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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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1. KAPITEL
    Das grün-weiße Wasserflugzeug streifte fast die Wipfel der Bäume, als es mit dröhnendem Motor zur Landung auf dem größeren der zwei Seen ansetzte, die einen Teil einer weitläufigen Seenplatte bildeten. Clio Blake, die mit einem Motorboot das Fahrwasser einer Yacht schnitt, die gerade vor ihr den Kanal verlassen hatte, hörte zuerst das laute Brummen. Als das Flugzeug dann über ihren Kopf hinwegbrauste, schaute sie auf und wünschte sich, dass sie Zauberkräfte besäße, mit denen sie es verschwinden lassen könnte.
    Sie wollte ihn nicht hier haben. Er hätte nicht kommen dürfen. Das war nicht richtig.
    Clio drosselte das Tempo und steuerte das Boot in den schmalen Kanal, der die beiden Seen miteinander verband. Ein Schild wies auf die hier geltende Geschwindigkeitsbegrenzung hin und warnte Bootsfahrer vor der Gefahr, dass das Aufwirbeln des Wassers den Uferrand zerstörte.
    Vom Kanal aus gelangte Clio in den größeren See. Widerstrebend erhöhte sie das Tempo wieder und fuhr quer übers Wasser zum Anlegeplatz der Flugzeuge. Die Twin Otter drehte schon auf der Wasseroberfläche, bereit, wieder abzuheben.
    Also war er gekommen. Nichts hatte seine Ankunft verhindert. Als sie sich bei diesem Gedanken ertappte, verzog Clio das Gesicht. Hatte sie unbewusst gehofft, das Flugzeug würde abstürzen?
    Daran konnte man erkennen, wie heftig sie ihn ablehnte. Aber ihre Eltern hatten nic ht auf sie hören wollen. Ihre Schwester Zara hatte ihn hier haben wollen, und was Zara sich wünschte, das bekam sie auch. Deshalb war Prinz Jalal ibn Aziz ibn Daud ibn Hassan al Quraishi, der soeben entdeckte Neffe der Herrscher der Emirate von Barakat, hergekommen. Und das für den ganzen Sommer.
    Ob Prinz Jalal sich noch an ihre letzte Begegnung erinnerte?
    Sie rechnete halbwegs damit, dass er sich weigern würde, die Hilfe einer Frau anzunehmen, aber er beugte sich vor und nahm ihre Hand. Als seine Finger ihre berührten, schnappte Clio nach Luft. Es war, als hätte ein Blitz sie getroffen, und rasch zog sie ihre Hand zurück.
    Jalal bemühte sich, sein Gleichgewicht wieder zu gewinnen, doch das gelang ihm nicht, und außerdem glitt das Boot genau in dem Moment ein Stück weg, als er hinabfiel. Ungeschickt landete er mit einem Fuß auf dem Sitz, kam mit dem anderen auf dem Boden auf, schlidderte und streckte seine Hände unwillkürlich nach Clio aus.
    Sie fasste automatisch nach ihm, und so sanken sie sich förmlich in die Arme. Jalal kniete vor ihr und hielt sie umfangen, den Kopf an ihre Brüste gepresst, und Clio hatte ihre Arme um seine Schultern geschlungen.
    Unter ihren Händen spürte sie seine Körperwärme und seinen Atem an ihrem Hals. Einen Moment lang spiegelte sic h die Sonne mit einer Helligkeit auf dem Wasser wider, dass ihr die Augen schmerzten.
    Plötzlich packte Clio der Zorn. „Nehmen Sie Ihre Hände weg!" verlangte sie.
    Jalal richtete sich auf und musterte sie verärgert. „Was wollten Sie damit beweisen?" fragte er gepresst.
    Bei seinem durchdringenden Blick errötete Clio. „Das war keine Absicht. Was halten Sie von mir?"
    Reglos schaute er ihr ins Gesicht. „Ich halte Sie für eine Frau, die die Dinge auf ihre Art sieht. Sie machen mich zum Feind, ohne die Konsequenzen zu kenne. Falls Sie mich noch einmal zum Narren halten wollen, werde ich Ihnen zeigen, was das bedeutet."
    Furcht erfasste sie. Aber das sollte er nicht merken. „Ich glaube, das weiß ich sehr wohl. Vielen Dank." Sie hatte schließlich erfahren, was es bedeutete, ihn zum Feind zu haben, nachdem er Zara entführt hatte.
    Er schüttelte beinahe verächtlich den Kopf. „Wenn Sie das wüssten, würden Sie nicht solche kindischen Spielchen treiben."
    „Was soll das denn heißen?"
    „Sie sind eine Frau, Clio, und ich bin ein Mann. Wenn eine Frau sich einen Mann zum Feind macht, hat das immer einen anderen Grund, als sie denkt."
    Bei dieser Unterstellung schnappte sie empört nach Luft. „Sie sind ja der Gipfel von einem Chauvi!
    Und das, obwohl Sie aus den ziemlich liberalen Emiraten von Barakat kommen. Sie scheinen keine ..."
    Lächelnd wehrte er ab. „Ich komme aus der Wüste", erinnerte er sie.
    „Das habe ich gehört."
    Er hob warnend den Zeigefinger. „In der Wüste lässt ein Mann einer Frau viel Freiheit, aber er ist stark, und sie ist schwach. Er macht Zugeständnisse."
    Zornesröte schoss ihr ins Gesicht. „Zum Donnerwetter ..."
    „Im Gegenzug, Clio, spricht keine Frau in dem Ton mit einem Mann, wie Sie ihn mir

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