Im Bann des Milliardaers
…“
„Das bliebe zu entscheiden.“
„… und eines Morgens hätte ich wohl beschlossen, mir das Kind zu holen und seinem liebevollen Heim zu entreißen, obwohl ich es als Baby verleugnete.“
„Das hat er dem Mädchen erzählt? Kein Wunder, dass sie behauptet, du hättest sie entführt!“ Huw verstand nicht, wie sein Freund so ruhig bleiben konnte. „Antonio, wenn der Mann aus irgendeinem kranken Rachegelüst handelt und es ihm sogar gleichgültig ist, wie sehr er das Mädchen verletzt … Hast du dir schon einmal überlegt, was auf dich zukommt, wenn er das der Presse steckt?“
„Da spricht der Anwalt in dir“, spottete Antonio. „Keine Sorge, er wird es nicht an die Presse weitergeben.“
„Wieso bist du da so sicher?“ Mit gerunzelter Stirn musterte Huw den Freund, dann dämmerte es ihm. „Du hast etwas gegen ihn in der Hand, stimmt’s?“
„Sagen wir einfach, Mr. Finch ist ein paar Mal hart am Wind gesegelt, in rechtlicher Hinsicht. Dieses Phänomen ist mir bei gierigen Männern schon öfter aufgefallen.“
„Und natürlich weiß Finch, dass du weißt …?“
„Ich glaube, ich habe es ihm gegenüber angedeutet, ja“, gab Antonio lässig zu.
Huw stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. „Na, das ist immerhin etwas. Glaubst du dem Mann? Ich meine, nur, weil du seine Frau gekannt hast?“ Huw wusste, er wagte sich hier auf unsicheres Gebiet. Antonio war berüchtigt dafür, grundsätzlich nicht über sein Privatleben zu sprechen.
„Damals war sie noch nicht seine Frau, Huw.“ Antonio ließ einen Bleistift zwischen den Fingern hin und her wandern. „Anscheinend hat sie jahrelang Tagebuch geführt. So fand Finch auch heraus, dass Tamara nicht seine Tochter ist.“
„Nur weil es in einem Tagebuch steht, muss es nicht wahr sein. Als Kind hatte ich auch ein Tagebuch, da habe ich alle meine Wunschträume reingeschrieben. Wenn man einen Wunschvater für sein Kind sucht, drängt sich der reiche und mächtige Antonio Rochas doch geradezu auf.“
„Huw, das war vor vierzehn Jahren. Damals existierte der ‚reiche und mächtige Antonio Rochas‘ noch nicht. Damals war ich auf dem College und habe in einer unserer Hotelküchen Teller gespült und Drinks serviert, weil mein Vater darauf bestand, dass ich das Geschäft von der Pike auf lernen sollte.“
„Sie wusste also nicht, dass du der Sohn vom Boss bist?“
„Niemand außer dem Manager wusste es. Außerdem … In dem Moment, als ich das Mädchen sah, wusste ich, dass sie meine Tochter ist.“
„Herrgott, Antonio, bei einer solchen Sache kannst du dich doch nicht auf deinen Instinkt verlassen!“
„Brauche ich auch nicht. Finch war so zuvorkommend und legte mir gleich Tamaras DNA-Test vor. Ich habe dann den Test bei mir machen lassen.“
„Es besteht kein Zweifel?“
Antonio schüttelte den Kopf.
„Du lieber Himmel. Und was hast du jetzt vor?“
„Ich werde auf den Landsitz ziehen.“
„Ist die Kleine dort?“
„Es scheint mir weniger traumatisch, sie vorerst dort unterzubringen, als mit ihr nach Spanien zu fliegen.“ Er hatte gute Kindheitserinnerungen an The Grange, das Anwesen, auf dem seine englische Mutter groß geworden war und das ihm sein Großvater vermacht hatte.
„Ist deine Mutter auch dort?“
„Sie ist mal wieder auf einer ihrer Weltreisen. Sie hatte mir angeboten zurückzukommen, aber ich dachte mir, es sei ganz gut, wenn Tamara und ich erst einmal einige Zeit allein miteinander verbringen.“
Sollte seine Mutter ihr Angebot jedoch wiederholen, würde seine Antwort heute anders ausfallen.
Die Tür fiel krachend ins Schloss.
Antonio war inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass er diesen Laut in unmittelbarer Zukunft relativ häufig hören würde.
Es musste eine Lösung für dieses Problem geben. Es gab immer eine Lösung. Er wusste nur im Moment noch nicht, welche.
„Ich will dich nicht, und du willst mich nicht!“, hatte seine Tochter noch vor ihrem dramatischen Abgang geschrien. „Du wünschst dir, ich wäre nie geboren worden! Du bist ja nicht einmal Engländer! Und“, wütend hatte sie in sein Gesicht geblickt, „es ist allein deine Schuld, dass ich so elendig groß bin. Weil ich deine Gene geerbt habe!“
„Ich bin schließlich dein Vater.“
Tamara konnte ihre Tränen kaum zurückhalten. Die Hand auf der Türklinke, funkelte sie ihn mit feuchten Augen an. „Bio-Vater!“ Das Wort klang wie eine Beleidigung und war auch als solche gedacht. „Und wieso hast du überhaupt so
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