GK072 - Die Feuerbestien
Max Hunter wehrte sich mit dem Mut des Verzweifelten. Er schrie lauthals um Hilfe, doch er war allein in seinem Haus. Niemand konnte schnell genug hier sein, um ihn vor diesen schrecklichen Teufeln zu schützen.
»Weg!« schrie er. »Weg! Laßt mich! Laßt mich in Ruhe!« Die vier brennenden Bestien zerfetzten seinen Pyjama. Er versuchte sie abzuschütteln. Da hockte sich eine von diesen grünen Flammen mitten auf sein Gesicht.
Grausige Klagelaute stieß der bedauernswerte Mann nun aus. Das kleine Monster packte ihn mit seinen Flammenhänden am Hals und würgte ihn. Die anderen warfen sich gierig hechelnd auf seinen nackten Körper. Schmatzend bissen sie den Wehrlosen. Überall schlugen sie ihm ihre langen, dolchartigen brennenden Zähne in den Körper.
Gierig schlürften sie sein Blut.
Solange er es noch konnte, schrie Max Hunter.
Doch es war bald vorbei mit ihm.
Als kein Blut mehr in seinen Adern war, stürzten sich die scheußlichen Erscheinungen auf seine Arme.
Der Anblick war abscheulich.
Hunter lag tot in seinem Bett. Und diese grün leuchtenden Flammenteufel turnten auf ihm herum…
***
Vor einer halben Stunde hatte Professor Lance Selby das Mädchen nach Hause geschickt, das für ihn in die Maschine tippte, woran er gerade arbeitete. Man konnte Angie Scott deshalb jedoch noch lange nicht als Professor Selbys Sekretärin bezeichnen. Sie half ihm zum ersten Mal, und gegen einen Hungerlohn obendrein. Die Zusammenarbeit sollte beendet sein, wenn der Professor mit seinem Werk fertig war. Angie arbeitete mehr aus Interesse an der Sache mit. Und sie wollte das Maschinenschreiben nicht ganz verlernen. Deshalb opferte sie ihre freien Abende dem fünfundvierzigjährigen Professor für Parapsychologie. Ohne jeglichen Hintergedanken! Denn Angie Scott war in den festen Händen eines jungen Architekten namens Joe Gyskell.
Vor einer halben Stunde also hatte Lance Selby das rothaarige Mädchen nach Hause geschickt.
Mittlerweile war es halb eins geworden.
Seufzend saß der Professor an seinem Schreibtisch und las Satz um Satz und Zeile um Zeile von dem, was er Angie Scott diktiert und was diese aufs Papier geschrieben hatte. Er nahm ab und zu einige Änderungen vor. Hin und wieder waren Rechtschreib- beziehungsweise Tippfehler auszubessern.
Professor Selby war ein großer Mann mit gutmütigen Augen und der Andeutung von Tränensäcken darunter. Sein Haar begann an den Schläfen grau zu werden. Oben auf dem Kopf war es aber noch dunkelbraun, struppig und dicht.
Leise tickte die Wanduhr. Die Schreibtischlampe leuchtete nicht viel mehr als bloß die Schreibtischplatte aus. Das übrige Arbeitszimmer lag in einem diesigen Dunkel, aus dem sich nur manche Gegenstände unwirklich schimmernd hervorhoben.
Genau um halb eins hörte Professor Selby die Hilferufe seines Nachbarn Max Hunter zum ersten Mal. Die Schreie waren so grauenvoll, so schrill, so verzweifelt, dass Lance Selby entsetzt von seinem Stuhl hochschnellte.
An und für sich pflegte Selby keinen Kontakt mit dem Trunkenbold Hunter. Und er kümmerte sich niemals darum, wenn der allein stehende Hunter hin und wieder in einem Tobsuchtsanfall die halbe Hauseinrichtung zertrümmerte.
Doch diesmal brauchte Hunter offensichtlich Hilfe. Er schien in Todesgefahr zu sein. Anders waren seine fürchterlichen Schreie nicht zu deuten.
Lance Selby wollte dem Nachbarn seine Hilfe nicht vorenthalten.
In fiebernder Eile stürmte der Professor aus seinem Haus.
Die raue Londoner Herbstnacht stürzte sich eiskalt auf ihn und bohrte sich wie mit Dornen bis in sein Knochenmark.
Der Professor erreichte atemlos den Eingang des Nachbarhauses.
Drinnen kreischte und brüllte immer noch Max Hunter. Doch seine Stimme war erschreckend dünn und brüchig geworden.
Der Professor hämmerte mit den Fäusten an die Tür. Sie war versperrt. In diesem Moment erstarb drinnen Hunters Schrei.
Selbys Augen weiteten sich erschrocken.
»Um Himmels willen!«, stieß er aufgeregt hervor. »Hunter! Mr. Hunter!« Er befürchtete ein Verbrechen. Deshalb fackelte er nicht lange. Er warf sich mit seiner sportgestählten Schulter gegen das Holz der Tür.
Viermal rannte er verbissen dagegen an. Dann flog die Tür mit einem hallenden Knall gegen die Wand.
»Mr. Hunter!«, rief Professor Selby mit bebender Stimme.
Er hetzte in das finstere Haus hinein. Die Schreie waren von oben gekommen. Aus Hunters Schlafzimmer. Polternd raste Lance Selby hinauf. Einmal stolperte er, und um ein Haar wäre er lang
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