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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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sie schließlich auf dem verwaisten Parkplatz hielten, den sie im Vorfeld ausgespäht hatten. Als Bobby den Motor abstellen wollte, drehte er den Schlüssel zuerst in die falsche Richtung. Der Motor heulte laut auf.
    »Mann!«, sagte Will. »Wie alt bist du eigentlich? Vierzehn?«
    »Ich sagte, es reicht.« Jack schob den Ärmel seines Anzugs nach oben und warf einen Blick auf die Uhr. Eine Weile warteten sie in einträchtigem Schweigen, lauschten dem leisen Ticken des Motors und dem Partylärm überall um sie herum. River North, dachte Jack, das Reich der Clubs, la-la Scheiß-LA!
    »Fandet ihr ihn nicht auch ein bisschen klein?« Bobby musste den Namen nicht erst erwähnen.
    »Sind die alle«, antwortete Will. »Tom Cruise ist eins siebzig, Al Pacino auch.«
    »Pacino? Schwachsinn!«
    »Emilio Estevez, Robert Downey Jr. …«
    »Den mag ich aber«, sagte Bobby. »Toller Schauspieler.«
    »Ändert nichts daran, dass er ein Zwerg ist.«
    Jack ließ sie reden. Er atmete langsam ein und aus und wartete darauf, dass es endlich losging.
    »Schon komisch«, meinte Bobby. »Als wäre der Papst zu Besuch! Die ganze Woche erzählen sie, wo er jetzt wieder gesehen wurde. Im Red Eye war ein Artikel über sein Lieblingsrestaurant. Dabei ist er doch nur zum Arbeiten hier, oder? Um ’nen Film zu drehen. Aber wo er essen geht, das kommt in die Nachrichten! Könnte einem fast leidtun, der Kerl.«
    »Klar«, erwiderte Will. »Armer kleiner Millionär, der sich kaum vor Schlampen retten kann, neben denen deine Matratzen aussehen wie Riesenschnauzer.«
    »Will.« Jack drehte sich um. »Geh doch mal vor zur Ecke und halte nach Cops Ausschau. Wärst du so nett?«
    »Was soll das? Warum?«
    »Weil ich es sage.«
    Will seufzte. »Okay, okay.« Er stieß die Tür auf, der Straßenlärm flutete herein. »Scheißamateur«, murmelte er noch, als er ausstieg.
    »Verpiss dich.« Bobbys Stimme war nur ein Flüstern.
    Wieder saßen sie schweigend nebeneinander. Jack wollte die Stimmung etwas abkühlen lassen. Unwillkürlich ließ er die Knöchel in den Handschuhen knacken. Eine Minute verging, bis er sagte: »Alles in Ordnung mit dir?«
    Bobby blickte ihn an. Sein Gesicht war blass, seine Pupillen wirkten riesig. »Ich kann das nicht.«
    »Natürlich kannst du das. Das ist die einfachste Sache der Welt.«
    »Jack –«
    »Du kannst es.« Er lächelte. »Hör mal, ich weiß, wie’s dir geht. Bei meinem ersten Überfall hab ich wie blöd gezittert. Hätte fast die Knarre fallen lassen.«
    »Ehrlich? Du?«
    »Na sicher. Gehört zum Job. Was denkst du, warum Will heute so’n Arsch ist? Jedem flattern die Nerven.«
    »Auch Marshall?«
    Jack zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.« Lächelnd klopfte er seinem Bruder auf die Schulter. »Ich versteh schon, das hier ist ’ne Nummer größer als deine sonstigen Dinger. Versuch einfach, an die Belohnung zu denken. In ’ner Viertelstunde bist du ein reicher Mann.«
    »Aber –«
    »Wenn es auch zu dritt ginge, würden wir es zu dritt durchziehen. Wir brauchen dich, Bruder.«
    Bobby nickte, atmete tief ein und langsam wieder aus, ließ den Kopf kreisen. »Okay.«
    In Jack breitete sich plötzlich die vertraute innere Wärme aus. »Du wirst sehen, das macht Spaß. Die Witkowski-Brüder lassen’s krachen! Mach’s einfach genau wie ich, dann ist es in nullkommanix vorbei.« Er versetzte Bobby einen Stoß gegen den Bizeps. »Bist doch ein harter Kerl!«
    »Natürlich«, sagte Bobby, nahm noch einen tiefen Atemzug und zog eine Smith aus der Tasche, schwarz auf poliertem Chrom. Lud sie durch. »Ich bin ein harter Kerl.«
    Sie stiegen aus, den Schlüssel ließen sie stecken. Der Lärm von einem Dutzend Clubs, das Hupen der Taxis und das Gewieher der Mädchen erfüllten die Nachtluft. Intensiver Kakaoduft kitzelte Jack in der Nase, herübergeweht von der Blommer Chocolate Company in einem guten Kilometer Entfernung.
    »Sind die Damen jetzt auch fertig?«, fragte Will und wippte auf den Fußballen vor und zurück.
    Jack ging nicht auf die Bemerkung ein. »Ab geht’s.«
    Gemütlich schlenderten sie Richtung Osten – ganz normale Geschäftsleute, vielleicht Tagungsreisende, ein Wochenende weg von zu Hause, weg von der quengelnden Ehefrau. Zeit genug, um das hiesige Nachtleben zu begutachten, ein paar Cocktails zu schlürfen und vielleicht sogar ein Mädchen im Alter der eigenen Tochter zu knallen, bevor es am nächsten Morgen mit dem ersten Flug zurück in die Langeweile ging. Jack schob sich zwischen die

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