Im Augenblick der Angst

Trauer.
    »Alles wird gut, oder?«, fragte Anna. »Ich meine, irgendwann?«
    Tom kratzte sich an der Backe. »Ich hab darüber nachgedacht, was du damals gesagt hast. Dass es wie in einem alten Märchen ist.«
    Anna nickte.
    »Ich dachte mir, Geschichten sind immer irgendwann zu Ende, aber das Leben geht weiter. Und wir können nichts weiter tun, als aus der Vergangenheit zu lernen und zu versuchen, es in Zukunft besser zu machen.« Tom zögerte. »Wir müssen einfach unseren Weg durch den Teil finden, der nach der Geschichte kommt.«
    Für die Art, wie Anna ihn ansah, war noch kein Wort erfunden worden. »Ich liebe dich.«
    »Komm her.« Er lehnte sich im Sessel zurück.
    Anna legte das Papierbündel zur Seite – das Buch, von dem er immer behauptet hatte, dass er es eines Tages schreiben würde – und kuschelte sich in seinen Schoß. Tom nahm sie in die Arme, drückte sie an sich und blickte ein letztes Mal auf das Manuskript, bevor er die Augen schloss und sich ganz auf diesen Moment konzentrierte.
    Mehr hatten sie nicht. Aber es reichte.
     
    Lieber Julian,
    jetzt, während ich diesen Brief schreibe, bist du noch ein Baby; wenn du ihn liest, wirst du ein junger Mann sein. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, um dich auf das vorzubereiten, was du hier lesen wirst. Ich weiß nur, dass du danach anders über uns denken wirst. Vielleicht wirst du uns sogar hassen.
    Das ist es, was uns am meisten Angst macht. Deshalb haben wir, deine Mutter und ich, auch darüber nachgedacht, die ganze Geschichte geheim zu halten, und ein Teil von mir will sie immer noch verschweigen. Ich würde mir gerne vormachen, dass wir dich nur zu einem besseren Menschen erziehen müssten, als wir es sind, um unsere Taten auszugleichen. Aber das wäre eine Lüge. Solange du die Wahrheit nicht kennst, werden wir unsere Schuld niemals vollständig beglichen haben.
    Genau das wirst du in diesen Seiten finden: die Wahrheit, so gut wir sie wiedergeben können. Die Geschichte darüber, wie wir zu den Menschen wurden, die wir heute sind, und wie du zu unserem Sohn geworden bist. An manchen Stellen musste ich auf Vermutungen zurückgreifen, wenn wir etwas einfach nicht wussten. Aber ich wollte dir wirklich alles sagen – auch die Dinge, durch die wir dich verlieren könnten.
    Bitte behalt eines im Kopf, während du liest: Ja, wir waren gierig – aber nur, weil es um Liebe ging.
    Deine Mutter und ich haben einmal darüber gesprochen, was eigentlich der Sinn des Ganzen ist – woran man noch glauben soll in einer Welt, die sich so schnell verändern kann, in der es keine festen Regeln gibt, nichts, auf das man sich ohne jeden Zweifel verlassen kann. Schließlich sagte Anna, dass man sich nur an ein paar Grundsätze halten kann: Ein gutes Leben leben. Die Mitmenschen gut behandeln.
    Eine Familie gründen und sie lieben, wie sie es verdient hat.
    Wir lieben dich, Julian, unseren Sohn. Jede einzelne Sekunde.
     
    Erstes Kapitel
     
    Das Lächeln war weltberühmt. Jack Witkowski war kein besonders großer Fan davon, aber er hatte diese Zähne schon oft, sehr oft gesehen…

Danksagung
     
    Ohne eine ganze Schar anderer Menschen würde es dieses Buch nicht geben. Mein aufrichtiger Dank geht an:
    Meinen Freund und herausragenden Agenten Scott Miller, der es einfach drauf hat; seine stets gut gelaunte Assistentin Stephanie Sun; und Sarah Self, die Hollywood aufmischt. Wenn ich um Rat zum Thema Agenten gebeten werde, kann ich nur sagen: Besorgt euch meine.
    Meinen Lektor Ben Sevier, einen Mann auf dem Weg zur lebenden Legende. Es ist schlicht unglaublich, wie viel besser ein Buch ist, sobald er damit fertig ist.
    All die anderen Leute bei Dutton, besonders Brian Tart, Trena Keating, Lisa Johnson, Rachel Ekstrom, Rich Hasselberger, Carrie Swetonic, Aline Akelis, Erika Imranyi und Susan Schwartz.
    Drei Retter in der Not: Bei Kaffee und Bier, bei kurzfristig anberaumten Frühstückstreffen und Brainstorming-Sessions zu später Stunde haben mir Sean Chercover, Joe Konrath und Michael Cook wiederholt den Arsch gerettet.
    Meine ersten Leser: Brad Boivin, Peter Boivin, Jenny Carney, Darwyn Jones und Dana Litoff. Ein besonderer Dank geht an Blake Crouch, für seine außergewöhnlich eingehende und kenntnisreiche Lektüre.
    Die ganze Krimi-Community, im Besonderen Jon und Ruth Jordan, Judy Bobalik, Ken Bruen, Lee Child, Ali Karim, Dennis Lehane, Laura Lippman, David Morrell, T. Jefferson Parker, Patricia Pinianski, Sarah Weinman und allen, die bei Killer Year und