boss heute sagte, nachdem er mich beobachtet hatte, ich sei meinem alten Boss in der Arbeitsweise ähnlich.
    Vielleicht ist es auch eine Form von Liebe, die ich meinem verstorbenen Boss entgegenbringe. Jene platonische Variante, die du von mir erwartest, von Mensch zu Mensch.
    Ich bin froh, dass ich wenigstens noch seinen Schreibtisch, seinen PC und einige Programme von ihm habe. So denke ich noch oft an ihn. Nie will ich ihn vergessen.
    Er erzählte, er sei im Internat aufgewachsen und war sehr fromm. Abgesehen von den zahlreichen Fällen, in denen die Lehrer die Knaben belästigten, habe er selbst den Pfarrer mit der Köchin am WC beobachtet. Die Klos waren unten offen, die Füße der beiden waren zu sehen. Das habe ihn aus seinen frommen Wolken geholt.
    Menschen sind keine edlen Geschöpfe, die betend am Erdboden wandeln, sondern Tiere, die ein paar Tasten drücken können.
    Ideale sollen durch komplizierte Wortschöpfungen wirklich gemacht werden. Sie sind zu vergessen.
    Und dann kommst du mit deinen Gospels daher.
    Ich würde eine Lösung finden, die Beraterin sei nur der Katalysator. Was erwartest du von mir? Dass ich

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