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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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beklagt.
    Jack lachte. »Du hast wirklich Humor.« Er winkte ab. »In den letzten paar Minuten seid ihr an unzähligen Leuten vorbeigekommen. Könnt ihr mir sagen, wie irgendwer davon aussieht?« Er legte den Kopf schief und lächelte. »Warum sollte also irgendjemand wissen, wie ich aussehe?«
     
    Tom fühlte sich, als hätte sich sein Gesicht von ihm abgelöst, als würde es nicht mehr zu ihm gehören. Er spürte das pulsierende Blut in den Schläfen, die Hitze in den Wangen. »Wir hatten eine Vereinbarung.«
    Jack zuckte die Achseln, so dass der blaue Overall verrutschte und die imposante Pistole weiter freilegte. »Haben wir immer noch. Und der erste Schritt ist, dass du die Tasche aufmachst und mir zeigst, was mir gehört.«
    »Aber gerade hast du doch gesagt, dass du uns umbringen wirst.« Tom versuchte, das Gespräch am Laufen zu halten – während er betete, dass es Anna gelungen war, Andre zu benachrichtigen.
    »Genau genommen habe ich gesagt, dass ich euch umbringen könnte .« Jack grinste selbstgefällig; anscheinend machte ihm das hier Spaß. »Sollte ich tatsächlich beschließen, euch umzubringen, werde ich euch kaum vorwarnen. Und jetzt mach endlich die verdammte Tasche auf.«
    »Nein«, sagte Tom mit möglichst fester Stimme. Er musste Zeit gewinnen, ein paar Sekunden noch, vielleicht eine Minute. Sein Leben, Annas Leben, hing von einer einzigen Minute ab, von sechzig endlosen Sekunden. Wo blieb Andre nur? »Nicht, bevor du mir geradeheraus versprichst, dass du uns in Ruhe lässt, sobald du das Geld hast.«
    Jack lächelte. »Ehrenwort.«
    Irgendetwas in Tom kühlte auf den Gefrierpunkt ab, und er wusste: Egal wie, egal wann, ob heute oder morgen, Jack hatte fest vor, sie umzubringen. Er hatte schlicht entschieden, dass es so sein würde.
    Da sah er etwas über Jacks Schulter: Jemand kam die Rolltreppe in der Mitte der Mall hinauf – ein kräftiger Kerl, der sich wie ein Boxer bewegte, mit feuchten Lippen und weißen Zähnen. Andre marschierte zügig auf sie zu, sein Jackett war aufgeknöpft. Anna hatte es geschafft.
    »Also gut.« Tom atmete langsam ein, um die Sache so lang wie möglich hinzuziehen, angetrieben von einem neuen Adrenalinschub, einer frischen, verzweifelten Hoffnung. Er rollte die Schultern und stellte die Tasche auf dem Boden ab.
    Hinter einer Ecke tauchten zwei Weiße auf, die sich Andre anschlossen und sich seinem gleichmäßigen, lässigen Schritt anpassten. Der eine trug einen kastanienbraunen Trainingsanzug und ein goldenes Armband mit seinen Initialen, der andere ein weit geschnittenes Sakko. Jetzt fasste der Zweite in die Seitentasche und holte ein Plastikding heraus, an dessen Spitze ein blauer Funken tanzte. Ein Elektroschocker.
    Tom kniete sich neben die Tasche und legte die Hand auf den Reißverschluss. Das richtige Timing würde über alles entscheiden. Er zögerte. »Denk an dein Ehrenwort.«
    Jack zog die Augen zusammen. »Hör auf, Zeit zu schinden.«
    Er konnte nicht länger warten. Wenn er es noch weiter trieb, riskierte er, dass Jack sich umdrehte, und dann wäre es aus. Tom musste darauf vertrauen, dass Jack auf das bisschen Geld über den Zeitungen hereinfallen würde oder dass es ihn zumindest ablenken würde, bis Malachis Leute hier waren. Noch fünf Meter.
    So langsam, wie er sich noch traute, zog er den Reißverschluss auf und fasste ihn sofort an den Seiten. Er wollte die Tasche nur einen Spalt breit öffnen, um Jack einen kurzen Blick ins Innere zu gewähren. Noch drei Meter.
    Der Cop trat aus einem Spielzeugladen, direkt hinter Andre und seinen Gefolgsleuten. Er hatte die Hand am Gürtel und bewegte sich schnell. Ahnte er etwas? Hatte Halden irgendwie herausgefunden, wo sie waren, und seinen Kollegen benachrichtigt? Tom kniete neben der Tasche und starrte auf den Cop, als dieser plötzlich seine Pistole zog. Ihm wurde schwarz vor Augen. Der Bulle würde alles vermasseln.
    Nur dass der Cop nicht sagte: »Hände hoch, Polizei!« Er sagte auch nicht: »Stehen bleiben, oder ich schieße!«
    Nein, er rief: »Jack, runter!«
    Dann schossen Flammen aus dem Pistolenlauf, und der Kopf des Mannes mit dem Elektroschocker explodierte.
     
    Als Jack Marshalls Stimme hörte, war sein erster Impuls, sich umzudrehen und die Lage zu checken. Aber er hatte vor langer Zeit gelernt, dass es steil bergab ging, wenn man in solchen Momenten nicht auf seinen Partner vertraute – weshalb er sich schleunigst auf die Knie fallen ließ.
    Obwohl er wusste, was kam, traf ihn das

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