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Im Bann der Leidenschaft

Im Bann der Leidenschaft

Titel: Im Bann der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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zwei Stunden bringe ich dich heim.«
    Zum erstenmal stiegen leise Zweifel in ihr auf. Ein zweistündiges amouröses Vergnügen? Hielt er sie für eine Prostituierte? »So sehr ich’s auch bedaure, es geht wirklich nicht.« Um eine bisher erfolgreiche Taktik anzuwenden, warf sie ihm einen verlockenden Blick durch halb gesenkte Wimpern zu.
    »Biest!« fauchte er. Abrupt ließ er sie los und bahnte sich mit Hilfe seine Ellbogen einen Weg zwischen den Tanzpaaren.
    Die schöne Gräfin Beckendorff blieb auf dem Parkett stehen, im Mittelpunkt allgemeinen Interesses. Wie konnte er es wagen, sie dermaßen zu beleidigen? Mühsam bezähmte sie ihre Empörung und zwang sich zu einem Lächeln. Dann schlenderte sie zum Rand der Tanzfläche, den Kopf würdevoll erhoben, und ignorierte das boshafte Getuschel der Klatschbasen.
    Als der Prinz die breite, mit einem roten Teppich bedeckte Marmortreppe hinabstürmte, achtete er ebensowenig auf die neugierigen Blicke, die ihm folgten. In der Halle schnippte er gebieterisch mit den Fingern und befahl einem Lakaien, seinen Zobelmantel zu holen. Ungeduldig wartete er, und es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis der Mann seinen Auftrag erfüllte.
    Elendes Miststück, dachte Alex erbost. Glaubte die verflixte Kurtisane, er wäre ein Spielball ihrer Launen? Zwei Nächte lang hatte sie ihn vertröstet. Bei Gott, auf dieser Welt gab es keine einzige Frau, die er so dringend brauchte. Gewiß konnte er sehr gut ohne Amalie leben und, wann immer er wollte, sein Verlangen in anderen Armen stillen.
    Endlich brachte der Lakai den Mantel, und Alex schlüpfte in seinen kostbaren Pelz. Dann nickte er dem Mann wortlos zu und wandte sich ab. Aber nach wenigen Sekunden bereute er sein schroffes Verhalten. Warum ließ er seine Wut an einem unschuldigen Dienstboten aus? Mit einem wehmütigen Lächeln drehte er sich um, warf ihm zwei goldene Rubel zu und entschuldigte sich: »Tut mir leid, eine Frau hat meine Stimmung getrübt.«
    Grinsend steckte der Lakai die Münzen ein und zuckte die Achseln. »Keine Frau ist’s wert, daß man sich ihretwegen den Kopf zerbricht. Suchen Sie sich doch eine nette kleine Zigeunerin, Exzellenz. Die wird Ihr Blut erwärmen und Ihren Zorn kühlen.«
    Ja, vielleicht hat er recht, dachte Alex. Ein paar hübsche Zigeunerinnen und zwei Wochen auf seinem Lieblingslandsitz bei Moskau würden ihn aufmuntern. Sicher wäre es erholsam, den hektischen, lächerlichen gesellschaftlichen Aktivitäten für einige Zeit zu entfliehen. Er würde mit Ivan Wölfe jagen. Welche seiner neuen Waffen sollte er ausprobieren? Natürlich durfte er die drei Kisten erlesenen Tokajer nicht vergessen, die er vor kurzem gekauft hatte. Jetzt verschwendete er kaum noch einen Gedanken an Amalie.
    Als der Lakai die Tür öffnete, trat der Prinz ins Schneetreiben hinaus und blickte den stillen, beschaulichen Freuden des Landlebens erwartungsvoll entgegen. Er hatte seinem Fahrer Ivan befohlen, die Troika vor dem Eingang stehenzulassen, da er angenommen hatte, er würde das Fest frühzeitig verlassen, zusammen mit Amalie.
    Im Fackelschein lief er die Stufen hinab. »Ivan«, rief er fröhlich. »Wir fahren nach Podolsk! Sofort!«

2
    Von wirbelnden Flocken umgeben, stand ein Gast des Dolgorouky-Balls auf den Eingangsstufen, wesentlich schlechter gelaunt als der Mann, der mit langen Schritten zu seiner schönen, reichverzierten roten Troika eilte. Zitternd und angstvoll zog Zena Turku ihr dünnes Cape enger um die Schultern.
    Sie hatte Baroneß Adelberg, ihre Tante, auf den Ball begleitet und zuvor den Auftrag erhalten, General Scobloff, der sie heiraten wollte, möglichst liebenswürdig zu begegnen. Schluchzend und fluchend protestierte Zena, brachte die Tante aber nicht von ihrem Entschluß ab, sie mit diesem abscheulichen, dicken, lüsternen Mann zu vermählen, der mit seinen einundsechzig Jahren schon zwei Ehefrauen unter die Erde gebracht hatte. Zena und ihre verwitwete Tante konnten einander nicht ausstehen.
    Vor drei Jahren war Zenas schöne tscherkessische Mutter im Kindbett gestorben. Der Vater versank in lethargischer Verzweiflung, aus der er nie mehr auftauchte. Eine Woche nach dem Begräbnis verließ er mit Zena und dem Baby das idyllische, ertragreiche Landgut bei Astrachan und zog nach Petersburg. Dort begann er, zu trinken und zu spielen, im vergeblichen Versuch, seiner Melancholie zu entrinnen. Nur selten blieb er lange genug nüchtern, um zu bemerken, daß Zena ihn brauchte, und ihr zu

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